30.01.2003 | Die Wohnung leert sich, der Papierkram wächst. Was bleibt hier - was muss mit ?? | 12.02.2003 | Reisepass, internationaler Führerschein u.s.w. muss beantragt werden, da die Behörden in der Regel 4 bis 6 Wochen für die Ausstellung benötigen. | 28.02.2003 | Der Möbelverkauf hat begonnen. | 18.03.2003 | Die Papiere (Pass etc.) sind endlich eingetroffen und das Wetter wird frühlingshaft. Hoffentlich hält das an, denn an den Fahrzeugen ist noch viel zu tun. | 30.03.2003 | Glück mit dem Wetter gehabt, konnten viel an den Fahrzeugen machen. Noch 2 bis 3 solche Wochenenden und das Equipment steht! | 09.04.2003 | Trotz der selbst für April ungewöhnlich schlechten Wetterprognosen, der Termin der Abreise steht fest, es ist der 03.05.2003 ! | 27.04.2003 | Nur noch wenige Tage. Die Wohnung ist aufgelöst. Wir leben bereits auf nun noch ca. 10 qm Wohnfläche in unserer Wohnkabine. Fast alles ist gepackt aber es gibt natürlich noch ausreichend Stress. Am 02.05.2003 steigt unsere Abschiedsparty. | 02.05.2003 | Das Schwein rotiert über dem Feuer, Bier, Wein und Flaschen mit "hochprozentigen" Inhalt, auch die aus der ehemaligen Hausbar, die nie aufgemacht wurden ( der russische Wodka von 1989 ), stehen bereit, und nach und nach trudeln Freunde und Verwandte ein. Die Abschiedsparty steigt, mit Planspielen für die Zukunft ("wir sehn uns in fünf Jahren am Baikalsee"), mit Rückblicken auf gemeinsame Unternehmungen und da und dort auch mit einigen Tränen. 2.30 Uhr ist auch der "harte Kern" auf eine Liege gefallen - eigentlich wollten wir Punkt 8.00 Uhr los, aber daraus wird wohl nichts. | 03.05.2003 | Die Verspätung hält sich in Grenzen. 8.45 Uhr "scharfer Start" mit einem sicherlich völlig überladenem Fahrzeug. Aber der "Landy" rollt und nach der üblichen Gewöhnungsphase, schaukel, schaukel, knall - Auflaufbremse rein, ruck - Auflaufbremse raus, kommen wir allmählich in die "Gänge". Demonstrativ "5 Minuten vor 12" verlassen wir deutschen Boden und passieren ohne Verzögerung die Grenze nach Tschechien. Kurz vor Plzen macht sich der wenige Schlaf doch bemerkbar. An einem kleinen See und einem ehrwürdigen Kloster machen wir halt und nach reichlich "gehackten" von Gestern und einem kurzen Spaziergang gibt es etwas Schlaf. | 04.05.2003 | Weiter geht´s in Richtung "Schnürschuh". Die Strecke ist sehr bergig, aber mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 45 Km/h wird´s schon. Im "Nationalpark Kalkalpen" wollen wir einen CP suchen. Während der Vorbereitung hatte ich einige CP im Netz gefunden. Den Kleinsten davon steuern wir nun an. Leider macht der Weg dorthin den Kalkalpen alle Ehre. Angekommen stellen wir fest, dass er wirklich sehr klein ist (4 Stellplätze ) und diese sind nur über eine steile Zufahrt mit zwei Spitzkehren zu erreichen. Die Besitzerin ist skeptisch, ob wir das mit unserem "Zug" schaffen, aber ich nehme den Mund voll -"wird schon". Cordula rät noch eindringlich "mach die Untersetzung rein" und dann passiert´s. Da die Untersetzung vorsorglich schon eingelegt war, verhasple ich mich total und lege die Differenzialsperre-Strasse ein. Nach wenigen Metern Steigung stirbt der Motor im 1. Gang zu meiner Überraschung ab. Die Aufregung wächst und ich lege nun statt der Untersetzung -Strasse auch noch Strasse-Normal ein. Natürlich stirbt der Motor wieder ab und ich bemerke meinen Irrtum nicht einmal. Der Gedanke an die "Überlast" macht´s halt möglich. Also auf halben Weg wenden, was mir logischerweise (im Strassengang) die Kupplung leicht übel nimmt. Mit hängenden Ohren machen wir uns vom Platz. Als wir wieder die Strasse erreichen, will ich die Untersetzung heraus nehmen und bemerke nun endlich meinen Irrtum. Blödmann !! Nach kurzer Suche finden wir einen sehr schön gelegenen CP an einem kleinen Ausläufer der Enns in Grossraming. Da es zu diesem Platz etwas steil hinunter geht, befürchtet Cordula nun wir kommen nicht wieder auf die Strasse. Na ja, am Sonntag werden wir es ja sehen. | 05.05.2003 | Nach einer sehr ruhigen Nacht stehen wir für unsere Verhältnisse sehr zeitig gegen 7.00 Uhr auf und lassen den Tag ruhig angehen. Die nächsten 3 Tage wollen wir mit den Motorrädern etwas die Gegend erkunden. Das bedeutet, die Bikes vom Hänger nehmen, Zelt und Motorradklamotten zusammen suchen, GPS programmieren etc. Also ein ganz ruhiger Tag bei viel Sonnenschein. | 06.- 08.05.2003 | Drei Tage zur Abwechslung mal nicht Nord-Süd, sondern Ost-West durch Österreich. Jetzt merkt man erstmal das dieses Land doch über eine gewisse Ausdehnung verfügt. Mit den Bikes die Pässe rauf und runter macht natürlich unheimlich spass. Unser "Zuhause" haben wir auf dem CP in Grossraming stehen und übernachten in unserem "Notfallzelt". Dieses nützliche Teil haben wir uns auf unserer Australienreise zugelegt, da nur mit den Motorrädern unterwegs schnell mal was passieren oder die nächste Unterkunft im Hellen nicht erreichbar sein kann. Aus Platzgründen besteht das Ganze aus einem Einmannzelt, einem Schlafsack und zwei Matten. Doch für uns beide ist diese Variante, zumal nur für wenige Nächte durchaus ausreichend. Nach rund 1.500 Km ausschließlich Pass- und Nebenstrassen haben wir genug und erreichen wieder unseren CP. | 09.05.2003 | Zwei Aufgaben stehen Heute an. Die Alpentour hat "Gummi" gekostet und viel Profil war eh nicht mehr drauf, also Reifenwechsel an beiden Bikes. Automatisch ist dies mit den ersten "Gewichtsverlusten" verbunden und wirkt sich somit positiv aus. Die zweite Aufgabe war weit schwieriger - einen Internetanschluss, in Form einer Schnittstelle und nicht als Terminal, in einer "Großstadt" wie Steyer suchen. Der Reifendienst war schnell gefunden und mit 18,- € für vier Reifen auch sehr preiswert. Zwar mussten wir am Nachmittag noch mal hin, weil der Vorderreifen an Cordulas Maschine Luft verlor, der "Übeltäter" (ein kleiner "Gummistachel" hatte sich zwischen Felge und Mantel verirrt) war schnell gefunden und auf Kulanz der Reifen neu aufgezogen. Die Suche nach der Internetschnittstelle brachte viele neue Erfahrungen, von welchen mein alter Herr immer behauptete das sie einen Klug aber nicht reicher machten und ich glaube er hatte recht. Die reichlich vorhandenen Internet- Café´s wollen ihre PC´s bzw. Terminals vermieten und das Personal hat meist keine Ahnung ob mit ISDN, Modem oder Netzwerk gearbeitet wird. Der Jugendclub hätte uns gerne geholfen, aber der Server wollte schon seit zwei Tagen nicht so recht. Also fragten wir nun schon etwas genervt im Hotel "Mader" ob hier nicht wenigstens ein Telefonanschluss zu mieten sei. Und prompt hatten wir Erfolg. Allerdings kostete uns dieser Anschluss für 1 Stunde und 57 Minuten die stolze Summe von 137,17 €. Diese Methode können wir also künftig ausschließen. Da ist ja SkyDSL über Satellit preiswerter. Nach einem weiteren sehr heißen Tag hatten wir nun am Abend das erste Gewitter, aber der große Regen war es auch nicht. Der "Hundertjährige" wird wohl schon recht behalten - ein heißer und trockener Sommer. | 10.05.2003 | Wieder ein ruhiger Tag. Einpacken war angesagt. Bei dieser Gelegenheit konnte ich durch einige Gewichtsverlagerungen die Stützlast auf die Anhängerkupplung spürbar verringern. Es fährt sich angenehmer. Eine gewisse Routine lässt so einen "Packtag" auch stressfreier werden, was sich wiederum auf die Stimmung positiv auswirkt. Also wirklich ein ruhiger Tag. | 11.05.2003 | Zeitig haben wir den CP ohne Probleme - also diesmal mit der richtigen Untersetzung - verlassen. Nach anfänglicher Bewölkung, verspricht es wieder ein schöner Tag zu werden. Der Tauern-Pass zwingt zur Untersetzung, aber im 3. Gang untersetzt läuft der "Landy" zwar langsam aber kontinuierlich. Leider macht sich meine zusätzliche Kühlerlüftung durch ständige Arbeitsverweigerung negativ bemerkbar - da müssen wir mal nachschauen - aber nach kurzer Pause auf halber Strecke ist die Temperatur wieder normal und es kann weiter gehen. So im Selbstbewusstsein aufgebaut, wollen wir nun auch den Loibl-Pass bezwingen. Aber ein Schild mit Fahrverbot für Hänger über 1 Tonne, setzt unseren Träumen ein jähes Ende. Also kleiner Umweg und ab geht es durch den 7,8 Km langen Karawanken-Tunnel. Kostet zwar 6,50 € Maut, schont aber die Maschine erheblich. An der Grenze nach Slowenien gibt es statt einer ausgiebigen Kontrolle, einen angenehmen Plausch mit dem Zöllner über Ausrüstung, GPS, PS des Landy usw., also einer der auch was davon versteht. Auf der kurvenreichen Strecke sind viele Biker unterwegs was unsere bisherigen Erfahrungen vom bikerfreundlichen Slowenien bestätigt. Den CP in Bled (http://www.camping.bled.si) hatten wir uns schon in einem ADAC-Führer ausgeguckt und er ist wirklich empfehlenswert. Direkt am See gelegen, sehr sauber, ruhig und mit freundlichen, deutsch sprechenden Personal. Folgerichtig schnurrt mir Cordula einen Ruhetag in dieser schönen Umgebung ab und ich kann ihr ja einfach nichts abschlagen. Leider "bestraft" sie mein Entgegenkommen und besteht für Morgen auf eine ausgedehnte Wandertour um den ganzen See. Naja, so sind die Frauen, da kann "Mann" nichts machen. | 12.05.2003 | Es war ein sehr schöner Trip rund um den See. Zum Wandern ist die nördliche Seite angenehmer, da man hier nicht auf die Strasse angewiesen ist. Der Ort Bled (http://www.bled.si) ist ausgesprochen touristisch Angelegt, aber trotzdem, zumindest in der Vorsaison, sehr schön ruhig. Wir haben Post erledigt und ein paar Einkäufe gemacht. Slowenien hat sich bereits sehr westeuropäischen Standards angenähert, ist aber bei der Preisgestaltung noch ausgesprochen moderat. Im Gegensatz zu Österreich ist hier alles um 25 - 50% günstiger. Das Wetter spielt weiter mit und bei ca. 30°C lässt es sich aushalten. | 13.05.2003 | Weiter zieht die Karawane Richtung Süden. Slowenien ist ein kleines Land, so ist die nächste Grenze schnell erreicht. Die Slowenische Zöllnerin muss ihre Wichtigkeit unter Beweis stellen und sucht - wir wissen nicht was zwischen unseren Sitzen. Trotzdem geht auch dieser Grenzübertritt unproblematisch und schnell. Die schmale Küstenstrasse entlang der Adria ist landschaftlich sehr schön, aber leider sehr stark befahren. Nach rund 240 Km haben wir die Nase voll und bleiben auf einem kleinen CP direkt gegenüber der Insel Krk für eine Nacht stehen. Das Wetter ist nach wie vor herrlich und das Wasser dürfte auch schon um 18°C warm sein. | 14.05.2003 | 4.30 Uhr kommt heftiger, ablandiger Wind auf, der sogenannte "Bora". Wir sammeln alles ein was wegfliegen könnte und stellen den Wecker ab, da das befahren der teilweise sehr kurvigen und steilen Küstenstrasse bei diesen Böen bestimmt keinen Spass macht. Nach dem späten Frühstück ist die Wetterlage unverändert, Sonnenschein und sehr böiger Wind. Wir beschließen doch aufzubrechen. So zuckeln wir immer entlang der Adria bis Prizna. Von hier geht es weiter mit der Fähre auf die Insel Pag. Dort wollen wir versuchen einen schönen Stellplatz in der freien Natur zu finden. Dazu haben wir uns die Gegend von Lun, also die Spitze der Insel, ausgesucht. Bereits der Weg dorthin lässt die Aussicht einen solchen zu finden, gering erscheinen. Rechts und links der schmalen Strasse abschüssiges, gerölliges Gelände, was auch noch durch Feldsteinmauern als Privatbesitz kenntlich gemacht ist. In Lun, einem winzigen Nest, teilt sich die Strasse in zwei entgegengesetzte Einbahnstrassen mit jeweils 20% Gefälle bzw. Steigung. So halten wir an der letzten Wendemöglichkeit und erkunden den Rest des Weges zu Fuß. Bis Tovarnele sind es ca. 1 Km. Also sprinten wir die 20% Gefälle förmlich hinunter um unten festzustellen, dass auch hier für uns kein Stellplatz ist und schnaufen dann die Steigung wieder rauf. Das macht durstig. Also ab in die nächste Lokalität um diesen zu löschen. Der Wirt spricht deutsch und hat es nicht sonderlich schwer uns zu einer Brotzeit zu überreden. Leckerer Schinken, eingelegte Sardinen, Käse, Oliven und frische Brot stillen schnell unseren Appetit. Der Wirt verweist uns auf einen CP nahe von Novalja (http://www.Novalja.hr). Also beschließen wir dort zu übernachten und am nächsten Tag mit den Motorrädern einen geeigneten Platz für die nächsten Tage zu suchen. Der CP (http://www.turistdd.hr) ist schnell gefunden und noch völlig in der Vorbereitungsphase auf die kommende Saison. Also ausgesprochen ruhig. | 15.05.2003 | Nach ausgiebigen Frühstück nehmen wir die Bikes runter und machen uns auf die Suche. Aber entweder ist die Piste zu geröllig oder zu steil, oder es gibt keine Möglichkeit mit unserem "Zug" zu wenden. Der einzige in Frage kommende Platz ist so dicht an einer Ortschaft, dass "wildes Camping" möglicherweise Ärger einbringen könnte. Schließlich sind wir ja noch im "zivilisierten" Europa. Wir werden die nächsten Tage also auf dem CP in Novalja bleiben. Da es das Wetter auch weiter gut mit uns meint, macht diese Erkundungstour mit den Bikes viel Spass und wir können einige Kilometer Schotterpiste entlang der Küste fahren. Auf dem Rückweg kaufen wir noch ein. Die Öffnungszeiten spiegeln den Lebensrythmus der Insulaner wieder - 8.00 - 12.00 und 17.00 - 20.00 Uhr. Ach ja, es wurde angebadet!! | 16.05.2003 | Ein sehr ruhiger Tag mit viel Sonnenschein, aber kühlem Wind. Wir versuchen über SkyDSL ins Internet zu kommen. Also Satellitenschüssel einrichten und Trägersignal suchen. Wir finden alles mögliche, nur kein Trägersignal von SkyDSL. Woran das liegt, können wir im Moment nicht klären. Aber wir arbeiten daran. | 17.05.2003 | Die Wetterlage ist nahezu unverändert. Unsere Versuche mit SkyDSL haben wir vorerst aufgegeben und gehen über FranceTelecom ins Netz. D.h. wir holen erst einmal e-Mails ab und aktualisieren unsere Seiten. | 18.05.2003 | Durch Zufall haben wir in den Unterlagen des CP von einem Internet-Café in Novalja gelesen und uns gleich aufgemacht, um dieses zu besuchen. Leider Fehlanzeige - entweder weil die Saison noch nicht eröffnet ist oder die Nachfrage zu gering. Dafür war der Markt am Sonntag voll in Betrieb. Also einkaufen. Viel Obst und Gemüse und den für die Insel typischen Käse. Am Nachmittag war Angeln angesagt. Das war ein "voller Erfolg" - im nahe gelegenen Restaurant gab es glücklicherweise eine wunderbare Fischplatte. Na vieleicht beim nächsten Mal. | 19.05.2003 | Wir packen früh unsere Sachen zusammen (und "vergessen" bereitwillig die ersten schweren Teile aus unserem Anhänger - ob es schon etwas helfen wird ???) und verlassen den CP in Richtung Zadar. Von unserer Motorradtour im Oktober 2001 ist uns der Krka Nationalpark in guter Erinnerung. Kurz vor Sibenik bemerke ich, dass der Hänger sehr stark auf und nieder schwingt. Als wir den Parkplatz in Skradin, am Eingang des NP erreichen, gehe ich der Sache auf den Grund. Somit stehen nun drei Teile von uns hier, der Landy, der Anhänger und eine Anhängerzugvorrichtung. Zwei Schrauben der AZV sind einfach weggebrochen, was die Demontage, da sich die Reste entsprechend verkeilt haben, auch nicht gerade erleichtert. Um die Sache abzurunden, handelt es sich auch noch um Imbusschrauben mit Teilgewinde, welche natürlich nicht in meiner Ersatzteilkiste zu finden sind. Der Platzwart kennt aber einen Mechaniker und nimmt sich unserem Problem bereitwillig an. Als wir am Abend von einem Spaziergang durch Skradin zurück kommen, liegt eine Tüte mit entsprechenden Schrauben vor unserer Tür. | 20.05.2003 | Mit ruhigem Gewissen, da die Ersatzteile gesichert, besuchen wir heute erst einmal den NP. Die Wasserfälle sind immer wieder ein sehr schönes Schauspiel der Natur. Die Sonne prasselt mit ca. 30°C auf uns nieder und so suchen wir Schutz unter dem dichten Blätterdach des Waldes. Wie wir später erfahren, hat es in der Region seit 5 Monaten nicht geregnet und so wird uns verständlich, warum kaum Blüten zu sehen sind. Diese waren bei unserem letzten Besuch so zahlreich, dass wir diesmal fast ein bisschen enttäuscht sind. Am Nachmittag beginne ich mit der Reparatur. Der gewindelose Teil der Schrauben ist etwas zu lang. Zum Glück habe ich ein entsprechendes Schneideisen dabei und kann das Problem durch einige Millimeter mehr Gewinde ausgleichen. Um die Schwingungen etwas abzufangen, spanne ich ein Drahtseil zwischen der AZV-Verlängerung und dem Rahmen am Defender. Mal sehen, ob das was bringt, gedanklich habe ich mich schon darauf eingerichtet, früher oder später auf eine abnehmbare AZV zu verzichten und die Verlängerung anschweißen zu lassen. (Und wir müssen wohl noch ein paar Teile "vergessen" und weiter Gewicht reduzieren!) | 21.05.2003 | Gegen 10.00 Uhr verlassen wir den Parkplatz in Skradin und schaukeln weiter Richtung Süden. Der Hänger liegt relativ ruhig auf der Strasse und so werden die Abstände der kontrollierenden Blicke in den Rückspiegel immer länger. In Omis entdecken wir, einen von der Küstenstrasse gut zu erreichenden CP (http://www.galeb.hr) und beschließen spontan hier zu bleiben. Omis, eine alte Piratensiedlung, liegt direkt an der Mündung des Cetina, der hierher durch einen imposanten Canyon fließt. Am Nachmittag beschließen wir uns Omis an zu schauen. Vom Zentrum der Stadt sieht man die Reste alter Piratenanlagen auf dem direkt hinter der Stadt aufsteigenden Bergen. Wir wollen die Nächstgelegene besuchen und steigen eine schmale, steile Strasse hinauf, als wir von einem Einheimischen auf einen schmalen Weg, welcher direkt in die Berge führt, aufmerksam gemacht werden. Glücklicherweise ist er sehr gut ausgezeichnet (die Farbe ist noch nicht trocken!), denn nach wenigen Metern befinden wir uns auf einem Pfad, der steil und voller Geröll, in Serpentinen den Berg hinauf führt. Einmal begonnen, wollen wir trotzdem, auf eine solche Kraxelei nicht eingerichtet, nicht aufgeben und erreichen schwitzend und durstig die Reste des Gemäuers, welche zwar eine wunderschöne Aussicht (leider hatten wir die Kamera zum dem "Stadtbummel" nicht mitgenommen) aber über keinerlei Versorgung verfügt. Also ging’s durstig wieder steil hinab nach Omis, wo im ersten Strassencafe Cola und ein freundliches Helles vom Fass uns wieder aufrichtete. Eine Strasse, die sich durch den Canyon entlang des Cetina schlängelt, verspricht Fahrspass, also entschließen wir uns ein paar Tage zu bleiben und Bikes abzuladen. | 22.05.2003 | Bei unserem Spaziergang durch Omis am Vortag hatten wir auch einen Internet-Club gefunden. Auf Nachfrage wurde die Möglichkeit sich im LAN einzuklinken positiv beantwortet. Um immer schön "online" zu bleiben, haben wir heute gleich die Probe auf Exempel gemacht und es hat auch wirklich gut geklappt. Für rund 4,00 € waren wir zwei Stunden im Netz und konnten eine Menge erledigen. Das Personal hatte Ahnung und die IP- bzw. Gateway-Adresse sofort parat. Wenn das nur immer so klappen würde! Das Wetter ist unbeständig und kann sich nicht zwischen heißer Sonne und kaltem Wind entscheiden. Diese Situation bringt unerwartet stürmische Windböen mit sich, was uns unsere Markise sehr übelgenommen hat. Nach einem kurzen Ausflug über das Dach unseres Wohnaufbaus hinweg, durften wir sie zwischen den Bäumen wieder einsammeln. Und nicht das jemand auf die Idee kommt, wir hätten die Markise nicht gesichert. Vorschriftsmäßig waren beide Stützen mit Erdhaken befestigt, aber die Nieten, mit welchen die Stützen an der Markise befestigt sind, haben einfach nachgegeben. Nach erstem Eindruck hält sich der Schaden in Grenzen und wird wohl morgen behoben werden. So gibt es auf jeden Fall täglich genügend zu tun. | 23.05.2003 | Der Eindruck war richtig, gegen Mittag konnten wir die Markise mit Hilfe eines freundlichen Platznachbarn wieder einhängen. Anschließend haben wir die Bikes runtergenommen und den Tag sehr ruhig verbracht. Morgen wollen wir mit den Motorrädern durch den Canyon fahren, hoffentlich spielt das Wetter mit und wir bekommen ein paar schöne Aufnahmen. | 24.05.2003 | Gegen 10.00 Uhr beginnen wir bei sehr schönem Wetter unsere kleine Tour. Die Strasse schlängelt sich in herrlichen Serpentinen entlang des Flusses, sodass man mal auf gleicher Höhe und nach wenigen Kilometern weit über ihm ist. Die Landschaft ist geprägt vom schroffen Gestein und kleinen angelegten Terrassen, in welchen Wein, Gemüse und Obst, augenscheinlich der Haupterwerb der Region, gedeihen. Man lädt uns auch gleich zur Feldarbeit ein, was wir aber angesichts unserer schweißtreibenden Motorradklamotten dankend ablehnen. Nach einem kleinen Imbiss im Tal kehren wir auf unseren CP zurück. | 25.05.2003 | Ein Sonntag wie er seinem Name Ehre macht. Die Sonne lacht, das Meer lädt zum baden ein. Wir sind fast ganz faul. Während ich meine Angelausrüstung durchsehe und einige Wurftechniken mit mäßigem Erfolg ausprobiere, bäckt Cordula unser erstes Brot. Leider habe ich das Thermometer unserer Backhaube noch nicht wiedergefunden, so dass die Temperaturregelung einige Probleme bereitete (sehr "dunkle" Unterseite), aber die Tatsache, dass ein halbes Brot noch warm zum Abendessen verspeist wurde, spricht für sich. Morgen wollen wir uns erstmal um das offensichtlich doch notwendige Visa für "Ex-Jugoslawien" - richtig Serbien / Montenegro - kümmern und dem Internet-Club noch mal einen Besuch abstatten. | 26.05.2003 | Die Auskunft der Polizei in Sachen Visa war positiv. Nach telefonischer Rücksprache wurde uns mitgeteilt, dass ein Visa für Serbien / Montenegro nicht erforderlich sei. Da das Auswärtige Amt nach wie vor von einer Visumpflicht für Transitreisende ausgeht, werden wir uns vorsichtshalber noch ein mal bei einer anderen Polizeistation in der Nähe von Dubrovnik rückversichern. Eine Zurückweisung an der Grenze möchten wir schließlich nicht erst provozieren. | 27.05.2003 | Da die "Jagd" noch nicht den gewünschten Erfolg hat, sind wir zeitig aufgestanden und haben den Markt, speziell den Fischmarkt, aufgesucht. Die Auswahl war riesig, wir haben uns für Blaufisch und Scampis entschieden. Den Rest des Tages verbringen wir in aller Ruhe mit einpacken, denn Morgen soll es erst ein mal weiter gehen. | 28.05.2003 | Um 10.00 Uhr machen wir uns auf den Weg in Richtung Dubrovnik. Auch auf dieser Strecke gibt es eine Grenze, d.h. eigentlich zwei. Bosnien/Herzegowina hat hier, ca. 60 Km vor Dubrovnik in der Nähe der Neretva, einen rund 10 Km breiten Zugang zur Adria. Glücklicherweise ist an beiden Grenzübergängen eine Fahrspur für den Transitverkehr eingerichtet und wir werden freundlich durch gewinkt. Wenn nur alle Grenzübertritte so einfach wären. In Ston, einem kleinen Ort auf der Halbinsel Peljesac, finden wir den CP "Prapratno". Er ist über eine schmale, kleine, abschüssige Strasse, mit einer 180° Spitzkehre zu erreichen und liegt in einer schönen kleinen Bucht. Wir beschließen einige Tage zu bleiben und nehmen die Bikes runter, denn die Umgebung und die Nähe zur Insel Korcula scheinen uns für Motorradtouren sehr geeignet. Wie es aussieht, sind auch ein paar Pisten zu befahren. Auch ein Besuch in Mostar, von mir schon lange gewünscht, steht zur Diskussion. Naja, wir werden sehen. Vielleicht haben wir auch Glück und finden diesmal einen geeigneten Stellplatz in der freien Natur. | 29.05.2003 | Nach einem spätem Frühstück machen wir uns auf, um die nähere Umgebung zu erkunden. Der kleine Ort Ston wird geprägt durch eine alte Festungsanlage mit ca. 24 erhaltenen Wehrtürmen und durch die Salzgewinnung. Die Festung schützte den Zugang zur Halbinsel Peljesac und steht im engen Zusammenhang mit der Entwicklung Dubrovniks. Leider ist es schon ziemlich heiß, so dass wir uns schnell entschließen die Motorradklamotten mit den Badesachen zu tauschen und den Rest des Tages am Strand zu verbringen. | 30.05.2003 | Wir stehen schon um 6.00 Uhr auf, um die Frische des Morgens zu nutzen und fahren mit den Bikes auf die Insel Korcula. Die Fähre legt in der gleichnamigen Stadt an und wir fahren durch herrliche Kurven, die Berge rauf und runter bis an die Spitze der Insel, die leider von der Armee "besetztgehalten" wird. Die gesamte Küste ist steil und steinig und von vielen kleinen Buchten gesäumt. Es wird neben Oliven in der Hauptsache Wein angebaut. Leider ist die Saison noch nicht eröffnet, so dass wir kein Restaurant finden, um vom Wein und den anderen heimischen Produkten zu probieren. So vermessen wir die Insel regelrecht auf den Motorrädern und bringen es auf stolze 270 Km, bei denen auch ein bisschen Piste und eine landschaftlich wunderschöne alte Küstenstrasse (keinerlei Verkehr, dafür Loch an Loch und mehr Piste als Strasse) dabei sind. | 31.05.2003 | Ein Ruhetag, mit baden, waschen, fernsehen und kochen. | 01.06.2003 | Wir gehen zeitig auf Tour nach Mostar. Es ist sehr spannend zu sehen, was sich zehn Jahre nach dem Krieg in dieser Region tut. Wir fahren also ein Stück zurück, um auf der anderen Seite der Neretva eine kleine Strasse in Richtung Mostar zu befahren. Der Grenzübertritt ist unproblematisch, obwohl ich vergessen habe, die grüne Versicherungskarte einzustecken. Nach kurzer, freundlicher Diskussion, lässt uns der Zöllner passieren. Rechts und links der Strasse ausgebrannte und neugebaute Häuser, wobei die Letzteren überwiegen. Auch viele neue Gewerbebetriebe sind entstanden oder werden errichtet. Mostar selbst, vor allem die Altstadt, ist auf Tourismus eingerichtet und einige, wenn auch wenige "Busladungen" sind unterwegs. Es ist schön zu sehen, dass bereits vieles wieder aufgebaut wurde oder im Entstehen ist. Auch an der historischen Brücke wird selbst am Sonntag gearbeitet und der Wiederaufbau schreitet vorrann. Die 1566 errichtete Brücke stand symbolisch für die Verbindung von Morgen- und Abendland und diese Symbolik hat nichts an Aktualität eingebüßt. Nach einem ausgiebigen Mittagessen wollen wir die Rückfahrt antreten. Erschreckt muss ich feststellen, dass mein Sturzhelm nicht mehr an meinem Motorrad hängt, ich hatte ihn an meinen Koffergriff befestigt, da er in meine Alukoffer nicht reinpasst. So bekommt der Besuch in Mostar leider einen bitteren Beigeschmack, aber letztlich ist es meine eigene Schuld, ich hätte es besser Wissen und ihn mitnehmen müssen. Glücklicherweise gibt es mit der zahlreich am Strassenrand vertretenen Polizei keinen Ärger, als ich ohne Helm zurück fahre. Ob in Kroatien Helmpflicht besteht, oder nicht, habe ich nicht eindeutig klären können. | 02.- 07.06.2003 | Wir genießen die Ruhe, das Wasser und das Wetter. | 08.06.2003 | Da sich der Platz doch langsam füllt und wir ab 13.06. Freunde in Dubrovnik treffen wollen, ziehen wir Heute weiter. Die Entfernung hält sich deutlich in Grenzen, trotzdem fahren wir zeitig los. Einerseits wegen der früh einsetzenden Hitze, andererseits um den Gegenverkehr zum CP, welcher erfahrungsgemäß schon ab 9.00 Uhr einsetzt, zu entgehen. Den bereits ins Auge gefasste Platz in Cavtat gibt es nicht mehr, bzw. wird nicht betrieben. So fahren wir weiter und landen schließlich auf einem sehr kleinen und ruhigen CP in Molunat, direkt am Meer, ca. 40 Km hinter Dubrovnik. Eine Nacht müssen wir direkt am Eingang stehen, da erst Morgen ein geeigneter Stellplatz frei wird - der Platz ist wirklich sehr klein. So verbringen wir den Rest des Tages mit dem was wir schon die Tage vorher getan haben, baden und schwitzen oder umgekehrt. | 09.06.2003 | Nachdem wir unseren endgültigen Platz nun eingenommen haben, nehmen wir die Motorräder runter und richten uns für die nächsten Tage häuslich ein. Eine erste Erkundungstour nach Cavtat und Umgebung verschieben wir auf den nächsten Tag. | 10.06.2003 | Die rund 27 Km nach Cavtat führen direkt an der Küste entlang, über einige kleine Berge. Cavtat selbst ist durch den nahen Flugplatz von Dubrovnik, sehr touristisch. Der angesprochene CP musste augenscheinlich einem Hotelkomplex weichen. Der kleine Hafen wird von vielen Seglern angelaufen und bietet viel Abwechslung. Ein Internet-Cafe gibt es leider nicht und da wir Morgen ohnehin nach Dubrovnik wollen, verzichten wir auf einen weiteren Versuch in einem der Hotels. Wir nutzen die Gelegenheit, um unsere Vorräte aufzufüllen. Auf einen Bummel durch die kleinen Café´s im Hafen müssen wir deshalb verzichten, da sich bei Temperaturen von mehr als 30° C unsere Motorradkoffer nicht als Lebensmittellager eignen und die Geschäfte und der Markt von 14 - 17 Uhr geschlossen haben. Also fahren wir kurz entschlossen auf unseren CP zurück und verschieben den Bummel auf einen der nächsten Abende. | 11.06.2003 | Dubrovnik ist eine sehenswerte Stadt, besonders die Altstadt. Wir sind wegen der rasch steigenden Temperaturen zeitig los gefahren. Die Schäden durch den Krieg sind augenscheinlich weitgehend beseitigt. Wir finden fast auf Anhieb einen neuen Motorradhelm für mich und ein Internet-Café. Nachdem wir fast alles hochgeladen haben, gibt es ein Serverproblem. Danach kann ich mich nicht mehr im Netz anmelden. Schade, aber eventuell klappt es beim nächsten Mal. Nach einem angenehmen Mittagessen bummeln wir durch die Altstadt, leider sind die Temperaturen nicht dafür geeignet. Schwitzend brechen wir unseren Bummel ab und fahren zurück auf unseren CP und nehmen noch ein ausgedehntes Bad im Meer. | 12.06.2003 | Unser Ausflug auf den Bikes beginnt schon gegen 07.15 Uhr und das ist gut so, denn es werden Temparaturen um 38° C erwartet. Wir fahren ca. 5 Km zur Grenze nach Montenegro. Dort nutzen wir die Gelegenheit und verifizieren die bisherigen Aussagen bezüglich der Frage Transitvisa. Und wir lernen, beide Aussagen sind richtig. Die des Auswärtigen Amtes, man braucht ein Transitvisa, wenn der Transit einreisend über Montenegro und ausreisend über Serbien bzw. umgekehrt geht und die der Polizei in Omis, man braucht kein Transitvisa, wenn Ein- und Ausreise nur über Montenegro erfolgen. Da Letzteres bei uns der Fall ist, wird es also keine Probleme geben. Wir folgen der Fernverkehrsstrasse 2 zum NP Lovcen, an dessen Grenzen wir eine wunderschöne Rundfahrt durch das bis zu 1800 m hohe Gebirge machen. Viele Serpentinen führen durch kleine Dörfer, in denen hauptsächlich von der Landwirtschaft und vom Verkauf von Schinken und Käse gelebt wird. In Kotor bleiben wir über Mittag und bummeln trotz der Hitze durch die schmalen Gassen der weitgehend sehr schön renovierten Altstadt. I.Ü. ist der Euro in Montenegro offizielles Zahlungsmittel, das Preisniveau ist jedoch noch moderat - der Liter Super kostet 80 Cent. | 13.06.2003 | Wir faulenzen. | 14.06.2003 | Freunde haben eine Flugreise nach Dubrovnik gebucht und wir treffen uns heute Abend. Wir schlendern gemeinsam durch die schöne Altstadt und bekommen unser erstes Essen von einer echten deutschen Meisterin gesponsert. Das Besondere an diesem Abend ist die gleichzeitig in Deutschland stattfindende Geburtstagsparty eines sehr guten gemeinsamen Freundes, dem wir natürlich telefonisch das Beste zum 40. von hier aus wünschen. Neben schwarzem Brot und Knoblauchwurst bekommen wir bei dieser Gelegenheit noch die Dinge, die entweder zu spät eingetroffen oder von uns vergessen wurden, zugestellt. Prima! | 15.- 17.06.2003 | Faulenzen ist bei 40° C "echt geil". | 18.06.2003 | Wir verabschieden uns von unsren Freunden und fahren über die Grenze nach Montenegro. Problemlos. Bis ca. 3 Km nach der Grenze, dann ist in der Strasse ein Absatz und es gibt einen nicht zu überhörenden Knall. Das waren die 4 Schrauben unserer AZV-Verlängerung! Also an die Seite, Werkzeug raus und los geht´s. Aber die inzwischen auf Vorrat eingekauften Schrauben haben einen zu langen Kopf. Bleibt nur eine Werkstatt. Und wir haben das sprichwörtliche "Glück im Unglück", gleich wenige Meter in einer Seitenstrasse befindet sich eine solche. Zwar steht da mehr Schrott als Verwertbares, aber die beiden Betreiber haben ein Schweißgerät und damit sind alle unsere Probleme gelöst. Die AZV wird neu verschraubt und anschließend verschweißt - ringsum und an allen Seiten!!! Da ich den Erbauer dieser technischen Meisterleistung in nächster Zeit nicht meine Meinung sagen kann, lasse ich diese halt in Schweißnähte umsetzen, in der Hoffnung, dass wir damit nun keine Probleme mehr haben werden. Diese Reparatur kostet uns zwei Stunden und 40 €. Dann geht es weiter Richtung Albanien immer an der Küste entlang, welche hier nicht mehr ausschließlich Steilküste, sondern mehr und mehr ausgedehnter Sandstrand ist. In Ulzinj finden wir über einen Touristagent einen sicheren und preiswerten privaten Stellplatz mit Dusche. Gespräche und Augenschein bestätigen den Eindruck, dass hier vor dem Krieg der Tourismus in voller Blüte stand. Davon ist jetzt kaum noch etwas zu spüren. Da sicher ein Großteil der Landwirtschaft dem Tourismus durchaus erfolgreich geopfert wurde, ist das nach dem Krieg entstandene Loch nicht so leicht zu schließen. Aber die Menschen hier geben die Hoffnung auf steigende Besucherzahlen nicht auf und geben sich mit den wenigen Touris alle Mühe. | 19.06.2003 | Es war eine glückliche Fügung, dass die AZV gestern ihren Geist aufgegeben hat, denn den heutigen Tag hätte sie garantiert nicht überlebt. Aber der Reihe nach. Die restlichen ca. 15 Km zur Grenze nach Albanien waren trotz schmaler Strasse und Regen schnell erledigt. Der Grenzübertritt, an dem erst vor einem Jahr geöffneten Übergang, war mehr spaßig als stressig. Vor dem eigens abgestellten Veterinär mussten wir für 2,00 € durch die Seuchenwanne fahren. Dieser Prozedur mussten sich aber ausschließlich weitergereiste Ausländer, keinesfalls Reisende aus Montenegro oder wiedereinreisende Albaner unterziehen. Das muss irgendwie etwas mit den 2,00 € zu tun haben. Alle Fahrzeuge wurden einzeln registriert und mit Einreisebescheinigung versehen. Auch unser Anhänger, für welchen ich, genau wie für die anderen Fahrzeuge, den Kilometerstand angeben musste. Als ich das nicht konnte, schätzte der Zollbeamte diesen gewissenhaft und trug 10.458 Km in seine Unterlagen ein. Das stempeln unserer Pässe kostete dann noch mal je 10,00 €, natürlich ohne Quittung. Nach zwei Stunden Bürokratie und einer sehr oberflächlichen Kontrolle, durften wir in Albanien einreisen. War die Anfahrt zur Grenze schon nicht die Beste, so gab es ab jetzt eigentlich gar keine Strasse mehr. Für die anschließenden 15 Km bis zur nächsten "Hauptstrasse" benötigten wir rund zwei Stunden, da jedes Rad, und wir haben davon schließlich acht, ständig in einem anderen, mit Wasser gefüllten Loch, unbestimmter Tiefe, unterwegs war. Windstärke Acht auf See bringt auch nicht mehr in Bewegung (war da in der Abschiedsrede unserer Freunde nicht auch die Rede von einem Schiff ?) ! Die "Hauptstrasse" konnte dann schon mit 30 Km/h befahren werden. Es gab auch wunderschöne Brücken aus Holz zu befahren. Über ausgiebige unbefestigte Baustellen kamen wir dann auf Teilstrecken die den Namen Strasse auch verdient hatten, aber man weis nie, wie lange diese Freude anhält, da sie so unvermittelt, wie sie beginnen, auch aufhören. Ab Lac in Richtung Tirana ist die Strasse gut ausgebaut. Als wir endlich Durres erreicht haben, sind wir froh, dass uns die Polizei auf Nachfrage zum Zollhof schickt, da dies ihrer Meinung nach ein sicherer Platz für die Nacht ist. So landen wir auf einem abgeschlossenen Hof zwischen vielen Brummis. Bevor wir es uns in unsrem Wohnaufbau gemütlich machen, schauen wir uns noch den Strand von Durres an. Welchen Konzept die Bautätigkeit folgt, ist nicht zu erkennen, aber scheinbar wird sie von kurzzeitigen Geldströmen gesteuert. Neben Bauruinen entstehen neue Hotels. Dazwischen fehlt es an Infrastruktur, dafür hat die EU ein Stück Strasse, mit aufwendigen Überführungen und Auffahrten einschließlich Kreisverkehr, mit zwei gegenüberliegenden Ausfahrten, finanziert. Wir sind auch froh, dass es erst geregnet hat, sonst würden wir vor Staub nicht atmen können. Wo Licht ist, ist halt auch Schatten, doch wir hoffen für die Albaner, dass das Licht bald überwiegt. | 20.06.2003 | Der Tag auf einem Zollhof beginnt zeitig, also sind auch wir gegen 7.00 Uhr wieder auf der "Piste" und allgegenwärtig die Frage, wie wird der Strassenzustand auf den nächsten Kilometern sein. Einen Albaner zu fragen ist sinnlos, da das was er als "sehr gut" einstuft kaum mehr als 30 Km/h zulässt. Aber wir haben insgesamt Glück. Nach Durres bleibt die Strasse noch etwa 45 Km bis Lushnje gut zu befahren, ab da geht es aber über Fier, Ballsh, Tepelene bis Gjirokaster mehr schlecht als recht auf einer schmalen, kurvenreichen und bisweilen sehr steilen Strasse mit 40 Km/h im Mittel weiter. Das Kartenmaterial was uns zur Verfügung stand ist, was den Strassenverlauf angeht, nicht sehr genau, denn wir hatten diese Strecke gewählt, da sie recht gerade und ohne Steigungen eingezeichnet ist. Jetzt fragen wir uns natürlich, wie die sehr kurvenreiche und bergig gezeichnete Küstenstrasse zu befahren ist. Für die letzten ca. 35 Km zur griechischen Grenze hatten wir ab Gjirokaster eine gute Stunde eingeplant. Dieses Teilstück wurde jedoch offensichtlich von den Griechen gebaut und wir staunten nicht schlecht, als wir bereits nach 20 Minuten an der Grenze standen. Durch die sonst schlechten Strassen verliert man völlig das Gefühl für Weg und Zeit. Der Grenzübertritt auf albanischer Seite ging schnell und reibungslos. Stempel und Ausreisebescheinigung für die Fahrzeuge gegen 8 € und schon war alles erledigt. Die Griechen waren da etwas gründlicher, obwohl wir ja Angehörige der EU sind, kommen wir aber aus einem Nicht-EU-Land. Hinzu kommt unser umfangreiches Gepäck, was auf Unverständnis stößt. Erst nach ausführlichen Erklärungen zu unserem Reiseziel und der Dauer unserer Reise lassen sie von unseren Koffern ab. Nach einer Stunde sind wir dann auch schon wieder unterwegs. Wir fahren noch bis Ioannina und bleiben dort auf einem Parkplatz über Nacht stehen. | 21.06.2003 | Wir fahren eine gut ausgebaute Strasse über den Katara - Pass. Die in der Karte für 2002/03 avisierte neue Strasse mit vielen Brücken und Tunnel existiert noch nicht einmal im Ansatz. Der 1690 Meter hohe Pass wird von zwei nur wenig niedrigeren Bergen eingeschlossen, sodass eigentlich drei Pässe auf 150 Km zu überwinden sind. Weiter geht es vorbei an den Meteora-Felsen mit den wie Adlernester am Fels klebenden Klöstern. In Nea Porroi bleiben wir direkt neben der Strandpromenade für eine Nacht stehen. Da es erst gegen 14.00 Uhr ist, können wir noch ausgiebig baden, allerdings ist das Wasser bereits recht warm und voller Algen. | 22.06.2003 | Weiter geht die Reise auf der Schnellstrasse, Richtung Thessaloniki. Auf der Halbinsel Athos mit dem gleichnamigen Berg, suchen wir einen CP. Der Platz in Uranopolis, der Letzte per Strasse zu erreichende Ort vor dem Mönchsstaat Athos, ist, da Wochenende, mit Dauercampern überbelegt. So fahren wir zurück bis Ierissos, wo wir den CP "Delphin", zwar nicht direkt am Wasser, aber dafür sehr ruhig und angenehm schattig, finden. | 23.- 27.06.2003 | Wir lassen "alle Fünfe gerade sein" und genießen das Wetter, den Strand und die Ruhe an den Wochentagen, denn die "armen" Griechen müssen da arbeiten und so ist der CP eigentlich leer. Zwischendurch nutzen wir einen kleinen Ausflug auf den Bikes, um in Stravros ein Internet-Café zu besuchen. Mühevoll mit einer 64k Leitung für 10 Arbeitsplätze, laden wir in fünf Stunden alles hoch und runter. Der Preis ist mit 15,00 € inkl. Erfrischungen angemessen. Der Betreiber des CP ist sehr freundlich und lädt uns zum Abendessen ein. Da er etwas deutsch spricht, können wir die aktuelle Lage - politisch, wirtschaftlich und touristisch - erörtern und verstehen nun die Situation der Griechen nach Einführung des Euro etwas besser. Mit dem griechischen Wein wird es ein langer Abend und wir werden noch mit Wein für die nächsten Tage versorgt. | 28.06.2003 | Wie geplant machen wir Heute unsere Motorradtour. Wir haben uns dazu, die mittlere der drei, wie Zitzen an einem Euter, an der Halbinsel Chalkidik hängenden, Landzungen ausgesucht. Da es bis vor wenigen Jahren auf der Landzunge Athos noch keine Strassen gab ist dort auch der Tourismus nicht so weit vorrangeschritten. Nicht so auf Sithonia, hier ist ein CP am Anderen und die Strände werden von Hotels gesäumt. Von hieraus ist der Berg Athos sehr gut zu sehen und wird Heute wie ein Vulkan von einem Wolkenring gekrönt - oder ist es ein Heiligenschein? Die Strassen sind gut ausgebaut und es geht Bergauf und -ab durch herrlich viele Kurven. Am Eingang des Ortes Kufos, ungefähr auf halber Strecke, finden wir eine versteckte Bucht und können drei Stunden die Sonne und das klare Wasser genießen. Nach einem ausgedehnten Mittagessen unter schattigen Bäumen einer kleinen echten griechischen Taverne fahren wir weiter und erreichen gegen Abend unseren CP. | 29.06.2003 | Wir packen langsam wieder zusammen, da es Morgen weiter Richtung türkischer Grenze gehen soll. Bei dieser Gelegenheit beginnen wir, da nun doch schon ein Stück des Weges zurückgelegt ist, auf unserer Landkarte am Hänger die gefahrene Strecke einzuzeichnen. Naja, viel ist es noch nicht, aber immerhin. | 30.06.2003 | Wir kommen sehr gut vorwärts und erreichen Alexandroupolis gegen 14.00 Uhr, zumal sich entgegen unserer veralteten Karte die Trassenführung verändert hat und die Verbindung jetzt direkter ist. Lidel ist mit dem großen Parkplatz eine gute Gelegenheit zu parken, einzukaufen und einen geeigneten Übernachtungsplatz zu suchen. Der von uns ins Auge gefasste Platz am Strand erweist sich als zu laut und zu "vermüllt". Ein Anderer hat keine geeignete Zufahrt. Durch Zufall entdecken wir einige hundert Meter weiter einen kleinen CP am Strand, also "opfern" 13,00 € und nehmen die Möglichkeit noch mal eine heiße Dusche zu nehmen wahr, wer weiß wann die nächste Möglichkeit dazu kommt. | 01.07.2003 | Durch Zufall hat Cordula in einem alten Stadtplan von Istanbul, welcher noch nicht entsorgt wurde (Gewichtsreduzierung!), die Anschriften der Konsulate unsrer nächsten Reiseziele gefunden. So landen wir schneller als gedacht wieder auf einem CP. Es ist absolut der "ruhigste" Platz den ich bisher kennen gelernt habe - er liegt direkt vor der Landebahn des Flugplatz Atatürk, 20 Km vor Istanbul. Diesen CP habe ich ebend aus diesem Grund vor 7 Jahren bewußt gemieden und bin bis Sile, ca. 80 Km hinter Istanbul ausgewichen, aber für unser Vorhaben, die notwendigen Visa einzuholen, wäre diese Entfernung nicht sinnvoll. Die Frequenz der Starts und Landungen ist enorm, aber wir gewöhnen uns schnell an den Lärm, zumal es des Nachts doch recht ruhig zugeht. Die Anlage selbst ist zwar mit 17,00 € pro Nacht, für uns im Vergleich recht teuer, aber verfügt über einen sehr schönen Pool und die sanitären Einrichtungen, sowie die gesamte Gestaltung, sind doch sehr ansprechend. Bis zum Abend haben wir uns häuslich eingerichtet. Beim Abhängen des Hänger musste ich leider feststellen, dass es an unserer AZV noch Schwachstellen in Form von Schraubverbindungen zum Rahmen gibt. Da diese sich bereits gelockert haben, bleibt auch in diesem Fall nur das Schweißgerät, um endgültige Abhilfe zu schaffen. Damit dürfte das Programm für die nächsten Tage komplett sein - drei Konsulate, eine Werkstatt und ein Internet-Café aufsuchen. Für uns schon fast Stress. | 02.07.2003 | Wir schlafen aus, so weit das auf diesem Platz möglich ist, und nach dem Frühstück versuchen wir die uns vorliegenden Adressen der Konsulate zu verifizieren, schließlich ist der Stadtplan schon 8 Jahre alt und Istanbul eine Stadt mit beachtlicher Ausdehnung. An der Rezeption finden wir einen hilfsbereiten Türken, der unser schlechtes Englisch versteht und genauso "gut" spricht und somit verstehen wir uns "prächtig". Immerhin bekommen wir raus, dass das pakistanische Konsulat an den Stadtrand umgezogen ist, das iranische und indische, immer noch im Zentrum Istanbuls residieren. Nach diesen wichtigen Informationen nutzen wir die Gelegenheit und schlendern über den reichhaltigen Markt, welcher direkt neben dem CP abgehalten wird. Trotz unsrer reichlichen Vorräte kaufen wir noch Dies und Das ein, einfach weil es so frisch und appetitlich angeboten wird. (Der Kurs des türkischen Lira z.Zt. 1€ = 1.610.000,00) Danach kommt der weniger angenehme Teil für Cordula - sie braucht Passfotos für das iranische Visa, und zwar mit Kopftuch. Also suchen wir ein entsprechendes Fotostudio im nahe gelegenen Stadtteil. Der Fotograph lächelt (genau wie ich) still in sich rein und macht die notwendigen Aufnahmen, welche mir unter Androhung von "unmenschlichen Strafen" (zbsp. Liebesentzug etc.), verboten wurden hier zu veröffentlichen. Wir hoffen sie erfüllen ihren Zweck, eine lustige Erinnerung geben sie allemal ab. Morgen werden wir uns "ordentlich" Anziehen und den Konsulaten mit den Bikes einen Besuch abstatten, mit der Hoffnung, nicht allzu lange auf die Erteilung der Visa warten zu müssen. | 03.07.2003 | Schon das erste Konsulat, welches wir besuchen, macht diese Hoffnung zunichte. Erster Eindruck des pakistanischen Konsulates - ein vom Militär regiertes Land präsentiert sich und Touristen sind ein unerwünschtes "Übel". Kurz und knapp wird uns klar gemacht, ohne ein Empfehlungsschreiben der deutschen Botschaft geht gar nichts. Also zurück in das Zentrum Istanbuls zum deutschen Konsulat und das bei 35° C und einem hektischen, wenig geordneten Verkehr auf den Strassen. Vor dem Konsulat lange Schlangen wartender Türken. Glücklicherweise gibt es einen separaten Eingang für andere Besucher. Das Empfehlungsschreiben gibt es für 20,00 € das Stück und es beinhaltet neben den persönlichen Daten nichts weiter, als die Bitte ein Visum auszustellen. Zurück im pakistanischen Konsulat werden wir auf die Geschäftszeiten verwiesen. Montags bis Freitags von 10.00 - 12.00 Uhr. Es ist 5 Minuten vor 12.00 Uhr und so bitten wir, doch noch unsere Anträge zu bearbeiten. Mürrisch werden sie uns abgenommen. Nach langer Begutachtung unserer Unterlagen und murmelnden Berechnungen werden rund 60,00 € verlangt und ich erhalte ein Papierschnipsel mit unseren Passnummern, einem Datum und der Quittung über 102.000.000,00 TL zurück. Auf meine Frage, wie es nun weiterginge, erhalte ich die erschöpfende Antwort : " Then minits". Nach guten zwei Stunden Wartens, die Eingangstür war vom gleichen Mitarbeiter Punkt 12.00 Uhr verschlossen worden, wird der Pförtner vorgeschickt, um uns zu erklären, wir müssten am 07.07.03 16.00 Uhr wiederkommen, um unsre Visa abzuholen. Da dieses Datum bereits auf meiner "Quittung" steht, wird klar, die zwei Stunden waren eine kleine Rache für unsere Drängelei, fünf vor Zwölf noch abgefertigt zu werden. Um weiteren Überraschungen zu entgehen, machen wir uns trotz der Hitze auf, und suchen noch nach dem indischen Konsulat. Diese Idee war gut, denn auch hier gab es kürzlich einen Umzug, zwar nicht sehr weit, aber das neue Schild ist ca. 3 Meter hoch angebracht und misst höchstens 5 x 20 cm. Selbst die unmittelbare Nachbarschaft hat davon noch nicht Kenntnis genommen und so werden wir die Strasse rauf und runter geschickt, ein ausgesprochenes Vergnügen bei den Temperaturen. Das Personal des indischen Konsulates ist, nachdem wir dieses endlich gefunden haben , erfrischend freundlich. Wir erhalten die Anträge und erfahren den Ablauf. Sobald wir unsre Pässe wieder haben, können wir die Anträge stellen und erhalten für die Bearbeitungszeit, ca. 5 Tage, unsere Reisepässe wieder, so dass wir dann auch die Anträge im iranischen Konsulat stellen können. Gegen 18.00 Uhr erreichen wir wieder unsren CP, lassen alles stehen und liegen wie es uns aus den Händen fällt und springen in den Pool - es zischt vernehmlich ! Fazit: Es bleibt uns in den nächsten Tagen ausreichend Zeit um die AZV zu reparieren, im Internet-Café zu surfen und Istanbul diesmal richtig kennen zu lernen. | 04.07.2003 | Wir ruhen uns aus vom Stress des gestrigen Tages | 05.07.2003 | Vier Stunden Internet-Café und wir sind wieder auf dem Laufenden. Am Abend gibt es ein ordentliches Donnerwetter, die leichte Abkühlung tut gut. | 06.07.2003 | Der Himmel ist noch leicht bedeckt und wir nutzen diese Wetterlage, um nachzuholen was vor sieben Jahren nicht so recht geklappt hat. Wir schauen uns in Ruhe die Blaue Moschee, die Hagia Sophia und andere Sehenswürdigkeiten Istanbuls an. Am Topkapi Palast Museum kapitulieren wir in Anbetracht der noch wenigen Zeit bis zur Schließung und des Eintrittspreises und verschieben den Besuch auf einen der nächsten Tage. | 07.07.2003 | Heute um 16.00 Uhr OZ können wir unser pakistanisches Visa abholen. Etwas aufgeregt und gespannt sind wir natürlich, ob alles klappt oder ob eventuell sogar eine Ablehnung erfolgt - nach den Erfahrungen vom 03.07. sind solche Befürchtungen nicht irreal. Schon eine Stunde vor Termin stehen wir am Schalter und sind sehr glücklich, als wir kurz darauf unsere Visa in den Händen halten. Nun können wir morgen das indische Konsulat aufsuchen. | 08.07.2003 | Überpünktlich stehen wir vor dem indischen Konsulat und müssen dann natürlich warten, da hier der Arbeitstag erst um 9.30 Uhr beginnt. Die Anträge hatten wir schon ausgefüllt, so müssen nur noch Kopien angefertigt werden. Da dies nicht im Konsulat gemacht werden kann, noch mal kurz runter auf die Strasse und einen Kopie-Shop suchen, dann wieder in den 7. Stock zurück, der 100 $ Schein kann nicht gewechselt werden, wir brauchen 20 $ für die Anzahlung, wieder runter auf die Strasse zu einer Wechselstube und wieder rauf. So, am Freitag müssen wir anrufen und nachfragen ob die Visa erteilt werden, wenn ja, dürfen wir unsere Pässe hinbringen, noch mal 80 $ abdrücken, und können am Montag die Visa abholen. Na mal sehen. Im Anschluss geht es zum iranischen Konsulat. Cordula mit Kopftuch und strenger Taschenkontrolle am Eingang. Die Dame hinter dem Schalter ist sehr freundlich, dennoch werden unsere aus dem Internet geladenen Anträge nicht akzeptiert. Es nützt nichts, das Ganze muss auf neuen Formularen ausgefüllt werden. Dann auch hier Kopien anfertigen gehen. Die 60 $ Gebühr muss auf der Bank eingezahlt werden. Wieder raus aus dem Konsulat, zur Bank und zurück. Dann die Überraschung, wenn alles klar geht, bekommen wir bereits morgen um 11.00 Uhr, unsere Visa. Einzige Einschränkung, nur für einen Transit innerhalb 5-7 Tage, aber damit hatten wir schon gerechnet. Wir müssen halt im Iran versuchen, das Visa verlängern zu lassen - für den Fall, dass es Cordula länger als sieben Tage unter ihrem Kopftuch aushält. Da wir in der Nähe sind, besuchen wir den großen Basar von Istanbul. Da wir nun schon viele Basare und Kaspas gesehen haben, stellt sich das sprachlose Staunen nicht mehr ein, aber imposant ist so ein Besuch immer wieder. Auch haben wir auf unseren vergangenen Reisen gelernt, mit den Angeboten der Strassenküchen umzugehen, so dass es uns viel Spass macht überall zu kosten und zu probieren. | 09.07.2003 | Es klappt tatsächlich, wir bekommen unser Visum ohne Probleme, allerdings müssen wir bis 01.08.03 einreisen und haben dann 7 Tage für den Transit. Aber eine Verlängerung im Iran sollte möglich sein - wir werden sehen. Den Rest des Tages nutzen wir, um unseren Besuch im Topkapi Palast zu machen. Das Areal des Museums erstreckt sich über 80.000 qm. Gegen 14.00 Uhr übernimmt unser Magen die Befehlsgewalt über unsere müden Füße und lenkt uns zum Mittagessen in ein schönes Restaurant. Da wir in Anbetracht der Visa für den Iran einen Grund zum Feiern haben, speisen wir Alacart und nicht in der Abteilung "Schnellimbis" für eilige Touristen. Das gute Essen sorgt für noch mehr Müdigkeit, so dass wir ein paar Tausend qm einfach überspringen und gegen 17.00 Uhr wieder auf unserem CP eintrudeln. | 10.07.2003 | Wir bemühen uns, eine Werkstatt für unser "Schweißproblem" zu finden. An der Rezeption des CP, wo wir nach einer Adresse fragen, wird kurz telefoniert und 20 Minuten später erscheint ein Service-Wagen. Nach kurzer Begutachtung des Problems wird uns versprochen, am Abend mit einem Schweißgerät die Reparatur zu erledigen. Am Abend kommt der freundliche Mann von der Rezeption und erklärt uns, das die Reparatur erst morgen um 9.00 Uhr erfolgen kann. | 11.07.2003 | Da wir heute beim indischen Konsulat nach unserem Visa nachfragen, bzw. wenn alles kappt, unsere Pässe bis 12.00 Uhr hinbringen müssen, kommen wir mit dem neuen Reparatutermin etwas unter Druck. Pünktlich um 9.00 Uhr kommt ein Arbeiter mit Schweißgerät und macht sich an die Arbeit. Wie wohl fast alle Türken war er einmal in Deutschland (1964-68) und spricht etwas Deutsch, so kommen wir ganz gut klar und er zieht ein paar ordentliche Nähte, so dass es nun keine lösbaren Verbindungen zwischen Rahmen und AZV mehr gibt. Da diese Arbeiten doch einige Zeit in Anspruch nehmen, muss Cordula alleine zum Konsulat unsere Pässe abgeben, nachdem uns telefonisch die Erteilung der Visa bestätigt wurde. Sie nimmt ein Taxi (die Fahrt auf dem Motorrad ist ihr bei dem Verkehr und der türkischen Fahrweise zu stressig) und macht sich auf den Weg. Kurz nach dem 30,00 € den Besitzer gewechselt haben und sich das Schweißgerät wieder Richtung Heimat aufgemacht hat, kommt Cordula auch wieder zurück. Für weitere 80,00 $ können wir am Montag um 15.00 Uhr unsere Visa abholen. Da nun fast alle Aufgaben erledigt sind, werden wir ein "faules" Wochenende genießen. | 12.07.2003 | Wir planen ein bisschen unsere Tour durch die Türkei, welche ja nun etwas kürzer, als vorgesehen wird, da wir spätestens am 01.08. die iranische Grenze erreichen müssen. Aber 16 Tage sind, wie wir feststellen auch nicht schlecht. Dann wird noch "grosse Wäsche" gewaschen und erste Vorbereitungen für die Weiterreise getroffen. | 13.07.2003 | Nach einem späten Frühstück, machen wir einen ausgiebigen Spaziergang entlang der Küste. | 14.07.2003 | Pünktlich 10.15 Uhr erscheinen wir im Internet-Café und erledigen unsere "Aufgaben". Am Nachmittag holen wir unsere Visa vom indischen Konsulat ab. Das Visa wurde freundlicherweise für die maximale Dauer von 180 Tagen ausgestellt und entspricht so voll und ganz unseren Wünschen. (Aber Achtung: Die sechs Monate Gültigkeit werden vom Austellungsdatum an gerechnet !!) | 15.07.2003 | Endlich können wir unsere Reise fortsetzen. Gegen 7.30 Uhr verlassen wir unseren CP in Richtung Izmir. Wir fahren auf relativ gut ausgebauten Strassen und verzichten auf die Fähre. So sehen wir mehr vom Land und seinen Bewohnern. Wir haben vor in der Nähe von Bursa zu übernachten, finden dort jedoch nichts geeignetes. So fahren wir weiter bis Bandirma. Dort finden wir einen Plätzchen direkt am Strand vor einem Olivenhain, in welchen die Grillen ein ausgiebiges Konzert abhalten. Heute Abend werden wir noch einmal die Karte zu Rate ziehen und entscheiden, ob wir Troja einen Besuch abstatten. | 16.07.2003 | Nach eingehender Diskussion entscheiden wir uns anders. Troja und Pergamon sind uns aus verschiedenen Medien gut bekannt, aber keiner von uns beiden kennt Pamukkale. Da wir schon gut voran gekommen sind, können wir dort einen Besichtigungstag einlegen. Was mir zu gute kommt, da ich mir so etwas wie eine Grippe eigefangen habe - im Sommer besonders unangenehm. Nach rund 400 Km erreichen wir unser Ziel. Pamukkale selbst ist ein kleiner Ort, der über reichlich CP und kleine Pensionen verfügt. Wir werden auch gleich von mehreren "Schleppern" angesprochen. Das hat den Vorteil, dass die CP-Preise mit jedem neuen Versuch, uns zu ködern, sinken. Für umgerechnet 4,50 € landen wir auf einem sehr kleinen, aber feinen CP mit Pool. Das Wasser im Pool stammt aus der Thermalquelle, welche dem Ort seine Attraktion gibt. (www.pamukkale.gov.tr) | 17.07.2003 | Diese Quelle ist sehr kalkhaltig, so dass sich riesige Terrassen gebildet haben, welche weithin weiß leuchten. Da es diese Quelle bereits vor rund 2000 Jahren gab, ist es nicht verwunderlich, das sich gleich nebenan Reste byzantinischer Baukunst finden lassen. Die Römer wussten halt, was gut ist. Da die Therme allerlei weitere Mineralien und Gase enthält, die natürlich alle erdenklichen Krankheiten heilen, ist sie auch Heute noch gut besucht. Pro Person rund 10,00 € für´s Bad ist auch nicht schlecht. Dafür nehmen die Touris vier Stunden Busfahrt (eine Strecke von Antalia) in Kauf, um dann rund eine Stunde zu baden und durch die Ausgrabungen zu hetzen (so sehen die meisten auch aus!), oder ob die gar nicht gefragt werden ? Wir hetzen nicht, sondern bleiben bei 40° C ganz ruhig unter dem Sonnenschirm liegen und beobachten das Treiben in der Therme. Dabei versuche ich mich auszukurieren, was mir mit den einfachen Hausmitteln nicht recht gelingen will. | 18.07.2003 | Deshalb geben wir noch einen Tag zu und ich greife zu den "harten Drogen" in Form von Antibiotika. | 19.07.2003 | Doxam wirkt halt sofort, ich bin "fit wie meine alten Turnschuhe", die halten übrigens immer noch und ich hoffe, sie nun dort "zu Grabe zu tragen", wo ich sie einst in Australien erstanden habe. Aber bis dahin müssen sich die Räder an unserer Fuhre noch einige Male drehen. Heute geht es erstmal weiter nach Egridir. Der Ort liegt an einem See und soll über einen CP verfügen. Für Cordula beginnt der Tag auch unangenehm, sie hat Probleme im Magen- und Darmbereich. Ihr Zustand verschlechtert sich im Laufe des Tages und als wir Egridir erreichen, geht es ihr richtig schlecht. Der CP erweist sich als reiner Zeltplatz, für uns ungeeignet. Die Stadt selbst ist geprägt durch viel Militär aus umliegenden Kasernen und Sperrgebieten. Wir beschließen weiter in Richtung Konya zu fahren und die erstbeste Gelegenheit zur Übernachtung zu nutzen. Ca. 25 Km hinter Egridir finden wir eine solche direkt am See. Neben der Strasse geht es einige Meter hinab auf eine etwa Fußballplatz große Fläche, welche von wenigen Bäumen bestanden wird. Im Schatten dieser Bäume sitzen viele Einheimische, ob es sich dabei mehr um "Zigeuner" handelt, ist nicht eindeutig zu klären, denn es ist Samstag und wie jedes Wochenende sind alle Türken zum Picknick im Grünen unterwegs. Cordula hat Fieber und in meinen Därmen rumort es auch, deshalb bekommt sie nun gleich Doxam verordnet, eventuell wirkt sich der Erreger zu Beginn der Erkrankung unterschiedlich aus. Da wir diesen Platz schon zeitig erreicht haben, hat sie nun viel Zeit zum schlafen und das soll ja die beste Medizin sein. Am Abend trollt sich das Volk nach und nach und es wird sehr ruhig rings um uns. Die für einen See ungewöhnlich starke Brandung, begleitet uns durch die Nacht. | 20.07.2003 | Es geht uns beiden so gut, dass wir weiter fahren können. Als Etappenziel haben wir Konya gewählt, dort soll es einen CP geben. Die reichlich 230 Km dorthin sind kein Problem, die Stadt erweist sich als sehr gross und es wird schwierig, diesen CP zu finden. Nach einem vergeblichen Versuch wollen wir keinen weiteren Stress und entschließen uns, weiter zu fahren. Insgeheim hatte ich onehin damit geliebäugelt, gleich bis Nevsehir, dem nächsten Ziel zu fahren, um so einen weiteren Tag, zum auskurieren, zu gewinnen. Nach weiteren 200 Km erreichen wir den NP von Göreme. Hier wollten wir planmäßig einige Tage bleiben. Wir finden einen CP an einer Hotelanlage angeschlossen mit Pool. Da wir die einzigen Camper sind, können wir fast direkt neben dem Pool stehen. Die Temperaturen hier im Hochland, durch das wir nun schon seit Tagen in ca. 1000 MN fahren, sind angenehm. Die Sonne brennt zwar genauso unbarmherzig, aber es geht immer ein kühlender Wind und in der Nacht geht die Temperatur bis 15° C zurück. Wir packen aus und es gibt ein leichtverdauliches Abendbrot. | 21.07.2003 | Wir fühlen uns beide besser und beschließen nach dem Frühstück in Göreme uns etwas um zu sehen. Die Jahrmillionen haben mit der Kraft des Wassers aus dem leichten Vulkangestein, bizarre Landschaften entstehen lassen, welche zum Teil bis Heute als Wohnungen dienen. Wir werden in den nächsten Tagen mit den Motorrädern die Umgebung weiter erkunden. | 22.-23.07.2003 | Wir besuchen Fam. Feuerstein und Barni Geröllheimer und haben zwei schöne Tage auf den Bikes bei mäßigen Temperaturen und teilweise bedecktem Himmel. | 24.07.2003 | Nach dem obligatorischen Besuch eines Internet - Café, welches diesmal leider keine "schnelle Leitung" hatte (6 Stunden), packen wir zusammen, denn Morgen geht es weiter Richtung Osten. | 25.07.2003 | Wir brechen gegen 10.00 Uhr auf und es geht über Kayseri, Sarkisla nach Sivas unserem Etappenziel. Sivas ist eine große Stadt und liegt ca. 1200 MN hoch in mitten des Hochlandes. Ringsherum wird die Besiedlung nun doch spärlicher und wir hatten deshalb geplant, in Sivas noch mal richtig einzukaufen. Um mit unserem Zug nicht in die engen Strassen des Zentrums zu müssen, erledigen wir den Einkauf gleich in einem Vorort. Wie in den südlichen Ländern üblich, sind die Handelsprodukte auf verschiedene Strassenzüge aufgeteilt. Wir haben zufällig den Stadtteil für Kfz.-Ersatzteile und Werkzeuge erwischt. So bekomme ich Ersatz für meinen abgebrochenen Gewindeschneider und den üblichen CAY müssen wir auch noch trinken. Natürlich bezieht sich diese Aufteilung nicht auf Lebensmittel, die bekommt man überall. Wir haben Glück und kaufen in einer Art Großhandel sehr günstig ein. Da wir uns auf der Suche etwas weit von unserem Fahrzeug entfernt haben, bitte ich darum, den Einkaufswagen ausleihen zu dürfen (u.a. 24 1,5 L Wasserflaschen tragen sich schlecht). Aber hier wird Service noch gelebt, wir werden samt unseres Einkaufs zu unserem Fahrzeug zurück gefahren - kostenlos! Nachdem wir alles verstaut haben, wollen wir einen Platz für die Nacht außerhalb der Stadt suchen. So fahren wir weiter Richtung Erzincan, unserem nächsten Ziel. Da es noch zeitig am Tag ist, lassen wir uns Zeit, um einen schönen Platz zu finden, schließlich fahren wir ja in die richtige Richtung. Hinter Hafig treffen wir auf einen schweren Unfall, ein Bus ist mit einem PKW kollidiert, jetzt verstehen wir auch, warum so viele Krankentransporter unterwegs sind. Der Verkehr in der Unfallstelle wird von Armee (Gendarmerie) geregelt. Mitten in der Unfallstelle gibt es ein unnatürliches Geräusch und der Landy hat keinen Antrieb mehr. Ich rolle, zum Ärger der Regler, die einen besonders Neugierigen vermuten, an die Seite und "rühre" alle Gänge durch - ohne Erfolg. Dann versuche ich es mit der Differenzialsperre und habe Glück, wir kommen erst einmal aus dem Unfallbereich heraus. Bei der ersten Gelegenheit die sich ergibt, halten wir an, um die Ursache zu erforschen. Es bleibt dabei, ohne Sperre kein Antrieb, aber ein unschönes Geräusch im Bereich der Hinterachse. Der Versuch, wenigstens den Hänger abzustellen, schlägt auch fehl, denn auch mit Sperre geht rückwärts nichts. Also lassen wir alles stehen und machen uns auf, um Hilfe zu holen. Da die Unfallstelle nicht weit zurück liegt und wir dort früher oder später mit Sicherheit auf Abschleppdienste treffen werden, machen wir uns dorthin auf den Weg. Als erstes sehen wir einen Landrover. Dieser gehört offensichtlich zu der Gendarmerie und wir sprechen einen der Soldaten an. Trotz Verständigungsproblemen, kommandiert einer, der es scheinbar darf, den Fahrer ab, uns zu helfen. Der Mann kennt sich verständlicherweise mit Landy´s aus und erkennt das Problem. Er meint (mit "Händen und Füssen") in ca. 5 Km wäre eine geeignete Werkstatt. Da die genaue Ursache nicht klar ist, wäre Abschleppen sicher sinnvoll, aber ohne Befehl geht natürlich nichts. Er fährt zurück und wir warten. Nach einiger Zeit kommt er mit der "halben Armee" zurück und es werden schnell noch mehr. Denn, da niemand ausreichend englisch spricht, halten sie jedes Fahrzeug an, bis sie einen deutsch sprechenden Türken finden. Der übersetzt uns dann, was wir schon einigermaßen verstanden hatten. Sie wollen uns abschleppen, müssen aber noch die Unfallstelle sichern, aber in ca. 15 Minuten kann es losgehen. Und so geschieht es dann auch, der Armee-Landy wird vorgespannt, mit einem halben Dtz. Soldaten beladen und schon geht die Fuhre los. Der Landy schnauft ganz schön und die Offiziere sichern den "Konvoi" hinten mit einem PKW ab. Wir landen nach ca. 5 Km tatsächlich in einer Werkstatt. Es sieht für geborene Ostdeutsche aus, wie eine "MTS", ist aber in Wirklichkeit eine große Gewerbeanlage mit vielen verschieden Gewerken - vom Bäcker bis zur Schmiede. Öz Ünal der Chef der Autowerkstatt scheint sein Fach zu verstehen, kaum haben wir uns von der hilfsbereiten Gendarmerie verabschiedet, sind die hinteren Radaufhängungen freigelegt und die Steckachsen ausgebaut. Schnell ist klar, dass die Verzahnung der Antriebe verschlissen ist. Auf der einen Seite sehr, auf der Anderen etwas. Bei dem obligatorischen Tee wird mir klargemacht, dass die Steckachsen aus Istanbul kommen und in zwei Tagen alles erledigt ist. Ein inzwischen herbei geholter deutsch sprechender Türke betätigt uns dies. Die Räder werden wieder montiert und wir bekommen einen Stellplatz direkt neben dem Bäcker zugewiesen. Mit der Sperre und ohne hintere Steckachsen, fährt sich der Landy fast ganz wie normal! So verbringen wir die Nacht zwischen Autowerkstatt und Bäckerei, mit der Aussicht auf frisches Brot zum Frühstück. Mit dem Vorurteil vom "faulen Türken" müssen wir allerdings ein für alle mal aufräumen, in der Werkstatt verstummt der Lärm erst, als der Bäcker bereits das Holz hackt, um seinen Ofen zu feuern! | 26.07.2003 | Zwangspause - wir beobachten das Treiben am Samstag im Gewerbegebiet. Hier scheint es ein Tag wie jeder Andere. Für unser Frühstück will ich in der Backstube frisches Brot kaufen, aber auf meine Nachfrage bekomme ich einfach zwei ofenwarme Weißbrote geschenkt. Um uns etwas Bewegung zu verschaffen, bummeln wir in das Zentrum von Zara. Hier kaufen wir einen sehr leckeren Schinken, welcher uns schon vom Betreiber des CP "Delphin" in Griechenland empfohlen wurde. Wir vermuten eine geräucherte Rindslende in einem Gewürzmantel. Sehr, sehr lecker. | 27.07.2003 | Wir stehen pünktlich um 9.00 Uhr neben unserem Fahrzeug und harren der Dinge. 9.30 Uhr kommt Öz Ünal mit zwei Paketen. In einem das Frühstück, im Anderen unsere Steckachsen. Aber erstmal gibt es Tee für alle und Fladenbrot mit Käse und Oliven. Dann umziehen und los geht´s. Ich hatte richtig vermutet, die eigentliche Ursache für den Verschleiss war eine lockere Radaufhängung. Beide Radaufhängungen werden neu montiert, die Steckachsen eingesetzt und fertig. Das Ganze kostet uns 250,00 € und gegen 12.00 Uhr verabschieden wir uns vom freundlichen Werkstattteam und rollen wieder Richtung Erzincan. Gegen 17.00 Uhr sind wir ca. 50 Km hinter Erzincan und finden an einer geeigneten Tankstelle einen Stellplatz zum Übernachten. | 28.07.2003 | Ausgeschlafen rollen wir gegen 10.00 Uhr weiter Richtung Iran. Das Hochland wird landschaftlich immer reizvoller. Im Schnitt fahren wir jetzt auf ca. 1600 MN. Da sind auch die Teparaturen sehr erträglich. Tagesziel ist Dogubayazit, ca. 40 Km vor der Grenze. Der Ort ist nicht sehr schön, wir finden aber an einer Tankstelle am Ortsausgang einen Stellplatz für die Nacht, mit direktem Blick auf den Berg Arat (leider etwas wolkenverhangen aber eventuell Morgen?) und bekommen für 8,00 € ein gutes Abendessen im angeschlossenen Restaurant. Für die restlichen TL haben wir unterwegs eingekauft, u.a. endlich eine "Waschmaschine" (30 L Gurkenfass aus Plaste mit Schraubdeckel). Da drin wird während der Fahrt, auf dem Hänger, die Wäsche in der Seifenlauge ordentlich durchgeschüttelt. Am Stellplatz spülen und aufhängen - fertig (die Idee hat Malcam Douglas geliefert). In den Bergen beobachten wir schon seit Tagen viele aufgestellte Bienenkästen und Cordula liebäugelt offensichtlich mit einem Einkauf. Ständig säuselt sie von leckerem Honig. In einem engen Tal steht dann überraschend ein Zelt neben vielen Bienenkästen direkt an der Strasse. Ein Schild weist deutlich auf Verkaufsabsichten hin. Es bleibt also nichts anderes als anhalten und die Verhandlungen aufzunehmen. Natürlich bei Tee und einer leckeren Kostprobe aus Honig mit Pollen garniert und frischen Weißbrot. Nach einer halben Stunde bin ich 15.000.000,00 TL ärmer und Cordula hält glücklich 1Kg süssen Honig im Arm (im Glas versteht sich). Auch der Diesel ist fast aufgebraucht, der rußfreie aus den in Deutschland gefüllten Kanistern auch. Laut Auskunft der Brummifahrer ist der Diesel im Iran spottbillig - 100 L für 2 Dollar. Also legen wir uns bei Zeiten schlafen und sehen einem aufregenden Grenzübertritt entgegen. | 29.07.2003 | Wir stehen zwischen LKW´s, eingezäunten Asservaten (Auto´s aller Marken und Baujahre) und werden von der Polizei bewacht. Der Reihe nach. Unser Tag beginnt gegen 8.00 Uhr mit etwas Kribbeln im Magen. Schließlich ist heute der erste wirklich aufregende Grenzübertritt. Cordula hat sich schon entsprechend "verkleidet", lange Hose, weite Bluse und Kopftuch. Die 35 Km bis zur Grenze gehen schnell. Und dann - Ruhe! Einerseits weil es seit Stunden keinen Strom gab, Andererseits streiken nun die Computer. Einen ersichtlichen Ablauf der Abfertigung gibt es nicht, man fragt sich durch oder nimmt Hilfe in Anspruch. Diese wird teuer (40 US$) angeboten. Das System ist undurchschaubar, aber für uns nicht neu. In vielen südlichen, vor allem arabisch geprägten Ländern gibt es die offizielle Abfertigung und eine nicht unbeträchtliche Menge an "Hilfswilligen", welche ihre Dienste antragen und von den Offiziellen auch akzeptiert werden. Meine Vermutung ist, dass es eine finanzielle Zusammenarbeit beider Seiten gibt - irgendwann fließt Geld, aber es sieht keiner. Ich bin von Natur ein sparsamer Mensch und habe zu "Bakschisch" ein gestörtes Verhältnis, deshalb mache ich mich alleine auf den Weg meine Stempel zu ergattern. Anfangs geht das auch ganz gut. Nach ca. 2 Stunden glaube ich alle Formalitäten erfüllt zu haben. Und das, obwohl die sich abspielenden Szenen unbeschreiblich sind. Busweise werden hunderte vornehmlich Kurden an der Grenze "ausgeschüttet", natürlich mit all ihren Einkäufen - in Säcken und Kartons. Die zwei einzigen Schalter der Polizei werden wie Bienenstöcke belagert. Für den Fall, ich müsste da drin arbeiten, hätte ich so oder so längst zur Dienstwaffe gegriffen. Noch dazu wenn regelmäßig nach fünf bearbeiteten Pässen der PC abstürzt und neu hochgefahren werden muß. Kurz und gut, irgendwann stehen wir mit unserer Fuhre in der ersten Reihe vor dem 2 m hohen Rollgitter, welches beide Länder trennt. Das Tor geht auf - und mir fehlt ein Stempel, um hindurch zu kommen! Wie aus dem Nichts steht da plötzlich ein "HiWi" und hat unsere Pässe in der Hand. Was bleibt mir also Anderes, als mich ihm auszuliefern. Die folgende Scharade hätte ich ohnehin nicht verstanden. Da auf Cordula ein Teil der Fahrzeuge eingetragen ist, auf den von der Polizei erstellten Ausreisedokumenten aber nur mein Name auftaucht, beginnt die ganze Prozedur von vorn. Letztlich weine ich den jetzt fälligen 5 US$ für den "HiWi" keine Träne nach und bin froh, nach einer weiteren halben Stunden nun mit wirklich allen Unterlagen wieder vor dem Rolltor zu stehen. Nach insgesamt 6 Stunden geht das Tor dann auch für uns auf und wir rollen in den Iran. Hier beginnt wie erwartet der zweite Teil des Dramas, denn wir haben ja kein Carnet de Passage, da wir ja nicht beabsichtigen, nach Deutschland zurück zukehren und weit länger als ein Jahr (Gültigkeitsdauer) unterwegs sein werden. Zwischenzeitlich haben wir einen gebürtigen Iraner, englischer Staatsbürgerschaft, kennen gelernt, welcher nun schon im fünften Jahr ohne Carnet einreist. Ihm sind die Gebühren in England schlicht zu teuer. Aufbauend auf den Erfahrungen von Mr. Motamedian begeben wir uns erneut in den Dschungel der hier allerdings sehr freundlichen Bürokratie. Da ein Stempel, dort ein Formular und ehe wir uns versehen, hat uns wieder ein "HiWi" am Haken. Da er unsere Papiere von offizieller Seite zugespielt bekommt, ergeben wir uns halt der Situation. Und selbstverständlich ist er auch der Einzige, der die zuständige Versicherung vertritt, welche uns zwar erst Morgen, aber dann gleich "clock eight", die an Stelle des Carnet notwendige Versicherung verkauft. Bis dahin, natürlich nicht ohne Kontrolle unserer Habseligkeiten, dürfen wir an o.g. Stelle übernachten. Allein für die Bewachung durch die Polizei kassiert unser "HiWi" wieder 10 US$ und dabei hat er schon 20 US$ allein für die Formulare bekommen. So sind wir gespannt, was uns der morgige Tag kosten wird und ob Mr. Motamedian recht behält und wir trotzdem noch Geld sparen. | 30.07.2003 | Mr. M. soll Recht behalten, aber alles ist ganz anders. Wir sind rechtzeitig aufgestanden und warten um 8.00 Uhr auf "HiWi" Nr. 1 von Gestern. Es wird 8.30, 9.00 Uhr und keiner kommt. Unseren Beobachtungen nach, ist unweit von uns eine Halle, in der reges Treiben herrscht. Auch die vielen Nobelkarossen mit deutschen Kennzeichen auf Zeit, welche durch den Iran nach Turkmenistan sollen, stehen dort und natürlich auch Mr. M.. Da unsere Pässe aber bei der Polizei liegen sollen, trauen wir uns nicht vom zugewiesenen Standort weg. Cordula macht sich dann zu Fuß auf, um in besagter Halle nach unserem "HiWi" zu fahnden. Von ihm ist weit und breit nichts zu sehen, dafür entdeckt sie aber unsere Pässe in den Händen eines anderen "HiWi´s", den sie sofort anspricht und der bestätigt, dass wir nun vor die Halle fahren dürfen. Die gesamte Prozedur hier wiederzugeben wäre so umfangreich, wie die Zahl der Beteiligten. I.Ü. ist die Tatsache, dass zig Leute, zumeist "HiWi´s" an einem Vorgang arbeiten, dass zeitraubende Übel. Jeder weiß etwas, aber nichts genaues, trotzdem aber besser und so geht vieles schief. In aller Kürze. Nach viel warten und hin und her, werde ich in ein 500 m entferntes Büro geführt. Dort wird mir eröffnet, dass das Permit für den Transit durch den Iran 174 US$ kostet. Hinzu kämen 150 US$ für den Chef des Büros, den ich nur von hinten sehe. Zum Beweis der Forderung wird mir eine Art Quittung mit arabischen Schriftzeichen gezeigt, auf der irgendwo die griechische Zahl 172 steht. Für die 150 US$ gibt es natürlich keinen Beleg. Ich halte die Forderung schlicht für unverschämt, zumal dies nicht die Einzige bleiben wird - Versicherung etc. Also lehne ich dankend ab und sage, dass ich dann lieber zurück in die Türkei fahre und mein Glück über die ehemaligen GUS-Staaten versuchen will. Daraufhin geht es im Sturmschritt zurück in die Halle. Dort wechseln meine Papiere wieder einmal den Besitzer und dieser bringt seine Kleidung in Ordnung, was für mich bedeutet, es geht jetzt zu einem echten Chef. Und tatsächlich klopft mein Begleiter an eine Tür mit der Aufschrift "Technischer Assistent". Dort sitzen drei Herren, einer ein Turbanträger. Mein Begleiter grüsst sehr höflich (ich natürlich auch - versuche es zu mindest), dann ein kurzes Palaver dem ein Telefongespräch folgt. Und kurz darauf sind wir auch schon wieder draußen. Die Papiere wechseln wieder den Träger und zurück geht es in das etwas abgelegene Büro. Dort wieder Palaver und dann erscheint ein Herr, der mir ohne Umschweife im besten Englisch erklärt, ich sei Tourist und brauche überhaupt nichts zu bezahlen. Daraufhin eine lautstarke Zurechtweisung meiner beiden Begleiter, ich bekomme meinen Pass (Cordula hatte ihren zwischenzeitlich schon zurück) und retour geht es in die Halle. Dann wieder warten, erneut Auskünfte geben für neue Formulare und wieder warten. Dann erscheint eine ganze Abordnung der "HiWi´s" mit einem an der Spitze, der einigermaßen englisch spricht und bisher am umgänglichsten war. Er eröffnet uns, wir könnten in Kürze unsere Dokumente bekommen, aber sein Chef und die Anderen hätten doch soviel Arbeit und Wege gehabt, dafür müssen sie doch entschädigt werden. Auf die Frage nach der Höhe der "Entschädigung" reden alle durcheinander, so kann ich mir den niedrigsten Betrag aussuchen. Dieser beläuft sich auf 100 US$. Da dieser Betrag weit unter den Kosten eines Carnet liegt, bin ich bereit zu zahlen, um endlich in den Iran einreisen zu können. Und wirklich, nach Einholen diverser Stempel erhalten wir ein "yellow paper" für die Ausgangskontrolle und einen Stapel Dokumente für uns. Nach etwas mehr als 28 Stunden verlassen wir glücklich den Zollhof und reisen in den Iran ein. Übrigens hat sich Mr. Motamedian bereits gegen Mittag entschlossen sein Fahrzeug für einen Monat im Zollhof stehen zu lassen und mit dem Taxi seine Reise nach Teheran fortzusetzen. Auf der Fahrt Richtung Tabriz entspannen wir uns regelrecht. Die Strassenverhältnisse sind gut, die Kontrollen der Polizei hinter jeder Stadt eher lustig. Wir müssen schlussendlich selbst darauf achten, unseren Stempel auf dem Permit zu bekommen, da die Herren vor Neugier ganz ihre Aufgaben vergessen. Ca. 15 Km vor Tabriz entdeckt Cordula einen TIR - Parkplatz (Zollhof) auf dem wir problemlos einen Platz für die Nacht zu gewiesen bekommen. | 31.07.2003 | Da wir die Zeitzonen wieder einmal außer Acht gelassen haben, kommen wir erst 10.30 Uhr wieder auf die Räder. Der Zollhof kostet uns nicht einen Rial, dafür lassen wir unsere alten Strassenkarten (bis Türkei) dort, eventuell hat ein Brummifahrer Bedarf. Die Strasse ist weiterhin gut, nur die Fahrweise der Iranis ist katastrophal. In der Stadt, wo drei Spuren eingezeichnet sind, fahren fünf Fahrzeuge nebeneinander und der Sechste drängelt sich auch noch zwischen Landy und Anhänger, so dass ich ständig in den Rückspiegel schauen muss, um keinen "aufzureißen" mit unserem breiteren Hänger. Auf den Landstrassen ist es ratsam genau zu schauen, wie viele Fahrzeuge mir aus einer Kurve entgegen kommen. Sind es mehr als drei, bleibt nur die Notbremse und die Flucht nach Rechts, soweit wie möglich. Heute haben es vier nicht mehr geschafft, zu Mindest die wir gesehen haben. Zum Teil wirklich böse Unfälle. Im Koran soll stehen, als Gott die Zeit geschaffen hat, schuf er reichlich davon. Dies ist im arabischen Raum auch überall spürbar. Nur auf der Strasse gilt dieser Spruch überhaupt nicht. Es fahren nur kleine "Schumis", selbst im ältesten überladenen LKW. Cordula hat eine neue Statistik eingeführt. Sie überwacht das Verhältnis von täglichen Polizeikontrollen und Unfällen - Heute stand es 6 : 4 für die Polizei. Was im Iran wirklich Freude bereitet ist das Tanken. Für 66 Liter Diesel habe ich umgerechnet 1,17 € bezahlt! Da sollte sich der deutsche Fiskus mal ein Beispiel nehmen. Unseren Stellplatz für die Nacht haben wir hinter Takistan im Hof eines Hotels gefunden. Kostenlos. Dafür sind wir gern in das Restaurant zum Abendessen gegangen. Für 11,11 € haben wir gut und reichlich gegessen, leider sehr europäisch. Da wir nun unsere Uhren umgestellt haben, soll es Morgen zeitig los gehen, um die Kühle des Morgens zu nutzen, denn trotz immer noch durchschnittlich 1500 MN, haben wir z.Zt. ca. 40° C. | 01.08.2003 | Diesmal geht es auch wirklich zeitig los. Es werden immerhin 630 Km in zwei Etappen. Bis zum Mittag schaffen wir 250 Km. Dann erstmal Pause, um der ärgsten Hitze zu entgehen. Am Abend erreichen wir dann Esfahan. Eine große, sehr belebte Stadt, vor allem am Freitag (Vorabend eines der vielen muslimischen Feiertage). Der Verkehr, besonders im Dunklen ist atemberaubend. Es läuft wie am Vortag beschrieben, nur ist nun ein Teil der Fahrzeuge, vor allem Mopeds mit bis zu fünf Personen, nicht beleuchtet. Es kostet Nerven mit dem "Zug" durch das Zentrum von Esfahan zu fahren und so etwas wie einen Stellplatz zu suchen. Wir werden zu einem Hotel geschickt, doch dies hat keinen eigenen Parkplatz, also weiter durch das Chaos. Gegen 21.30 Uhr haben wir endlich an einen Einkaufscenter eine Möglichkeit gefunden und den "Segen" des Wachhabenden, dort zu übernachten. Aber an Schlaf ist nicht zu denken. Die Temperaturen in der Stadt, liegen auch um diese Zeit, bei knapp unter 50° C. Also bummeln wir noch etwas in der Umgebung und finden so eine nette Pizzeria. Hatten wir lange nicht, also nichts wie rein. Man ist sehr bemüht uns zufrieden zu stellen, aber mehr noch an unserem Urteil interessiert, da sehr selten Europäer hier her finden, geschweige denn Essen gehen. Es schmeckt wirklich gut und wir loben sehr. Umgerechnet für etwas weniger als 3,00 € satt und zufrieden, wo bekommt man das noch in Europa? Das wir mit unserem "Zirkuswagen" auffallen und beguckt werden ist klar und verständlich, dass wir zu Fuß das gleiche erleben, hätten wir allerdings nicht erwartet. Aber die Menschen sind sehr freundlich und haben sich eine erfrischende Neugier bewahrt. Oft werden wir angesprochen und in kleine oder größere Gespräche verwickelt, je nach englischen Sprachkenntnissen, sehr selten auch mal auf deutsch. | 02.08.2003 | Leider ist heute ein Feiertag und so können wir wenig erledigen. Es gelingt uns aber wenigstens herraus zu bekommen, wo wir wegen unserer Visaverlängerung hin müssen - hoffen wir. Morgen werden wir es sehen. Wir nutzen den heißen Tag und schauen uns Esfahan näher an. Als eine der bedeutendsten Städte Persiens verfügt sie auch Heute noch über ein eindrucksvolles Flair. Der Nahverkehr (Bus und Taxi) ist spottbillig und schont das Nervenkostüm erheblich. Nach der zweiten Bushaltestelle wissen wir nun auch, dass Frauen hinten in den Bus einsteigen müssen und dort auch zu sitzen haben und die Männer selbstverständlich vorn. Cordula sitzt natürlich neben mir in der ersten Reihe! und wird auf ihrem Sitz von Haltestelle zu Haltestelle kleiner. Aber ihr falsches Verhalten wird von allen toleriert und zeigt einmal mehr, dass sich der Iran in einer Umwandlungsphase zu mehr Demokratie befindet. In der Hitze schaffen wir leider nur einige der Sehenswürdigkeiten, haben aber wieder viele interessante Gespräche mit Iranern, die sich wirklich darüber freuen, das Touristen ihr Land besuchen. | 03.08.2003 | Ausgehend von den niedrigen Tarifen der Taxi´s, haben wir beschlossen, um die Sucherei in dem Verkehr zu vermeiden, Cordula fährt mit einem Taxi voraus und ich hänge mich mit unserer Fuhre dran. Die Adresse haben wir uns auf arabisch aufschreiben lassen, der Taxifahrer weiß also wo er hin muss. Das geht auch alles ganz gut, bis in einem Kreisverkehr, davon gibt es hier reichlich, ein im Innenkreis fahrendes Auto nach rechts raus will, ich hupe zwar, aber er meint hinter dem Landy sei er dran, übersieht aber den Hänger und schon hat es geknallt. Der Schaden am Hänger ist unerheblich, das Auto des Gegners ziehren ein paar neue Beulen, die über seine Fahrkünste Auskunft geben. Da plötzlich auch Polizei da ist, verschwindet unser Taxifahrer ohne Kasse zu machen, da es viele "Schwarze Taxen" gibt, will er sicher mit der Polizei keinen Ärger. Da ich auf alle Ansprüche verzichte, kann es nach kurzem Hin und Her weiter gehen. Mit der nächsten Taxe kommen wir bis zu einer Polizeikontrolle. Als diese natürlich mich anhält und das übliche "woher - wohin" abfragt, fällt einem in Zivil gekleideten Polizisten ein, er müsse auch zu der Polizeistation und könne mir den Weg zeigen. Also wird das Taxi bezahlt und wir fahren zu Dritt im Landy weiter. Es ist nicht mehr weit, nach ein paar Kreuzungen haben wir es geschafft. Wir finden auch sehr schnell die zuständige Beamtin, werden aber leider sehr enttäuscht. Auch der Vorgesetzte bei dem wir noch um eine Verlängerung unserer Visa nachfragen, kann nur wiederholen, eine Verlängerung eines Transitvisa ist nur in Teheran möglich, bei einem Touristenvisa hätte es keine Probleme gegeben. Da uns nun nur noch zwei Tage bleiben, ist es zu riskant nach Teheran zurück zu fahren, denn wird unser Anliegen abgelehnt, kommen wir nicht mehr rechtzeitig zur Grenze. Es bleibt also nur die 1400 Km schnur stracks in Angriff zu nehmen. Fazit: Wir sind mit dem Transitvisa zwar ohne Carnet durch den Iran gekommen, bekommen aber keine Visaverlängerung. Auf der Hälfte des Weges liegt Kerman, was umgehend zum heutigen Etappenziel erklärt wird. Nachdem wir uns aus Esfahan gequält haben, kommen wir auf guten Strassen schnell vorran. Gegen 20.00 Uhr erreichen wir einen TIR- Platz in Kerman. Zwar kommen wir hier um etwas "Bakschisch" nicht drumrum, aber wir haben alles, was wir für die Nacht brauchen und stehen zwischen den Brummis sicher. Der eine oder andere Fahrer hat uns schon auf der Fernstrasse gesehen und so gibt es noch ein paar kurze Gespräche, bevor wir schlafen gehen. | 04.08.2003 | 8.30 Uhr sind wir wieder auf dem Weg zur Grenze. Wir kommen gut vorwärts, nur die Landschaft wird zusehens öder, nichts als "nothing". Da wir nicht wissen, welche Versorgungsmöglichkeiten wir in Pakistan antreffen und wie lange wir an der Grenze brauchen werden, kaufen wir in einer der wenigen Städte auf dem Weg noch mal richtig ein. Um 19.30 Uhr erreichen wir die Grenze und stehen vor einem verschlossenen Tor. Ein Soldat macht uns klar, dass erst am nächsten Morgen ab 8.00 Uhr wieder abgefertigt wird, und wir sollen im nahe gelegenen Mirjaveh übernachten. Damit sind wir aber gar nicht einverstanden, da wir morgen mit einem abgelaufenen Visa an die Grenze kämen. Nach weiteren Verhandlungen gelingt es mit hupen und rufen, einen Beamten an das Tor zu bekommen. Wir haben Glück, denn es ist der Zuständige für die Einfahrtsprozedur. Er versteht unser Problem sofort und lässt das Tor doch noch ein mal öffnen. Unsere Pässe bleiben bei ihm und wir bekommen einen Platz vor dem "Restaurant" zugewiesen. Das Restaurant entpuppt sich als Kantine, bietet aber kühle Getränke und "Chicken auf Reis". | 05.08.2003 | Kurz vor 8.00 Uhr stehen wir wieder am Eingangstor und erhalten kurz darauf unsere Registrierung. Da wir als Erste abgefertigt werden, kommen wir auch noch als Letzte unter das gestrige Datum. Nun noch zum Zoll. Das dauert natürlich bis alle Formulare gestempelt und unterschrieben sind - vom kleinen und vom großen Chef. Zum Schluß der Ausreisestempel und wir rollen auf den pakistanischen Zollhof. Dort wird die Einreise registriert und unsere Pässe gestempelt. Erste Fragen nach dem Carnet biegen wir ab. Auf dem Weg zum "Customer House" (Zollabfertigung) werden wir bereits von einem Guard begleitet. Über unbefestigte Pisten kommen wir an einer "Bank" vorbei und ich kann die überschüssigen Rials in Rupees tauschen - nicht direkt bei der Bank, sondern mehr privat, denn offiziell tauscht die Bank nur Dollar. Im "Customer House" treffen wir in einer sehr einfachen großen Halle auf etwa 6 Beamte, die in einer Hierarchie von rechts nach links an einer langen Tafel sitzen. Auf beiden Seiten neben der "Tafel" sitzen Schreiber an Tischen. Sollte sich in Deutschland jemand über Bürokratie ärgern, soll er einfach mal Pakistan besuchen und er bekommt von Bürokratie eine ganz neue Vorstellung. Um ein Stück Papier vom rechten Teil der Tafel zum Linken zu schicken, werden weitere Bedienstete in Anspruch genommen. Jedes Papier wandert so durch alle anwesenden Hände und jede Hand muss vermerken und unterschreiben und natürlich ausgiebig kommentieren. Für uns, die wir ja Zeit haben, ist das Prozedere lustig an zu schauen. Der Spass vergeht uns allerdings auch bald, als wir an der Reihe sind. Die Frage nach dem Carnet wird wieder gestellt und wir kommen nicht umhin zu erklären, dass wir kein Carnet haben. Das Palaver wird groß und zum Schluss zeichnen sich nur zwei Möglichkeiten ab, entweder unter Bewachung (Guard) in zwei Tagen an die indische Grenze oder auch mit Guard in das 610 Km entfernte "Customer House" in Quetta weiterfahren und dort auf das Carnet aus Deutschland warten. Wir tendieren zu letzterer Variante und beginnen mit langen Telefongesprächen nach Deutschland, um mit Hilfe guter Freunde die Carnets zu beantragen und nach Quetta schicken zu lassen. Wir sind nun sehr froh in teure Elektronik investiert zu haben, denn so ist die Verbindung schnell hergestellt und wir können unsere Unterlagen scannen und verschicken. Am späten Nachmittag ist klar , wir nehmen Variante 2 (ist auch preiswerter - 40 statt 100 Dollar) und fahren bis Quetta. Unser Optimismus früh los zu kommen, wird umgehend gebremst. Dienstbeginn ist 9.00 Uhr, vorher geht nichts. Also beginnt in Staub und Hitze unsere zweite Nacht auf dem Zollhof, diesmal auf pakistanischer Seite. | 06.08.2003 | Es wird 9.30 Uhr bevor überhaupt etwas passiert. Wir hatten angenommen, dass der Guard unsere Papiere bekommt und auf geht´s. Weit gefehlt. Erst einmal werden die "Hauptbücher" Zeile um Zeile gefüllt. Es ist zwar nicht immer korrekt was da aufgeschrieben wird - es wird schon mal der Vorname zum Wohnort gemacht, besonders bei den Fahrzeugen ist es sehr schwierig - aber es muss sein und dauert. Dann wird aus dem Hauptbuch alles noch einmal auf Formulare übernommen. Aber damit nicht genug, jetzt muss das Ganze noch mit Schreibmaschine abgetippt werden. So vergehen Stunden. Wir bekommen zwischenzeitlich immer freundlich Platz und Tee angeboten. Die fertigen Formulare müssen von mindestens 8 Personen und uns unterschrieben werden, bevor unser Guard sie samt unseren Pässen und Fahrzeugpapieren in eine Plastiktüte verpackt und an sich nimmt. Kurz vor 14.00 Uhr gibt es dann noch eine Auseinandersetzung mit unserem Guard. Da wir an Stelle der hinteren Sitzbank Gepäck transportieren, haben wir umgeräumt, um ihm Platz zu schaffen. Einen Sitz haben wir natürlich nicht, so bieten wir ihm Decken und Kissen an, was allerdings strickt abgelehnt wird. Er will vorn sitzen und Cordula soll sich in der Wohnkabine durchschaukeln lassen. Das lehne ich jedoch energisch ab, ich brauche Cordula zum navigieren. Besonders bei dem hier herrschenden Linksverkehr brauche ich jemanden der zuverlässig beim Überholen den Gegenverkehr beobachtet und nicht noch Verständigungsprobleme. Erst als sein Chef ein Machtwort spricht steigt er doch hinten ein und es kann los gehen. Er dirigiert uns erst ein mal ins nächste Dorf, wo er nach einem provisorischen Sitz erfolglos fahndet. Dann geht es weiter bis Dalbandin. Dort lässt er uns mitten im dicksten Verkehr, aus Radfahrern, Eselskarren, LKW , Bussen und Transportern anhalten. In seinem Kauderwelsch - Englisch versucht er uns klar zu machen, das er hier bei seinen Verwandten bleibt und wir ca. 500 Meter zurück fahren sollen, zu dem "Customer House". Bevor er verschwinden kann, machen wir ihm klar, dass wir mit ihm zurück gehen und die Gegebenheiten klären, schließlich fahre ich keine einspurige Gasse hinein, ohne zu wissen, wie ich da wieder rauskomme. Die Gasse mündet in einem weiträumigen Platz, an welchen auch besagtes Haus steht. Da es offensichtlich mehr privat genutzt wird und der Hof sehr klein ist, bleiben wir davor stehen und haben eine ungestörte Nacht. Im Ort wird gegen 20.00 Uhr (bei Einbruch der Dunkelheit und nach dem letzten Gebet) sowieso täglich der Strom offiziell abgeschalten. | 07.08.2003 | Obwohl 7.00 Uhr ausgemacht war, klopft unser Guard kurz vor 6.00 Uhr. Er hat keine Uhr und schließlich ging die Sonne gerade auf - was soll´s. Wir machen uns schnell frisch und genehmigen uns einen Morgenkaffee. Dann geht es wieder los. So wie sich die Strecke gestern von Piste bis Zweispurig verbesserte, geht es nun wieder andersrum, mitten durch die Wüste und den entsprechenden Sandverwehungen und "kleinen Dünen" auch auf der Strasse. An einer sehr sandigen Stelle muss ich, wegen eines entgegenkommenden LKW vom einspurigen Teerstreifen runter, denn hier gilt "das Gesetz des Stärkeren". Als ich wieder auffahren will, gibt es ein leider schon bekanntes Geräusch und der Landy ist antriebslos. Der Augenschein bestätigt den Verdacht, es ist wieder die linke Steckachse. Aber es ist nicht der richtige Zeitpunkt, um mit dem Schicksal zu hadern. Wir stehen im Nichts in der prallen Sonne. Rechts und links des Teerstreifens nur tiefer Sand, also keine sichere Möglichkeit, ohne Rückwärtsgang und nur mit gelegentlichen Antrieb zu wenden, um zurück zu fahren. Während wir noch überlegen, eventuell die Steckachsen raus zu nehmen oder die Gelenkwelle nach hinten zu unterbrechen, um mit der Vorderachse langsam weiter zu fahren, halten zwei LKW`s, deren Fahrer wir schon unterwegs getroffen haben. Nach ausgiebiger Diskussion der Sachlage, hauptsächlich untereinander, schlagen sie vor uns abzuschleppen bis in den nächsten ca. 10 Km entfernten Ort, wo ein Hotel sei. Das klingt erstmal gut, denn an einem Hotel könnten wir stehen und uns um Hilfe bemühen. Die 10 Km hinter einem überladenen 5 Tonner, ohne Sicht nach vorn, wird eine unangenehme Sache. Aber es sind ja nur 10 Km. Der Ort entpuppt sich als Ansammlung von drei oder vier Lehmhütten, eine davon bietet unter einer Überdachung auf einem Teppich im Sand, Tee und Kekse an und war das angebliche Hotel. Aber nicht alles was Essen und Trinken anbietet ist ein Hotel. Die LKW konnten uns nicht weiter schleppen, da sie ausgeladen waren. Wir konnten uns später selbst von den bevorstehenden Steigungen überzeugen. Es wurde also nach einem leeren LKW bestmöglichst mit Abschleppstange Ausschau gehalten. Das alles gibt es natürlich nicht ohne Menschenauflauf und ausgiebiges Palaver. Während dessen fährt ein großer silbermetallic Toyota Landcruiser vorbei. Cordula winkt spontan und hat dabei mehr an einen englisch sprechenden Reisenden, der dolmetschen kann, als an´s Abschleppen gedacht. Der Fahrer hält tatsächlich an und kommt zurück gefahren. Der Beifahrer erklärt im besten englisch, er hätte uns schon am Vortag gesehen und ist ohne Umschweife bereit uns bis Quetta abzuschleppen, was einerseits für uns das Beste, da wir dort alles was wir brauchen finden, andererseits eine Tortour von ca. 260 Km am Abschleppseil wird. Wir nehmen das Angebot an, ohne zu wissen, was auf uns zu kommt. Die Strasse wird zunehmend schlechter und der Fahrer des Landcruiser vergisst ab und zu, was er hinter sich her schleppt. Bei jeder Ortsdurchfahrt, jedem Bahnübergang und die kreuzt oft, jeder Polizeikontrolle, sind mehrere Speed-Breaker über die Strasse installiert. Selbst große Trucks kommen da nur mit Schrittgeschwindigkeit drüber. Unseren "Abschleppdienst" muss ich aber immer durch kräftiges bremsen auf eine für uns angemessene Geschwindigkeit drosseln. Bloß gut, dass wir ein Stahlseil zwischen uns haben. Bei den Polizeikontrollen fällt uns schnell auf, das wir nicht mehr angehalten, sondern mit der Hand an der Mütze durchgewunken werden. Schon nach ca. 60 Km haben wir ein neues Problem, Hänger vorne rechts verliert Luft. Wir stoppen und ich versuche den Reifen mit dem Kompressor auf zu pumpen, aber schnell ist klar, da ist ein Loch. Wir haben aber Glück, denn in der Ferne ist an der Piste eine Ansammlung von Lehmhütten zu sehen und bei diesen Strassenverhältnissen gibt es dort immer einen "Reifenservice". Wir bitten unseren Helfer, uns bis dorthin noch zu schleppen, bevor er seine Fahrt fortsetzt und wir uns um unseren Reifen kümmern. Er meint jedoch das sei kein Problem, er habe Zeit und könne warten bis der Reifen repariert sei, um uns dann weiter bis Quetta mit zu nehmen. Wir sind natürlich froh über dieses Angebot und während ich mit dem Fahrer dem Reifen zu Leibe rücke, bewirtet Cordula den Beifahrer mit kühlen Getränken aus unserem Kühlschrank, Obst und Keksen. Bei dieser Gelegenheit werden natürlich allerlei Höflichkeiten ausgetauscht und so erfährt Cordula, dass unser Helfer Zarak Zehri heißt, Kaufmann in Quetta und Parlamentsmitglied ist. Nun wird auch das Verhalten der Polizei klar. Wir haben wirklich ausgesprochenes Glück gehabt Er veranlasst sogar, ungeachtet unseres Protestes seinen Fahrer die Reparatur zu bezahlen. So kann ich nicht berichten, was die Montage eines neuen Schlauchs unter freiem Himmel kostet. Die ganze Werkstatt besteht aus einer Ausdrückvorrichtung, einer Kiste mit Ersatzteilen und einem Dieselkompressor. Aber uns ist geholfen und es kann weiter gehen. Durch kilometerlange Baustellen, über Pässe bis zu 1900 Meter hoch, natürlich einspurig und zum Teil auf Schotter. Allein der Gedanke hinter einem ausgeladenen altersschwachen LKW hier hoch geschleppt zu werden, lässt uns das Blut in den Adern gefrieren. Auch der Landcruiser hat seine Probleme, er muss Luft ablassen und Sperre und Untersetzung wählen, um uns mit da hinauf zu nehmen, aber es klappt und bei der Nobelkarosse ist das mit dem Reifendruck kein Problem, dass geht von Armaturenbrett aus zu regeln. Die Pässe runter habe ich ihn dann allerdings am Seil, was meine Bremsen auch zu spüren bekommen, die Nerven natürlich auch, denn es geht ja steht’s darum, das Seil straff zu halten. Gegen 18.30 Uhr erreichen wir Quetta. Bei einem Halt in dem irren Verkehr, gibt es einen lauten Knall, das rechte Heckfenster des Landy ist zu Krümeln zerfallen. Warum ist nicht zu ergründen, die meisten Splitter liegen innen. Das Pech musste Heute also dreimal zu schlagen. Zum Leidwesen unseres Guards werden wir nicht im "Customer House", sondern auf dem Parkplatz des Quetta Serena Hotels, die beste Adresse in der Stadt, abgestellt. Der Abgeordnete veranlasst, dass wir ein Zimmer zum halben Preis bekommen, um uns von den Strapazen der letzten Tage zu erholen. Unser Guard versucht zu protestieren, findet aber kein Gehör. Er will, dass wir mit unserer defekten Fuhre morgen um 8.00 Uhr zum "C H" fahren, wir wollen aber erst unseren Landy reparieren lassen und auf das Carnet warten. Um unserer Variante Nachdruck zu verleihen, satteln wir, nach dem der Guard seinen Schlafplatz suchen gegangen ist, ab und schaffen so vollendete Tatsachen. Dann nichts wie in unser schönes Zimmer und ausgiebig unter die Dusche. Anschließend lassen wir uns zum Abendessen mal wieder richtig verwöhnen. | 08.08.2003 | Gegen 8.00 Uhr steht unser Guard schon wieder auf der Matte. Mit Hilfe des Hotelpersonals machen wir ihm klar, dass wir per Taxi zum "C H" fahren, um dort mit dem zuständigen Inspektor den weiteren Ablauf zu klären. Es dauert bis er das "gefressen" hat, aber dann geht es los. (Im Innersten verstehe ich ja den Mann, er musste unterschriftlich bürgen, dass wir, so wie in Taftan eingereist, im Zollhof Quetta ankommen und er ist ein einfacher, kleiner Soldat - aber eben auch sehr unbeweglich im Denken.) Wir sind viel zu zeitig dran, vor 10.00 Uhr wiehert der Amtsschimmel hier nicht. Nach Zehn geht es dann los. Unser Guard jammert jedem die Ohren voll, dass wir nicht vollständig hier ankommen. Als sich der Dritte oder Vierte in der Hierarchie - der Vize- Inspektor - der Sache annimmt, kommt langsam Bewegung in die Angelegenheit. Er vertritt die vernünftige Auffassung, dass wir erst wieder im "C H" erscheinen brauchen, wenn unser Landy repariert und unser Carnet eingetroffen ist. Bis dahin will er unsere Pässe und Papiere im Tresor einschließen. Aber unser Guard ist ein einmaliger Sturkopf, er gibt die Unterlagen nicht aus der Hand bis wir komplett im "C H" sind. Fazit: er bleibt uns auch weiterhin erhalten und drängelt, weil er nach Hause will, muss sich aber gedulden, bis der Landy wieder läuft. Sein Pech ist, dass Freitag ist und keine Werkstatt geöffnet hat. So haben wir Zeit uns um zusehen. Das Problem Pakistans ist eine unzureichende Infrastruktur und die schlechten hygienischen Verhältnisse. Den Unterschied zwischen Arm und Reich findet man in vielen Ländern, dass ist nicht das entscheidende Problem. Die Menschen sind überwiegend sehr freundlich, hilfsbereit und sprechen ab einer gewissen Bildung auch englisch. Aber selbst Gebildete benutzen an Stelle eines Taschentuches zwei Finger, dazu wird kräftig und oft gespuckt, die Finger werden an der erstbesten Gelegenheit abgestreift und das kann Alles sein. Dies hält aber Niemanden ab, unter Männern und unter Frauen ausgiebig und bei jeder Gelegenheit die Hände zu schütteln. (Unter nicht Gleichgeschlechtlichen nicht üblich!) Hände waschen bei jeder sich bietenden Gelegenheit ist also unverzichtbar, aber beseitigt das Problem nicht. Aus den Abgasen des Verkehrs, der Hitze und den kurzen Windböen, entsteht ein dichter "Nebel", welcher alles einhüllt und die Sicht mindert. Diesen Staub wird man nicht mehr los, er ist Überall. Alles was man anfasst ist mehr oder minder staubig. Und dieser Staub kommt von den Wegen, Strassen und Plätzen........ Im Hotel treffen wir zufällig unseren Abgeordneten wieder. Um uns zu bedanken, landen wir ihn und seine Gattin zum Dinner für den nächsten Abend ein. Das Serena Hotel hat guten europäischen Standart und tut, was die Klimaanlage angeht, fast zu viel des Guten. Verlässt mann die Lobby nach draußen, gibt es regelrecht den "Schlag vor den Kopf". Am Abend lässt die Hitze (40° C) nach und bei angenehmen 30° C lassen wir uns ein BBQ zum Abendbrot unter Apfelbäumen schmecken. (Es fehlt nur der gute Wein - das Alkoholverbot trübt den Genuss) | 09.08.2003 | Nach dem Frühstück, treffen wir einen neuen Freund - Ashir John Francis. Er arbeitet bei "Rent a car" (gibt´s nur mit Fahrer für rund 3,00 € die Stunde) und kennt laut Hotelmanager die besten Monteure der Stadt. Unser Guard ist natürlich auch wieder da und stört pausenlos. Per Mietwagen werden die Monteure auch heran geholt und Palaver, Palaver das Problem analysiert. Kurzum diesmal ist es nicht die Steckachse selbst, sonder die Achswellenbefestigung zum Rad hin. Bei Öz Unal wurde zwar auf beiden Seiten Achswelle und Befestigung erneuert, aber schon bei der Montage gab es ein Problem, weil die Bohrungen der Befestigung zu klein waren. Auch war mir aufgefallen, dass sich die Befestigungen nicht glichen, eine war offensichtlich nachgefertigt. Aber das Verständigungsproblem....... Schlimmer ist allerdings, dass wir die noch guten Teile nicht mitgenommen hatten im Angesicht unseres Gewichtsproblems, jetzt hätten sie uns gute Dienste leisten können. Um so mehr als nach stundenlanger Besorgungsfahrt unsere Monteure, nur mit gebrauchter Achswellenbefestigung eines alten Landrovers wieder kamen. Die Bremsklötze haben auch erheblich gelitten und müssen erneuert werden. Noch eine Mietwagen fahrt. Zum Schluss machen wir die Probefahrt zum Glaser, weil aus der versprochenen originalen Heckscheibe nun eine Plexiglasscheibe wird. Aber egal, Hauptsache zu. Beim vierten Anlauf klappt es auch eine solche zu finden. Der Verkehr in den schmalen Gassen ist irre, ich bin froh, dass der Landy so robust ist. Ach ja, als wir losgefahren sind, bin ich das erste mal ausgerastet. Unser Guard wollte wieder einmal unbedingt mit und dafür sollte der einzige englisch Sprechende da bleiben, denn die Ladefläche war dem Guard nicht fein genug. Cordula konnte dann das Schlimmste verhindern, indem sie ihm klar gemacht hat, dass sie und der Rest unserer Ausrüstung da bleibt. Gegen 19.00 Uhr waren alle Reparaturen erledigt - ich hoffe auch gut - und wir konnten duschen und etwas entspannen. Wir warten bis 21.00 Uhr auf unsere Verabredung mit dem Abgeordneten. Ich habe einen Bärenhunger und kann Cordula überzeugen nicht länger zu warten. Das BBQ war gut und reichlich und die Atmosphäre hatte auch gestimmt, also Grund genug es zu wiederholen. Ich esse reichlich und mit guten Appetit, als zum Ende der Mahlzeit überraschend eine Dame auftaucht, in der wir folgerichtig die Ehefrau des verhinderten Abgeordneten vermuten. Ihr Englisch ist so leidlich wie unseres, aber wir können uns verständigen. Sie ist Fördermitglied einer privaten Augenklinik und lädt uns zu einem Besuch ein. Nach den typischen Fragen nach Kindern, Familie und Reiseziel, lädt sie uns noch für den nächsten Nachmittag zum Lunch zu sich nach Hause ein. | 10.08.2003 | Zum Leidwesen unseres Guards ist heute Sonntag und er kommt wieder nicht zum Zug. Wir satteln wieder auf und verstauen unsere Habseligkeiten. Mir geht es nicht besonders gut, ich schiebe das Unwohlsein auf die reichliche Mahlzeit am Vorabend. Am Nachmittag bekomme ich Fieber und die typischen Anzeichen einer Magen-/Darminfektion. Die üblichen Mittel, Imudium und Gastronerton schlagen nicht an, das Fieber zeugt von Ernsterem. Wir beschließen das Zimmer noch zu behalten - eigentlich wollten wir zu Gunsten unserer Reisekasse in unsere Wohnkabine umziehen - und ich greife zu Bactoreduct-Forte. Ich habe Glück, zum Abend lässt das Fieber nach, aber ich bin schlapp und fühle mich elend. Da Cordula nichts weiter für mich tun kann, geht sie zu der gestern getroffenen Verabredung. Im Anschluss ihr Bericht. In der Nacht gehe ich wandern - immer zwischen Toilette und Bett und manchmal blicke ich dabei "tief in die Schüssel".
Weibliche Neugier hat gesiegt! Obwohl es mir nicht ganz leicht fällt, ohne Jochen zur Verabredung zu gehen, will ich mir die Chance einmal hinter die "Häuserfront" zu schauen nicht entgehen lassen und bin neugierig und gespannt, was mich erwarten wird. Natürlich fahre ich nicht ohne ein paar Gastgeschenke und pünktlich 14.00 Uhr holt mich das bestellte Fahrzeug vor dem Hotel ab. Wir fahren nicht lange und in einer kleinen, schmalen Gasse steige ich vor einem grossen weißen Tor aus, um von ebenso grossen, neugierigen Kinderaugen in Empfang genommen zu werden. Ich werde in ein kühles Wohnzimmer geführt mit Sofa, Anrichte und kleinem Glastischchen (alles schlicht und nicht so überladen, wie in Deutschland) und bekomme natürlich erst einmal Tee. Forsyia, meine Gastgeberin begrüßt mich herzlich, entschuldigt sich für ihr Aussehen, da sie in der Küche das Essen zubereitet und stellt mir in Windeseile sämtliche Familienmitglieder vor. Ich werde noch Stunden brauchen alle Kinder und Pärchen zueinander zuzuordnen und alle werden sich darüber köstlich amüsieren, wenn ich wieder mal danebenliege . Gut eine Stunde später sitzen wir alle gemeinsam zum Lunch im daneben gelegenen Zimmer - natürlich auf dem Fußboden! Der "Tisch" wird gedeckt, indem ein weißes Baumwolltuch oder auch Tischdecke auf den teppichausgelegten Fußboden ausgebreitet wird und dann die Speiseschüsseln darauf verteilt werden. Hier gibt es auch Teller, Besteck und Gläser, es ist eine besser gestellte Familie. Natürlich erhalte ich den Ehrenplatz am "oberen Tischende", aber es dauert eine Weile, bis ich meine Beine so verrenkt und verschränkt habe, dass es einigermaßen angenehm ist. Das gibt wieder viel Spaß für alle Beteiligten. Als Gast muss ich als Erster von allen Speisen nehmen, es gibt Hühnchen in einer Art Sahnesoße mit Reis, Hühnchen scharf in Chilisoße mit Fladenbrot , Salatplatte und Cola zum Trinken. Es schmeckt alles vorzüglich und zum Schluss wird mir auch noch beigebracht, wie man ohne Besteck richtig ist. Das Abräumen geht sehr schnell, Geschirrteile herunter und Tischtuch zusammengerollt, fertig ist wieder die grosse Empfangshalle. Schon während des Essen wurde die Gesprächsatmosphäre immer lockerer und lustiger, ich fühlte mich wie unter guten Freunden richtig wohl und wir lachten viel gemeinsam. Selbst die bis dahin noch etwas düster und skeptisch drein blickenden Männer tauten auf und mussten grinsen. Nach dem Lunch gab es natürlich ein Verdauungstee und ich hatte vorsorglich Fotos von unseren letzten Reisen mitgebracht, die nun ausgiebig bestaunt und kommentiert wurden. Die Frauen der Familie waren vor meinem Gehen noch der Meinung, dem ganzen Spaß noch eins drauf zusetzen, und suchten in ihren Kleiderschränken ein für mich passendes typisch pakistanisches Kleidungsstück, welches ich dann auch umgehend anziehen und anbehalten mußte! Dazu wurde ich noch - natürlich pakistanisch - geschminkt und die gesamte Familie, welche sich nun in einem der großen Schlafzimmer eingefunden und niedergelassen hatte, war mit dem Ergebnis meiner Verwandlung sehr zufrieden und voller Freude. In völlig neuem Outfit wurde ich gegen 18.00 Uhr wieder ins Hotel gebracht und konnte von meinem Liebsten die erlösenden Worte hören: "Aber hübsch siehst du aus." | 11.08.2003 | Das Antibiotikum hat sehr gut angeschlagen. Ich bin zwar nach wie vor kaputt, habe aber die wesentlichen Körperöffnungen wieder unter Kontrolle. Mein Frühstück fällt sehr bescheiden aus und wir machen uns samt Guard, nachdem wir ausgecheckt haben, auf den Weg ins "C H", nun mit unserer ganzen Fuhre. Da unser Carnet noch nicht da ist, müssen wir die nächsten Tage auf dem Zollhof bleiben. So groß und gut ausgestattet wie er uns in Taftan beschrieben wurde, ist er in Wirklichkeit nicht. Es ist ein großes Gebäude, welches von einer Ringstrasse umgeben ist, hinter der wiederum eine Mauer steht. Die Breite der Strasse wird durch abgestellte, auf ihre Auslösung wartende Fahrzeuge, stark reduziert. Hinzu kommt, dass zwischen der Front des Gebäudes und der hinteren Mauer ein Höhenunterschied von mindestens 12 Metern besteht und der Belag mehr einer Piste als einer Strasse gleicht. Wohin mit unserer Fuhre? Den besten Teil des Weges vor dem Gebäude hat "Cheffe" sich als Parkplatz ausgesucht, es bleibt nur das Stück vor dem zweiten Tor. Ich könnte problemlos rückwärts hinnein mit dem Hänger, auch wenn die kurze Zufahrt von der Strasse nicht sehr gut ist. Aber wo ist der Schlüssel zu diesem Tor?? Er bleibt verschwunden. Es wird ein ganz in der "Nähe" befindlicher Platz vorgeschlagen, welcher groß genug für uns sein soll. Zu viert, unser Guard musste natürlich wieder mit, der leidtragende war der Ortskundige auf dessen Schoß er saß, ging es los. Ca. 2,5 Km entfernt am Stadtrand befindet sich ein Hof, auf dem offensichtlich die nicht ausgelösten Fahrzeuge landen. Kein Strom, kein Wasser und abgeschnitten von Allem. Wie sollen wir hier zu unserem Carnet kommen und Kontakt zum Hotel halten, wo es ja eigentlich ankommen soll? Cordula rastet aus. Ich weigere mich überhaupt den Landy zu verlassen und mehrere klare "No" veranlassen unsere Begleiter in gleicher ungemütlicher Haltung, nun aber um so wütender, mit uns zurück zu fahren. Ich stelle mich direkt in die Einfahrt des "C H", um so Bewegung in die Sache zu bringen. Es nützt nicht viel. Zum Schluss müssen wir uns doch durch die ganze Runde des Ringweges quälen. Nach viel rangieren gelingt es uns auch die schwierige Stelle - links 2 m tieferes Gelände, rechts abgestellte Transporter und das alles in einer rechtwinkligen Kurve, zu nehmen. Das erste linke Rad des Hänger schwebt zwar zeitweilig frei über dem Abgrund und Cordula wird kreidebleich, aber Augen zu und durch. Dann stehen wir endlich vor dem zweiten Tor, in der Hoffnung bis wir hier raus können, findet sich der Schlüssel doch noch ein. (An mir soll´s nicht liegen, ich habe eine Stahlsäge dabei!!) Es beginnt ein nerviges warten auf das Carnet. Viele Gespräche per Satellitentelefon bis wir über gute Freunde die Tracking-Nummer der DHL Sendung haben und selbst im Internet verfolgen können, wo sie liegt. Der Weg ist lang, über Brüssel, London und Karatschi nach Quetta. Strom bekommen wir hier auch nicht, sie haben Angst um ihre Sicherungen. Die Toiletten sind unbenutzbar, welch Glück das wir eine dabei haben!! | 12.08.2003 | Wir frühstücken in unserem "Haus auf Rädern", danach werden wir vom CID-Chef des Serena Hotel abgeholt. Nicht weil wir gegen die Sicherheitsbestimmungen verstoßen haben, sondern weil er ein schlechtes Gewissen hat. Er hat uns vor Tagen schon immer erklärt, im "C H" würde es alles ganz schnell erledigt sein und wir könnten fahren wohin wir wollen. Er hat das Problem mit dem Carnet offensichtlich lange nicht verstanden. Da wir ihm von unserer Verabredung in der Augenklinik erzählt haben, lässt er es sich nicht nehmen, uns persönlich in seinem Auto dorthin zu bringen. Mit von der Partie ist der Bruder von Ashir, der offenbar keine Arbeit, aber gute englische Kenntnisse hat. Ashir hat ihn uns regelrecht abgestellt, weil er ja arbeiten muß. Also geht es zu viert in der kleinen Kiste durch das Verkehrsgewühl. Alle Fenster offen, aber keine Kühlung, dafür kannst du den Staub (und vieles mehr) schmecken. Auf Nachfrage wurde uns immer gesagt, es gäbe nur eine Augenklinik in Quetta. Dem zu Folge landen wir natürlich in der Falschen, der kommunalen Klinik. Und das ist gut so. So können wir am Schluss vergleichen. Da wir nach Miss Dr. Forcia Kahn fragen, wird nicht nur dieses Missverständnis aufgelöst. Dr. Kahn ist auch nicht die Gattin des Abgeordneten Mr. Zarak Zehri, sondern hat nur durch ihn von unserer Anwesenheit gehört. Wir fahren also weiter, nun in das richtige Objekt. Es ist eine Einrichtung des LRBT - Free Eye Care. Auch hier verpassen wir Dr. Kahn, werden aber sehr freundlich von einer Vertretung geführt. Wie in der kommunalen Klinik werden auch hier die Patienten kostenlos behandelt, aber es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Dort das blanke Chaos, keiner weis wohin, alles wartet stundenlang auf den einzigen Arzt. Hier vom Eingang bis zum Ausgang, durchdachte Abläufe. Vier Ärzte behandeln täglich 250 bis 300 Patienten, davon werden ca. 10% am gleichen Tag operiert. Die Augenklinik verfügt über ca. 60 Betten für Vor- und Nachbeträuung der operierten Patienten. Die gesamte Ausstattung ist sehr gut und macht einen sehr gepflegten Eindruck. Das in Pakistan, auch unter Kindern und Jugendlichen, sehr verbreitete Problem der Netzhautablösung sowie der Linsentrübung, ist vorallem auf Mangel- bzw. einseitige Ernährung zurück zu führen. Beide Erkrankungen werden mit dem Laser therapiert. Die Netzhaut, soweit möglich, mit dem Laser punktiert - also wenn man so will Punktgeschweißt - die Linse mit dem Laser "gehobelt" um wenige µm versteht sich. Diese Einrichtung verhilft somit vielen Pakistani, vorallem auch jungen Menschen, wieder zu ihrem Augenlicht. Wenn ich bedenke, das ich in Deutschland 1995 für die nahezu identische Operation (abtragen der Linse von -6 zu 0,5 Dioptrien) rund 3.000,00 DM bezahlt habe und hier eine vergleichbare OP 3.000,00 Rupees, umgerechnet 50,00 € kostet, glauben wir, dass es sich hier wirklich um ein Projekt handelt, wo eine Spende gut aufgehoben ist. Deshalb für alle Interessierten hier die Kontaktadresse: in Pakistan - www.lrbt.org.pk in England - www.glt.org.uk . Auf dem Rundgang ist zu merken, dass es Cordula nicht so gut geht. Nachdem wir einen Abstecher ins Serena Hotel und zur DHL Station gemacht haben, ohne unser Carnet vorzufinden, und wieder im "C H" angekommen sind, macht sie sich auch gleich "lang". Fiebermessen ist angesagt und tatsächlich hat sie Temperatur. Schnell steigt das Fieber bis 39,5 C mit entsprechendem Schüttelfrost. Da sie auch über Magenbeschwerden klagt, ist schnell klar, sie hat die gleiche Infektion. Ohne Umschweife verabreiche ich ihr Bactoreduct-Forte. Nur das Fieber macht große Sorgen. Fiebrex erzeugt gar keine Wirkung. Als erstes kalte Wickel. Gut und schön, nur wo nehme ich kaltes Wasser her. Glücklicherweise liegen im Gefrierfach unseres Kühlschranks Kalt-Warm-Kompressen. Damit und einem feuchten Tuch lassen sich hervorragende kalte Wadenwickel machen. Zwischenzeitlich ein tiefer Blick in unsere Bordapotheke. Bei diesen Außentemperaturen, die sich natürlich auch in unserer Kabine niederschlagen, ist die Geschwindigkeit mit der das Fieber steigt enorm. Also müssen schwere Geschütze aufgefahren werden. Das Beste, was wir dabei haben, ist Paracetamol 500 mg. Zwei davon bekommt Cordula umgehend. Ihre Haut ist so heiß, dass ich beginne, mir wirklich Sorgen zu machen. Da wir keinen Stromanschluß haben, kann auch die Klimaanlage nicht laufen. Als letzte Möglichkeit erwäge ich, sie in den Landy zu legen und den Motor und so die dortige Klimaanlage laufen zu lassen. Dann habe ich eine andere Idee. Ich lasse den Landy laufen, erzeuge zusätzlich zur Solaranlage soviel Strom, dass ich über den Wandler den Lüfter der Klimaanlage betreiben kann. Die so erzeugte Luftbewegung reicht aus, um die Kühlung, welche bei der Verdunstung von Feuchtigkeit entsteht, zu verstärken. So benetze ich ständig Cordulas Haut mit einem nassen Tuch und lasse den Luftzug die Arbeit tun. Es funktioniert wirklich. Die Haut kühlt spürbar ab und die Tabletten entfalten ihre Wirkung. Nach drei Stunden ist sie endlich bei 37,5 C angekommen. Es ist schön zu sehen, wie die Lebensgeister wieder Einzug halten. Dafür beginnt nun die Wanderschaft zwischen Bett und Klo. Na ja, das hatten wir ja schon. | 13.08.2003 | Der Tag vergeht mit warten. Cordula hütet das Bett, aber sie ist auf dem Weg der Besserung. Wir telefonieren nach unserer DHL-Sendung. Laut Internet liegt sie noch immer in Karatschi. Zwischenzeitlich besucht uns der eine oder andere unserer pakistanischen Freunde und bietet seine Hilfe an. Doch es bleibt nur warten. Gegen 17.00 Uhr rufen wir noch mal in der DHL Station an und haben Glück, unsere Sendung ist eingetroffen. Umgehend machen wir uns (Cordula etwas wackelig) auf den Weg, per Motorrickshaws und holen unsere Carnet´s ab. Da bei uns beiden so etwas wie Appetit wieder zurück kommt, kaufen wir auch etwas Brot und frisches Obst ein. Am Abend dann eine vorsichtige Mahlzeit aus Reis und Frikassee (aus dem Vorratskoffer). Die bekommt uns auch recht gut, denn wir haben eine ruhige Nacht. | 14.08.2003 | Unsere Hoffnung, nun bald hier alles erledigt zu haben, schwindet mit dem Blick aus dem Fenster. Es ist 9.30 Uhr und kein Auto auf dem Hof, kein Moped kommt angeknattert und all die vielen Fahrräder sind auch nicht da! Pakistan Independenceday. Wir sind vom Pech verfolgt. Das warten geht weiter und wir nutzen die Zeit, um unser Reisetagebuch auf den neuesten Stand zu bringen. Ein Internet-Café haben wir schon gesichtet. Wir hoffen in den nächsten Tagen mal wieder online zu sein. | 15.08.2003 | Da sich bekannter Weise vor 10.00 Uhr hier nichts tut, frühstücken wir in Ruhe, aber leider noch ohne den richtigen Appetit. Mit unseren Carnet´s bewaffnet stehen wir pünktlich vor dem Schreibtisch des zuständigen Inspektors, noch bevor er es sich bequem gemacht hat. Trotzdem wird es 14.00 Uhr, bevor alle Formalitäten erledigt und alle Unterschriften eingeholt sind. Dann sind wir frei. Aber der Schlüssel zum zweiten Tor bleibt verschwunden. Ich habe die Nase voll und nachdem unser "Zug" startklar ist, kommt meine Bohrmaschine zum Einsatz. Das Schloss hält meinen Angriffen nicht lange stand und fünf Minuten später rollen wir Richtung "Lourdes Hotel". Während der Wartezeit hat Cordula einen interessanten Hinweis auf dieses Hotel in einer Reisebeschreibung gefunden. Daraufhin haben wir uns entschlossen noch einige Tage in Quetta zu bleiben, um uns etwas zu erholen und in Ruhe das Eine oder Andere zu erledigen. Ashir´s Bruder, der natürlich selten von unserer Seite weicht, ist auch wieder da und kann uns den Weg zeigen. Der Besitzer des Hotels hat erweitert und ist offensichtlich an Campern nicht interessiert. Kurz und knapp erklärt er es ginge nicht wegen Sicherheitsproblemen. Wir könnten aber ein Zimmer bekommen und unseren "Zug" davor abstellen. Wie es dann mit der Sicherheit aussieht bleibt unbeantwortet - der Mann ist halt sehr geschäftstüchtig. Bevor wir zusagen, versuchen wir es in einem anderen Hotel, sind aber schnell wieder da, denn es gibt keine Alternative. So pendeln wir zwischen Zimmer und Wohnkabine, haben dafür aber eine sehr schöne ruhige und schattige Umgebung, nahe am Golfplatz gelegen. Im Hotel treffen wir einen sehr netten jungen Holländer mit seiner Freundin. Er arbeitet bei der UN und kommt mit einer BMW 80 GS gerade von Kathmandu, wo er die letzte Zeit gearbeitet hat, um Urlaub in Europa zu machen. Natürlich gibt es viel Fragen, ein paar mehr auf unserer Seite, da er jahrelange Indienerfahrung hat. Darüber wird es schnell Abend und wir haben nach langersehnter ausgiebiger Dusche, eine ruhige Nacht. | 16.08.2003 | Putz und Flick ist angesagt. Wir lassen es aber ruhig angehen. | 17.08.2003 | Auf dem sehr schön angelegten englischen Rasen unsres Hotel lässt es sich wunderbar im Schatten sitzen und an unseren Internetseiten arbeiten. Es ist einiges zu tun - fast drei Wochen sind aufzuarbeiten und morgen wollen wir endlich online gehen. Bei schlechter Netzversorgung wollen wir künftig Bild und Text beim upload trennen. D.h. Tagebuchaktualisierung via Satellitenverbindung und die Bilder werden bei nächster Möglichkeit eines Besuches im Internet-Café nachgereicht. Damit die Pausen nicht so lang werden. Auch unser Betreuer Asif lässt sich wieder sehen und wir haben Gelegenheit unsre Neugier bezüglich des Lebens in Pakistan zu stillen. So erfahren wir von den 60 % Arbeitslosen, den Problemen der jungen Menschen und das es in Pakistan doch kein grundsätzliches Alkoholverbot gibt. Letzteres wird durch die Konfession geregelt. Nicht Muslime können ein Permit erhalten, mit welchen sie zum Bezug von alkoholischen Getränken in lizensierten Einrichtungen berechtig werden. Auf der Rückseite des Permits wird eine monatliche Statistik über die Menge des eingekauften Alkohols geführt. Allerdings machen wir von Asif´s Angebot uns Wein und Bier zu besorgen keinen Gebrauch, da sich die Preise ungefähr auf dem Level von First Clas Hotel´s bewegen. | 18.08.2003 | Wir schaffen es tatsächlich und sitzen ab 12.00 Uhr in einem Internet-Café mit einem 56k Modem und vielen Surfern auf der einen Leitung. Nach dreieinhalb Stunden - blackout, aber das bringt hier, anders als in den Staaten, niemanden aus der Ruhe. Der Vorteil für uns, der Lap läuft auf Akku weiter und während die Anderen, als der Strom wieder da ist, mühsam ihre abgestürzten PC´s wieder zum Leben erwecken müssen, haben wir die Leitung fast für uns alleine. Trotzdem werden es wieder sechs Stunden bis alles erledigt ist. Am Abend bereiten wir unsere Weiterreise für den morgigen Tag vor. Es soll weiter Richtung Süden, weg von der Grenze zu Afghanistan und dem Distrikt Baluchistan, in die Region um Sukkur gehen. Quetta ist nur ca. 150 Km von Qandarhar entfernt und das ist durchaus spürbar. Ob wir die rund 400 Km bis Sukkur morgen schaffen, wird sich zeigen. | 19.08.2003 | Schaffen wir natürlich nicht. Wenn man mit einem größeren Fahrzeug, dazu noch mit Anhänger in Pakistan unterwegs ist, sollte man nicht mehr als 200 Km pro Tag einplanen. Wir kommen heute mit ach und krach auf 362 Km und bleiben somit rund 40 Km von unserem Ziel entfernt. Um 6.00 Uhr war zwar die Nacht für uns zu Ende, aber bis die Rechnung bezahlt ist und wir uns aus Quetta gequält haben, ist es 9.00 Uhr. Dann geht es für hiesige Verhältnisse auf einer ganz passablen Strasse die Berge hinunter bis auf ca. 250 MN. Die Strasse verläuft über die gesamte Strecke entlang eines Flussbettes, welches zur Zeit nur Rinnsale führt, aber bei Regen durchaus bis zu 30 und mehr Meter breit wird. Alte Reste weggespülter Brücken und Strassen zeugen von der Gewalt, die das Wasser hier entwickeln kann. Als wir den Ausgang des Tals erreichen, liegen viele lange Kilometer hinter uns, bei denen rechts und links nichts zu sehen war. Erst auf den letzten 50 Km beginnt sich das Grün durchzusetzen. Die Dörfer, durch die wir kommen, sind sehr arm, sehr schmutzig und sehr eng. Das täglich alle Einwohner den Durchgangsverkehr überleben, ist kaum zu glauben. Geschwindigkeit wird durch den Strassenzustand geregelt, aber die bunten 5 Tonner rumpeln durch jedes Loch und es gilt das Recht des Stärkeren, aber das hatten wir ja schon. Drei Radfahrer, fünf Fußgänger, zwei Eselskarren, ein Bus und drei Lastwagen, alle gleichzeitig auf 30 m Strasse und du wünscht dir acht Augen zu haben. Auch Offroad-"Spass" haben wir heute zur Genüge, aber unfreiwillig. Wir befahren Highway N62, der teilweise in wirklich gutem Zustand, aber teilweise gar nicht existiert. D.h. es gibt Baustellen über mehrere Kilometer ohne jede Strasse. Die Trasse führt durch Geröll und tiefen Sand und selbst einheimische Lkw-Fahrer wissen oft nicht mehr, wo es jetzt eigentlich lang geht. So wird es schnell dunkel und wir erreichen gerade noch Shikarpur. An der ersten Tankstelle halten wir, um nach einem sicheren Platz für die Nacht zu fahnden. Diesmal ist mir das Glück gewogen. Zufällig stolpere ich in das Büro des "Distrikt Naib Nazim" Zafar Ali Shaikh, welcher des Englischen mächtig, mein Problem versteht und mit den Anwesenden sogleich diskutiert. Fazit: Wir werden im Gästehaus des Distriktes untergebracht, wo unser "Zug" von bewaffneten Wächtern bewacht und wir komfortabel in einem Zweibettzimmer mit Airconditioning und Dusche untergebracht werden. Einen Imbiss und natürlich Tee zum Abendbrot erhalten wir auch und wir revanchieren uns mit frischer Melone zu dem anschließenden kurzen Gespräch - woher, wohin usw.. Ach ja, wir sehnen uns nach den 40°C im hohen Quetta zurück, denn hier unten ist die selbe Temperatur, aber die Luftfeuchte liegt bei ca. 80% - eine Bewegung und der Schweiß läuft in Strömen. Das liegt am Monsun, welcher seine Ausläufer von Indien nach Pakistan schickt. | 20.08.2003 | Zauberlehrling - "die Geister die ich rief"....., so fühle ich mich heute. Nach einem Frühstück im Gästehaus überprüfen wir noch unsere Bikes auf dem Hänger. Die Offroad - Strecken kosten oft die eine oder andere Befestigung, so auch diesmal. Als das wieder in Ordnung gebracht ist, staunen wir nicht schlecht, als nach der Verabschiedung im Gästehaus, uns weiterhin ein Fahrzeug mit Polizei begleitet. Unsere Annahme, dies geschehe nur bis zur Stadtgrenze, ist falsch. Nach etwa 20 Km müssen wir anhalten und auf das nächste Polizeifahrzeug warten. Wir werden also von Zuständigkeit zu Zuständigkeit weitergereicht. Am Anfang nervt die ständige Warterei, aber dann spielt sich die Übergabe im"fliegenden Wechsel" ein. Auf Nachfrage wird uns immer wieder erklärt, die Gegend sei nicht sicher. Wir vermuten, dass unser Gastgeber von gestern hinter diesem besonderen Schutz steckt, denn er hatte noch eine Verabredung mit dem Polizeichef. So kommen wir bis Jumpur, wo wir wieder einen sicheren Platz, ein eingezäuntes städtisches Gelände, zugewiesen bekommen. Nur der Polizeichef des Ortes hat mit uns Probleme, er schickt seine Leute mehrmals, um unsere Daten abzufragen - Visa, Passnummer, Name des Vaters u.s.w., das kann auch nerven! Ansonsten nutzen wir die verbleibende Zeit bis zur Dunkelheit für Putz und Flick, Cordula kümmert sich um die "Waschmaschine" und ich um die Klimaanlage im Landy. Selbige schaltet nicht mehr ab, was regelmäßig zur Totalvereisung des Wärmetauschers führt. Offensichtlich ein Relais, was nicht mehr will, ich tausche diese erst ein mal untereinander in Ermanglung eines Ersatzes. Der Test lässt hoffen - genaues werden wir morgen erleben. Dann gibt es noch einen typischen Monsunregen, kurz aber heftig. Zuvor viel Wind, was eine schier undurchdringliche Staubwolke auslöst, wir können die nasse Wäsche gerade noch retten. Der Regen löscht dann auch die Lichter im Ort, kein Strom. So müssen wir auf die Klimaanlage in der Wohnkabine verzichten, aber der Regen kühlt die Luft auch etwas ab und so wird es doch eine recht angenehme Nacht. | 21.08.2003 | Wir waren mit unserer Eskorte für 8.00 Uhr verabredet, es wird wie üblich Neun, ehe es los geht. Die Strasse ist mäßig und die verschiedenen Fahrer unserer wechselnden Eskorte haben unterschiedliches Temperament. So geht´s mal fast zu schnell auf schlechter Strasse oder zu langsam auf Guter. Auch entlässt uns mal eine Eskorte und wir denken, wir sind frei und dürfen jetzt ohne weiter reisen, bis nach ca. 25 Km plötzlich wieder ein Polizeiwagen aus einem Weg schießt und die Führung übernimmt. Dann haben wir zu allem Überfluss, aber bei diesen Strassen nicht verwunderlich, zwei "Plattfüße" am Hänger zur gleichen Zeit. Mit Hilfe unserer Eskorte ist der Schaden nach eineinhalb Stunden behoben. Sie übernehmen den Transport der Räder zum nächsten Service, müssen aber einmal mehr fahren, da eines der beiden Räder nach der Reparatur immer noch Luft verliert. Obwohl der Highway Nr. 5 fast Autobahnniveau hat, ist bald klar, dass wir heute nicht mehr bis Lahore kommen, zumal auch besagter Highway Baustellen und fast unbefestigte Ortsdurchfahrten hat, von plötzlichen einspurigen Passagen ganz abgesehen. Wir machen unserer Eskorte klar, dass wir in Sahiwal übernachten möchten. Mit Hilfe der englisch sprechenden Highway-Patrol sollen wir vor einem Hotel abgestellt werden, was den Herren dann aber selbst nicht sicher genug vorkommt. Nach einigem Hin und Her landen wir dann beim Polizeichef der Stadt. Nach einem Tee und dem üblichen Woher - Wohin, bekommen wir die Erlaubnis, wieder, wie schon in Jumpur, auf dem Gelände des "Rest-House" zu übernachten. Das "Rest-House" ist ein unterschiedlich großes Areal, mit Schlafräumen und Sanitäranlagen für alle Arten von Polizei, welche gerade im Ort und ohne Unterkunft ist. Für uns ein idealer Platz, er ist sicher, verfügt über Strom und die sanitären Einrichtungen, vor allem die Dusche, dürfen wir auch nutzen. Wir verabreden uns mit unserer Eskorte zur morgigen Weiterfahrt für 10.00 Uhr, denn ich möchte erst noch einiges im Fahrzeug aufräumen und am Hänger kontrollieren. | 22.08.2003 | Unsere Eskorte bleibt uns bis zur indischen Grenze erhalten. Die ca. 180 Km bis Lahore laufen nach dem schon beschriebenen Muster ab, sowohl was die Strasse, als auch was unsere Begleitung anbelangt. Wir fahren durch große Mango - Plantagen und diese süßen Früchte werden auch überall am Strassenrand angeboten. Darüber hinaus gibt es überall frisch gepressten Mango - Juices, der eisgekühlt am besten schmeckt. In Lahore müssen wir feststellen, dass die uns bekannten Adressen nicht mehr existieren. Also suchen wir nach einem neuen Stellplatz. Dabei kommt uns unser Safetycar sehr zu gute, denn es erleichtert uns mit Blaulicht und Signalhorn durch das Verkehrschaos zu kommen, zumal wir keinen Stadtplan haben. Lahore hat zwar viel Grün zu bieten, aber so etwas wie einen Campingplatz gibt es hier nicht. Selbst die teuren Hotels residieren lieber im staubigen Zentrum der Stadt. Nach einigem Hin und Her landen wir in einem solchen. Das Sunfort Hotel ist gute Mittelklasse und verfügt über einen bewachten Parkplatz. Unsere Eskorte liefert uns regelrecht beim Sicherheitsdienst des Hotels ab. Wenn wir das Hotel verlassen wollen, müssen wir 15 min. vorher Bescheid geben, damit unsere "Bodyguards" uns übernehmen können. Heute brauchen wir sie nicht mehr. Uns genügt eine ausgiebige Dusche und eine reichliche Mahlzeit, es darf auch europäisch sein - wir freuen uns auf ein schönes Steak, auch ohne das eigentlich dazu gehörende Glas Rotwein. Morgen werden wir uns in der Stadt umsehen und einen Internetanschluss suchen. | 23.08.2003 | Den Internetanschluss gibt es per Prepaidcard (10 h / 1,56 €) im Zimmer, über Telefon und Modem. Als VIP alle Wege geebnet zu bekommen und ständig mit Blaulicht begleitet zu werden, ist eine interessante, aber auf Dauer doch eher unangenehme Sache. Die angenehmen Seiten wiegen die Einschränkungen der persönlichen Freiheit nicht auf. Auf der Fahrt durch die Stadt, kann ich diesmal, da ich ja nicht selbst fahren muss, alles in Ruhe anschauen. Lahore ist insgesamt eine sehenswerte Stadt, auch wenn Luxusbauten und Hütten, breite dreispurige Prachtstrassen und löchrige, kaum passierbare Zufahrten, all zu dicht bei einander liegen. Wir besuchen das Shehi Qila (Fort Lahore) und die Badshahi Mosque. Zum Abschluss unseres Ausflugs bummeln wir noch durch die historische Food Sreet. In Anbetracht unserer andauernden Genesung, verzichten wir auf ein paar Kostproben, obwohl es zum Teil sehr lecker duftet. Während Jochen bequem vom Bett aus im Internet surft, besuche ich ein pakistanisches" Beautycenter", um endlich meine von der Sonne strapazierten Haare etwas schneiden zu lassen. Da dieser Service vom Hotel empfohlen und auch vermittelt wird, erwarte ich natürlich einen gewissen Standard und Fachkenntnisse. Nach langem Suchen finde ich auch endlich den "geheimen" Eingang und werde die einzige Kundin sein. Leider sprechen die drei Friseusinnen kaum ein Wort englisch und ich erkläre per Handzeichen, was ja eigentlich einfach ist, das ich meine Haare geschnitten haben möchte. Mit einer Sprühflasche werden meine Haare etwas angefeuchtet und glatt gekämmt, wobei das Haupthaar seinen natürlichen Fall behält, d.h. kein Scheitel etc. wird berücksichtigt. Die Schere wird angesetzt und es fallen ganze 10 cm meiner langen Haare, es sollten doch nur die kaputten Spitzen sein. Der Schnitt erfolgt in einer ungefähren Linie einmal ringsherum, fertig. Nun werden selbstverständlich die feuchten Haare geföhnt. Eine Friseusen bedient den Fön, ein Andere die Rundbürste, das schafft Arbeitsplätze. Ich renne ins Hotelzimmer zurück und als Jochen die Tür öffnet, höre ich diesmal die Worte: "Ach du Sch.....". | 24.08.2003 | Heute steht der Besuch des Museums und ein Abstecher in den Zoo auf dem Programm. Das Museum lässt erahnen welche Pracht einmal hier in Lahore zu sehen war. Die Holzschnitzereien sind bewundernswert und zeugen von hoher handwerklicher Kunst. Der "indische Kontinent" ist überall spürbar und gibt uns einen Vorgeschmack, auf das was wir in Indien sehen werden. Am Abend sind wir zu einem Treffen mit der Zeitung eingeladen. Es ist unsere Reiseroute auf dem Landweg und natürlich unser "Vehicle" was so großes Interesse auslöst. Morgen werden wir Pakistan verlassen und sind gespannt, was uns an der indischen Grenze erwartet. | 25.08.2003 | Die pakistanische Grenzseite ging mit rund einer Stunde relativ schnell und kostete nur 10 US$. Die indische Seite war nicht gründlicher, aber die Carnets für vier Fahrzeuge zu registrieren dauert halt. Nach rund vier Stunden waren wir in Indien angekommen und unsere Eskorte endlich los. Unser erstes Ziel war Amritsar, der Goldene Tempel. Dieser Tempel ist die Kultstätte der Shik. Wie nicht anders zu erwarten, liegt der Goldene Tempel mitten in der Stadt, die Anfahrt macht so richtig Spass. Der im Reiseführer versprochene Parkplatz ist für uns zu klein. Nach einigem Verhandeln dürfen wir im eingezäunten Außenring des Tempels für eine Nacht stehen. Wir sind spät dran und machen uns schnell auf den Weg, den Tempel zu erkunden. Es ist beeindruckend mit welcher Hingabe hier gebetet wird. Auf unserem Rundgang treffen wir auf einen alten Shik, der uns eigentlich unsere eigene Auffassung neu erklärt - alle Menschen, alle Religionen, alle Hautfarben, alle Stände, haben zwei Hände, zehn Finger, eine Nase und zwei Augen und keiner hat das Recht seine Religion über die des Anderen zu stellen oder gar im Namen einer Religion Krieg zu führen. Die Nacht wird für uns doch recht kurz. Es bleibt bei rund 30° C und 80% Luftfeuchte und ohne Strom keine Klimaanlage. Einziger Trost, den um uns herum Lagernden, ergeht es nicht besser. Im Gegenteil, sie liegen auf der harten Strasse und wir haben unser Bett. | 26.08.2003 | Da ohnehin nicht viel Schlaf zu bekommen ist, sind wir wieder zeitig unterwegs. Unser Ziel ist Ambala, die halbe Strecke nach Delhi. Unterwegs muss unsere AZV nachgeschweisst werden, aber das ist für uns wie tanken, man gewöhnt sich an alles. Wir finden dann auf Anhieb ein Touristen Center, wo wir einen Stellplatz und Strom bekommen, was eine angenehme Nacht verspricht. Da wir nun nicht mehr dem muslimischen Alkoholverbot unterliegen, gibt es erst ein mal einige Bier und einheimische Speisen, das ganze mit medizinischen Alkohol (Whisky) garniert. Bei dieser Gelegenheit treffen wir den Leiter der "Genossenschaftsbank", ein trinkfester Sikh, der Cordula schöne Augen macht. Neben vielen Interessantem, bringt uns das, das eine oder andere Glas und manche neue Gaumenfreude und für den nächsten Tag eine Verabredung ein. Wir sollen uns unbedingt sein "Office" anschauen. | 27.08.2003 | Es war wirklich eine angenehme Nacht mit Klimaanlage und erträglichen Temperaturen. Wir rüsten uns nach dem Frühstück für die Weiterfahrt, als unser neuer Freund, D. P. Singh, angefahren kommt. Eigentlich hatten wir nicht mit ihm gerechnet, da der Alkoholkonsum doch recht beachtlich war. Also machen wir noch mal alles zu und setzen uns zu ihm in sein Auto. Es geht über enge Strassen landeinwärts und nach etwa 15 Minuten sind wir am Ziel. Leider war sein Auftauchen für uns doch etwas überraschend, so dass wir die Kamera nicht mitgenommen haben. Das Büro der Genossenschaftsbank kann man nicht beschreiben, dass muss man sehen. Irgendwo stand geschrieben, dass Indien das Land ist, wo die Hightechrakete mit dem Eselskarren zum Startplatz gezogen wird. Das trifft im Übertragenen auch auf das Büro und die gesamte Kooperative zu. In Deutschland würde eine Bank den Raum nicht einmal als Abstellraum nutzen. Es gibt kein Stromnetz, ein altersschwacher Generator donnert vor sich hin. Wir werden durch die gesamte Kooperative geführt und zum Schluss noch in die örtliche Schule. Mit 700 Schülern in Unter- und Oberstufe, etwa 70 pro Klasse und 20 Lehrern. Alle Lehrer sind sehr interessiert unterschiedliches zu Deutschland zu erfahren und sehr erstaunt, dass es in Deutschland so wenig Disziplin an den Schulen gibt. Da es in Indien keine Schulpflicht gibt, ist hier die Disziplin sehr hoch und dann und wann wird auch mit der Hand etwas nachgeholfen, um Grenzen aufzuzeigen. Wir bedauern sehr ohne Kamera losgefahren zu sein und geloben uns Besserung. Für die Schüler geben wir unserem Freund noch einige Stifte und Kugelschreiber mit und verabschieden uns, natürlich nicht ohne noch vorher mit ihm ein Bier trinken zu müssen, gegen 12.00 Uhr. Zu Spät wie sich später zeigt. In Delhi soll ein Campingplatz sein und diesen steuern wir an. Die Strassen sind recht gut, aber der Verkehr ist nicht ohne. So bin ich froh, als wir ca. 30 Km vor Delhi ein Touristcenter entdecken. Nach langen Verhandlungen wird aber klar, wir bekommen keinen Strom und somit nicht den Vorzug einer angenehmen Temperatur in unserer Kabine. Es wird uns jedoch der Weg zum CP in Delhi beschrieben und wir sind guter Hoffnung, dort alle Wünsche erfüllt zu bekommen. Den CP finden wir trotz Verkehrschaos problemlos, aber die Enttäuschung ist groß, als uns unfreundlich erklärt wird, was wir schon mit eigenen Augen gesehen haben, der Platz ist verfallen und es gibt ihn eigentlich nicht mehr. Jedenfalls können wir hier nicht bleiben und etwas anderes wird uns auch nicht empfohlen. Es bleibt nichts anderes als weiter zu fahren, in der Hoffnung ein Touristcenter zu finden. Wir wursteln uns durch Neu Delhi, was wirklich keinen Spaß macht und es wird Nacht. Das Fahren am Tag ist schon nicht so einfach, aber nachts ist das die Hölle. Keine Rücklichter an LKWs, unbeleuchtete Radfahrer und Mopedfahrer, tiefe Löcher in der Strasse und alle haben es furchtbar eilig. Ich bin sehr froh, weder einen Inder noch eine "heilige" Kuh zu "treffen" und unfallfrei durch zu kommen. 60 Km hinter Neu Delhi finden wir endlich ein Hotel mit Parkplatz. Nach einigen Diskussionen und unserer Bereitschaftserklärung das Dinner im Hotel zu nehmen, können wir hier bleiben. Zwar auch ohne Strom, aber erst einmal runter von der Strasse. Das Essen schmeckt gut und dürfte zwischen zwei Whisky verpackt, keinen Schaden anrichten. Die Nacht wird sicher wieder warm und feucht, aber wir stehen doch recht sicher. | 28.08.2003 | So ist es. Ich bin froh am Morgen einen Wasserhahn zu finden und so mit einer Schüssel eine Dusche zu nehmen. Nach dem Frühstück sind wir schnell wieder auf "Achse". Die letzten Tage haben ja gezeigt, dass es nicht immer einfach ist, einen Platz für die Nacht zu finden. Unser neues Ziel ist Agra, speziell das Taj Mahal. Laut unseren Unterlagen gibt es dort so genannte "Tourist Bungalows" wo wir eventuell stehen können. Leider reicht der Platz für uns nicht aus, denn es ist nur ein kleiner Hof, auf dem wir nicht einmal wenden können. Wir bekommen aber eine andere Adresse vermittelt und werden dort bereits avisiert. Auf dem Weg dorthin, der auch in Agra nicht ganz einfach zu bewältigen ist, fängt uns, bei einem " Navigationsstopp", ein Motorrickshawsfahrer nicht ganz uneigennützig ab und lotst uns ins Lauris Hotel, einem alten britischen Bauwerk, welches aber über viel Grün und ausreichend Platz verfügt. Wir kommen mit dem Manager, der sehr gut deutsch spricht (mehrere Jahre im "Steigenberger" in Bonn gearbeitet) überein, für 200 Rs (ca. 4,00 €) vor einem nicht mehr ganz modernen Seitenflügel zu stehen und eines der etwas maroden Zimmer für Dusche, Toilette und Strom benutzen zu können. Das Angebot ist verlockend und wir nehmen an. Leider ist der Strom nicht "treu", was uns eine schweißgebadete Nacht beschert. Das Stromnetz ist, nicht nur in Agra, stark überlastet und zu Gunsten der Industrie und Landwirtschaft wird der private Verbrauch durch Abschaltung eingeschränkt. Aus diesem Grund laufen viele Generatoren, so auch hier im Hotel, nur hier klappt die Umschaltung nicht immer, was wohl auch gewollt ist, da z.Zt. das Hotel kaum belegt ist. Laut Manager immer noch eine Auswirkung des 11. September. Erst als in unserem Flügel weitere Gäste einziehen wird es besser. Ein großes Problem bei der Akklimatisierung ist auch der ständige Wechsel zwischen klimatisierten und nicht klimatisierten Räumen. Wir versuchen während der Fahrt die Klimaanlage nur auf der kleinsten Stufe laufen zu lassen und nachts nutzen wir in der Kabine nur den Lüfter. Trotzdem müssen wir früh die Betttücher zum trocknen aufhängen und bei der Luftfeuchtigkeit dauert das Trocknen einige Stunden. Am frühen Abend fahren wir noch mit dem Motorrickshawsfahrer einige Besorgungen machen. Unter Anderem müssen wir Geld tauschen. Da die Banken um diese Zeit schon geschlossen haben, landen wir unversehens bei einem Juwelier. Der Sohn spricht, was wundert es, als Inhaber einer Greencard, bestes Deutsch und so kommen wir ins Gespräch. Er bestätigt von sich aus unseren Eindruck, dass Indien in eine ausgesprochene zweiklassen Gesellschaft aufgeteilt ist. Wenige, gut ausgebildete Wohlhabende, deren Kindern beste Ausbildung zu teil wird, und der Rest der in Armut lebt. Eine solide Mittelschicht wie in Deutschland gibt es praktisch nicht. Das ausgerechnet Deutschland sich aus den indischen "Denkfabriken", welche ausschließlich der Oberschicht vorbehalten, modern gebaut und streng bewacht sind, bedienen muss, ist ein Armutszeugnis für deutsche Bildungspolitik. Das weitere Gespräch wird verständlicher weise vom Thema Schmuck beherrschte. Obwohl wir auch hier unserem Grundsatz, nichts zu kaufen was nicht zum Leben notwendig, treu bleiben, versucht unsrer Gesprächspartner uns zu animieren. Dabei erfahren wir sehr interessantes über Fassung und Schliff. Ganz neu für uns, sind Steine die nur in Indien abgebaut wurden oder werden. Dazu gehören der Star Rubin, der Black Star und der Star Saphir, die alle drei durch die Art der Lichtbrechung bestechen. Wieder etwas dazu gelernt - Reisen bildet halt. | 29.08.2003 | Putz und Flick ist wieder dran. Öl und reichlich Fett kommt zum Einsatz. Bei der Reifenkontrolle bemerke ich einen Nagel im Hängerreifen. Da uns der Rickshawsfahrer noch immer unaufdringlich seine Dienste anbietet, nutzen wir die Gelegenheit und fahren zum Reifendienst (nicht anders als in Pakistan) und kaufen, während der Reifen repariert wird, noch einiges an Lebensmitteln ein. | 30.08.2003 | Für heute haben wir den Besuch des Taj Mahal eingeplant. Bereits an der Kasse müssen wir tüchtig schlucken, Ausländer erfahren hier immer noch eine Diskriminierung. Der Eintritt für Inder kostet 20,00 Rs, von Ausländern werden, sage und schreibe, 750,00 Rs (ca. 15,00 €) verlangt. Wahrscheinlich geht man davon aus, dass wer eine so weite Anreise bezahlen kann, auch einen 350% Aufschlag sich leisten kann. Aber wenn wir schon mal hier sind, sagen wir uns wie sicher viele andere Touristen und schlucken die bittere Pille. Am Eingang Leibesvisitation. Selbst das Handy und mein Minitaschenmesser muss draußen bleiben. Die ersten Eindrücke sind schier erdrückend. Das Taj Mahal ist ein gigantisches Mausoleum. Aber schon kommt der nächste Ärger auf uns zu. Meine Videokamera darf nur bis zum zweiten Torbogen des Außenhofes mit. Dann soll ich sie abgeben, weil nur Fotos gemacht werden dürfen. Im Computerland Indien hatte ich mehr Kenntnis über den Stand der Technologie erwartet. Mein Einwand, dass selbst die kleinste Digitalkamera, Vidiosequenzen aufnehmen kann und ich doch nur Fotos machen will fruchtet nicht. Endlose Diskussionen folgen, mein Vorschlag, dass wir dann auf den Besuch verzichten aber natürlich dann auch unser Geld zu rück haben wollen findet nur taube Ohren. Eine dreiviertel Stunde dauert es, bis es dem sturen Beamten zu viel, oder selbiger eine "Erleuchtung" hat. Dann dürfen wir mal wieder mit einem "Guard" und samt unsrer Kamera hinein. Zum Schluss stellt sich allerdings heraus, dass im Inneren des Taj Mahal fotografieren generell untersagt ist. Aber davon steht an der Kasse kein Wort! Trotz der ständig schweißnassen Kleidung, genießen wir den Park und erfreuen uns am Anblick des strahlend weißen Bauwerkes. Der gestalterische Aufwand mit Malerei, Mosaik und Steinmetzarbeit ist sehr beachtlich. Am Abend haben wir bei PizzaHut noch einmal Gelegenheit dazu zu lernen. Ein solches Restaurant arbeitet weltweit mit gleichbleibenden Standards und wird hier ausschließlich von der Oberschicht besucht. Am Nebentisch nimmt eine Familie mit ca. 6 jährigen Sohn und 10 Wochen alter Tochter platz. Das Baby wird die ganze Zeit von einem Hausmädchen, welches selbst kaum älter als 11 Jahre ist, betreut und versorgt, damit die Mutter ungestört essen kann. Obwohl die Familie nicht alles aufgegessen und getrunken hat als sie fertig ist und bezahlt, bekommt das Hausmädchen nicht einmal etwas zu trinken, von Essen ganz zu schweigen. Sie muss sich zu Haus, wenn das Baby versorgt und sonst nichts mehr zu tun ist, ihren Topf Reis sicher selbst kochen. Es ist hier normal, das arme Kinder von der Strasse zum arbeiten in einen wohlhabenden Haushalt aufgenommen werden, dass sie allerdings wie "Leibeigene" gehalten werden, ehrt die "Wohltäter" nicht gerade. | 31.08.2003 | Es ist Sonntag und wir wollen den Tag in Ruhe und im Grün unseres Hotels verbringen. Aber noch vor dem Frühstück gibt die Klimaanlage, von welcher wir nur den Lüfter nutzen, den Geist auf. Also mache ich mich umgehend an die Fehlersuche. Es ist der Trafo, der einen "Kurzen" hat. Ob ich hier so ein Teil bekomme (P: 220V / S: 2 x 12V - 12A) ist fraglich, aber ohne Luftumwälzung schlafen - ausgeschlossen! Also muss eine Zwischenlösung her. Ich hole per Kabel 12V von der Batterie und kann so wenigstens den Lüfter betreiben, solange der Strom reicht. Bei dieser Gelegenheit fällt mir der Kühlschranklüfter in meiner Ersatzteilkiste in die Hände und ich habe die Idee, diesen in das Fenster unseres Alkoven ein zu bauen, um so mehr Frischluft des Nachts zu erhalten. Nach einiger Tüftelei gelingt mir dieses Vorhaben auch und Cordula testet die Wirkung sofort und ist begeistert. Ich will mein Urteil erst nach der ersten Nacht mit Zwangsbelüftung abgeben. | 01.09.2003 | Die Nacht war entschieden angenehmer. Im kleinen Alkoven, dicht beieinander - was sonst ja nicht schlecht ist - staut sich bei diesem Klima doch eine Menge Wärme und es ist erstaunlich, wie stark die Gaze in den Fenstern die Luftzirkulation behindert. Also hat sich die Bastelei gelohnt. Den Tag nutzen wir für Einkäufe und um Post nach Deutschland zu schicken. Bei dieser Gelegenheit sehen wir Agra von allen Seiten. Als erstes versuchen wir per Motorrickshaws eine Werkstatt bzw. einen Händler für unseren kaputten Trafo zu finden. Unser immer noch treuer Rickshawsfahrer holt erst ein mal Einen ab, der Einen kennt, welcher solche Teile repariert. Auf der Fahrt dorthin werden die Gassen immer schmaler, rechts und links des unbefestigten Weges Gräben mit Abwässern und dem entsprechender Gestank in der schweren feuchten Luft. Kleine Kinder verrichten ihre Notdurft über diesen Gräben und allerlei Getier, einschließlich freilaufender Affen, suchen darin nach fressbarem. Cordula meint später, dass sie in ihrem Leben noch nie eine solche Armut mit eigenen Augen gesehen hat. Der Werkstattinhaber, der sein Geschäft offensichtlich mit der Reparatur der hier auf Grund der vielen Generatoren dringend benötigten Spannungsstabilisatoren betreibt, macht einen durchaus soliden Eindruck. Er verspricht, sich der Sache an zu nehmen und will einen Blick hinein werfen. Wie das bei der vergossenen Bauweise gehen soll, ist mir ein Rätsel, aber das Teil ist so wie so im "Eimer", was soll´s. Die Post kostet uns fast drei Stunden. Denn als erstes muss das Paket indiengerecht verpackt werden. Das bedeutet, es muss in Leinen vernäht werden. Da wir weder über das Material, noch die Technik verfügen, fährt uns unser Fahrer in ein Teppichgeschäft, wo uns dieses Problem für umgerechnet 3,00 € abgenommen wird, was jedoch nicht ohne Verkaufsgespräch abgeht. Da schnell klar wird, das wir uns keinen Teppich aufschwatzen lassen, landen wir bei den echten indischen Seidenmalereien. Es sind einige sehr schöne Stücke dabei und wir kommen nicht umhin, zwei Teile als Geschenke für Freunde zu kaufen. Allerdings erst als wir den Preis nach langem Feilschen halbiert haben. Die Post selbst lässt sich nur schwer beschreiben. Ein großer Bau, sicher noch aus britischen Tagen, unübersichtlich, verstaubt, warm und unterm Dach sitzen sogar echte Tauben - Brieftauben? Wir müssen, nach dem wir uns erfolgreich einen Platz am Schalter erkämpft haben, hinter selbigen kommen, um wieder einmal ein Hauptbuch und verschiedene Formulare zu füllen. Unser schön in weißes Leinen vernähtes Paket, wird mit zig roten Siegelklecksen über den Nähten verunziert. So werden wir von Tisch zu Tisch weitergereicht und landen zum Schluss sogar an einem Schreibtisch mit Computer, welcher auch genutzt wird. Um das Gewicht auf der elektrischen Waage zu ermitteln, muss erst der Ventilator abgeschaltet werden, er verbraucht zu viel Strom. Dann dürfen wir stolze 1.750,00 Rs (rund 35,00 €) löhnen und hoffen das unser Paket Deutschland auch erreicht. Um unsere Lebensmittel einzukaufen, werden wir in eine bessere Gegend gefahren. In einem Geschäft, welches uns ehemaligen Ostdeutschen, wie ein "Delikat-Laden" anmutet, erhalten wir so ziemlich alles, was wir brauchen. Der anschließende Besuch der Trafo-Werkstatt endet mit der Bestätigung, dass der Trafo defekt ist, was ich eigentlich schon wusste und mit der Tatsache, dass ich ihn nun in Einzelteilen, unrepariert mitnehmen muss. Es ist eine Spezialanfertigung, die hier nicht repariert (neu gewickelt) werden kann. | 02.09.2003 | Wir fahren erst recht spät, gegen 10.00 Uhr weiter Richtung Lucknow und haben uns das ca. 280 Km entfernte Kanpur als Ziel ausgesucht. Doch der Highway Nr. 2 hält überhaupt nicht, was sein Name verspricht. Baustelle an Baustelle, Loch an Loch und viele große Plakate vom Traum des Premierministers von einem vierspurigen Highway Nr. 2, der hier, irgendwann entstehen soll. Ich glaube jedoch, er wird noch lange träumen müssen, denn die fertigen kurzen Teilstücke dürften den Tag nicht erleben, an dem der Rest fertiggestellt sein wird. So wird es schneller dunkel, als erwünscht und von Kanpur noch keine Spur in Sicht. Nach weiteren unangenehmen 90 Minuten Nachtfahrt entdecken wir endlich ein Motel. Die Verhandlungen bringen uns einen mit Karabinern bewachten Stellplatz für unser Fahrzeug, ausschließlich in Verbindung mit einem Zimmer für 250,00 Rs (rund 5,00 €), aber keinen Strom ein. Trotzdem sind wir froh, nicht weiter suchen zu müssen. Im angeschlossenen Restaurant, essen wir etwas, natürlich nicht ohne den obligatorischen Whisky, davor und danach! Das Zimmer ist für unsere Ansprüche, die eigentlich nicht sehr hoch sind, unbenutzbar. So nutzen wir wenigsten den Wasserstrahl aus der Wand, um zu duschen und verkrümeln uns in unsere Kabine. | 03.09.2003 | Der Premierminister träumt weiter und wir mit ihm. So strecken sich die ca. 100 verbliebenen Kilometer bis Lucknow und bei einem Tankstopp, bestätigt sich, was mir meine Ohren schon zugetragen haben. Steckachsenflansch hinten links ist innen wieder fast glatt geschliffen. Also nur eine Frage der Zeit, wann wir wieder ohne Antrieb sind. Bis Lucknow sind es noch ca. 40 Km, aber die einzige Chance eine Übernachtungs- bzw. Reparaturmöglichkeit zu finden. Wir fahren mit Sperre weiter, um so die Kraft möglichst gleichmäßig auf alle Räder zu bringen und so hinten links zu schonen. Um großes Gesuche zu vermeiden, fragt Cordula schon einige Kilometer vor Lucknow nach einem Stellplatz für unsere Fuhre. Wie immer bildet sich in Sekunden eine Menschentraube, ich bin beim Nachzählen auf knapp 40 gekommen und alle wissen etwas zu sagen, aber kaum einer in englisch. Zu guter letzt bekommt sie eine Skizze zum Taj Residency und es wird versichert, dass der Parkplatz groß genug für uns sei. Während wir vorsichtig weiter durch Lucknow fahren, nicht ohne uns immer wieder nach dem Weg zu erkundigen, sucht Cordula die Adresse in unserer Hotelübersicht von Lucknow erfolglos. Also dürfte es sich um etwas ähnliches wie das Lauris Hotel in Agra handeln, ist unsere Vermutung. Wir staunen nicht schlecht, als uns ein Autofahrer, den wir nach dem Weg gefragt hatten und der sich zufällig als Angestellter dieses Hotels erwies, vor ein fünf Sterne Nobelhotel lotst. Dieser Angestellte entpuppt sich als Mr. S. Shabahat Husain, Deputy Sales Manager. Er verspricht uns, wir könnten problemlos auf dem Parkplatz in unserem Wohnaufbau einige Tage übernachten. Als das geklärt scheint, bin ich auch bereit, die steile Auffahrt zum Parkplatz hinauf zu fahren. Weit komme ich nicht. Diese Steigung ist nun doch zu viel für die angegriffene Achswellenbefestigung. Gleiches Geräusch, gleiche Situation wie bei den letzten Malen, nur stehen wir mitten in der Einfahrt zu einem Nobelhotel. Wir sollen erstmal an der Rezeption den Papierkram erledigen, zwischenzeitlich würde eine Lösung, das Fahrzeug aus der Einfahrt zu bekommen, gefunden werden. Beim Checkin stellt sich heraus, dass es doch nicht möglich ist, ohne ein Zimmer zu mieten, auf dem Parkplatz zu übernachten. Selbst Mr. Husain kann uns den Preis nur auf ein erträgliches Maß drücken. Aber was bleibt uns anderes übrig, der Landy tut´s nicht mehr und Landrover ist entgegen unserer Annahme in Indien kaum vertreten, so dass wir sicher einige Tage brauchen werden, bis der Landy wieder läuft. Was das Problem aus der Einfahrt heraus zu kommen angeht, müssen wir auch zur Selbsthilfe greifen. Mit Schieben ist auf Grund der Steigung nichts zu machen. Die Umstehenden, hauptsächlich vom Sicherheitspersonal staunen nicht schlecht, als wir unsere Winsch in Betrieb nehmen. Als ersten Befestigungspunkt suche ich mir das große Eisentor aus. Zentimeter für Zentimeter ziehe ich so die ganze Fuhre auf die ebene Fläche. Ein weiterer Versuch, doch noch mit Sperre und ganz vorsichtigem Anfahren ein paar Meter weiter zu kommen, hat Erfolg und so kommen wir an der vorgesehenen Stelle zum stehen. Auch wenn das Hotel sehr schön ist und wir uns gerne verwöhnen lassen, beginnen wir doch umgehend mit unseren Nachforschungen, wie wir so schnell wie möglich an die benötigten Ersatzteile kommen, um unseren Aufenthalt hier so kurz wie möglich zu halten. Irgendwie müssen wir auch klären, warum dieses Problem immer wieder auftritt. Beim ersten Mal war eindeutig die lockere Radaufhängung der Auslöser, beim zweiten Mal scheint es an dem nachgefertigten Flansch gelegen zu haben. Warum nun schon wieder? Hat es eventuell etwas zu bedeuten, das Rover ab Baujahr ´99 die Antriebswellenbefestigung geändert hat? | 04.09.2003 | Nach dem Frühstück ist Internetrecherche angesagt. Wo gibt es in Indien eine Roververtretung, wo eventuell Werkstätten die Landrover reparieren. Die Ausbeute ist mager. In Thane bei Mumbaj ist die einzige Vertretung. Werkstätten für Landrover in Lucknow Fehlanzeige. Also treten wir mit Mr. Ravi Bhagwat von Navnitmotors in Thane per e-mail und Fax in weitere Verhandlungen. Aber die Antwort auf unsere zweite e-mail bleibt aus, weil Mr. Bhagwat nicht mehr im Haus ist, wie wir später erfahren. Da nun nur warten bleibt, kümmere ich mich erst einmal um die Steckachse. Um festzustellen ob nur der Flansch betroffen ist oder auch die Steckachse getauscht werden muss, baue ich die Steckachse aus. Nach meinem Ermessen muss aber nur der Flansch erneuert werden. Ich denke die ganze Zeit darüber nach, ob es eventuell Sinn macht, die Flansche gleich mit der Steckachse zu verschweißen? Auch ein Hängerreifen macht wieder Ärger. Die hier üblichen Flickmethoden sind nicht von großer Haltbarkeit. Anstelle von Pfropfen werden Gummiflicken von innen auf die beschädigte Stelle geklebt. Das hat die gleiche Wirkung, wie das Einziehen von Schläuchen in kaputte schlauchlose Reifen. Die meist ebenfalls beschädigten Stahleinlagen bohren sich früher oder später durch den Flicken und der Ärger beginnt von vorne. Also beschließe ich, zu Lasten meiner Ersatzteile, selbst Hand an zulegen und auf den zwar preiswerten, aber auf Sicht nutzlosen Reifenservice zu verzichten. Da die Pfropfenmethode hier scheinbar unbekannt ist (es laufen auch selten Tublessreifen) habe ich natürlich sofort eine entsprechende Menge an Zuschauern, die anfänglich argwöhnisch beobachten, wie ich dem Reifen mit der Bohrmaschine zu Leibe rücke. Das Aufbohren der Löcher (es sind bereits zwei Altschäden, die wenig aber dafür kontinuierlich Luft entweichen lassen) erleichtert die Reparatur erheblich, da mein Servicekitt auch schon von der Australienreise stammt und der Gummi von Alter und Hitze geschwächt ist. Die Gummilösung ist glücklicher Weise noch intakt, so dass ich nur 2 Pfropfen wegwerfen brauche, welche beim Versuch sie einzuziehen, zerreißen. Nachdem die Luft nun im Reifen bleibt, hellen sich die Gesichter meiner Zuschauer auch wieder auf und sie diskutieren, für mich unverständlich in ihrer Sprache, noch eine ganze Weile. Da mir inzwischen der Schweiß in Bächen runter läuft und ich mein T-Shirt zur Bewässerung der Grünanlagen nutzen kann, packe ich mein Werkzeug zusammen und flüchte unter die Dusche. Auch am Abend ist noch keine Nachricht aus Thane da. | 05.09.2003 | Da auch nach dem Frühstück keine e-mail von Mr. Bhagwat da ist, rufen wir erneut in Thane an. Dann endlich eine Antwort. Wir können in etwa 6-8 Tagen die Teile bekommen, müssen aber per Vorkasse dafür rund 700,00 € bezahlen und darüber hinaus noch eine Genehmigung einholen, um die Teile aus einer anderen Provinz einzuführen. Alles sehr kompliziert und teuer. Ich beginne mit Deutschland zu telefonieren, um zu vergleichen, was uns die Teile dort kosten würden. Der Transport mit FedEx oder DHL kostet rund 100,00 €, das ist per Internet schnell recherchiert, am Nachmittag bekomme ich auch die Preise für die Teile. Ca. 350,00 €. Die Lieferzeit ist ähnlich und selbst wenn noch Zoll hinzu kommt, sparen wir noch einiges, denn die Genehmigungen kosten hier auch Geld und der Transport kommt auch noch hinzu. Also bestellen wir die Teile in Deutschland. | 06.09.2003 | Es ist Samstag und es regnet in Strömen. Der Monsun hat diese Region voll erfasst. Wir sind so in unserem Zimmer gefangen und arbeiten im Internet. Auf der 64 KB Leitung des Hotels, welche wir zeitweilig nutzen dürfen, laden wir uns eine neue Version unseres Webtools herunter. 70 MB in rund 10 Stunden! | 07.09.2003 | Wir kommen noch immer kaum aus unserem Zimmer. Jetzt nicht mehr weil es regnet, sondern weil die Sonne unbarmherzig auf die Nässe knallt. Die Luftfeuchtigkeit von über 90 % erschwert sogar das Atmen. Wir haben unsere Klimaanlage auf geringste Leistung eingestellt, um unseren Körper so das Wechselbad zu ersparen. | 08.09.2003 | Heute machen wir einen Ausflug in die Stadt. Wir schauen uns die Ruinen der Residency (im 18 Jh. erbaut, 1857 zerstört) und die Husainabad Imambara an. Ein kurzer Trip durch eine Einkaufsstrasse und wir sind wieder auf dem Boden der Realität. In unserem schönen Hotel gehen nur reiche Inder und gut situierte Geschäftsleute neben den wenigen Touristen ein und aus. So sieht man im und rings um das Hotel, mit seinen weitläufigen Gartenanlagen, nur Angenehmes. In der Stadt dagegen, schlägt der indische Alltag wieder voll zu. Auch ein Preisvergleich bringt Interessantes zu Tage. Lebensmittel sind sehr preiswert und müssen vom Hersteller mit einem Höchstpreis versehen werden. Eine Cola gibt es schon für umgerechnet 0,20 €. Technische Erzeugnisse, besonders Importe, sind völlig überteuert. Eine Pentax Kamera, die in Deutschland rund 400,00 € kostet, ist hier nicht unter 600,00 € zu bekommen. | 09.09.2003 | Der Monsun ist wieder zu Höchstform aufgelaufen. Wir bleiben weitgehend in unserem Zimmer und lesen mal wieder ausgiebig. | 10.09.2003 | Der Himmel ist bedeckt, so kommen wir zu einem schönen Spaziergang im Hotelpark. Cordula nutzt das Badezimmer im Hotel und wäscht ausgiebig Wäsche, die zu ihrem Ärger bei der Luftfeuchte nicht trocknen will. Ich erledige einige Arbeiten am Laptop, die ich schon lange vor mich her geschoben habe. | 11.09.2003 | Der Monsun hält unvermindert an. Ich beginne einen Chatroom auf unserer Seite zu installieren. Heute sollen unsere Ersatzteile Deutschland verlassen. Wir sind gespannt. Zum Abendessen im Restaurant bekommen wir keine Karte mehr - das Personal geht wohl davon aus, dass wir diese schon auswendig kennen. Was ja so falsch auch nicht gedacht ist. Aber es lohnt nicht, auswärts nach anderen Möglichkeiten zu suchen. Speisen sind in etwa überall gleich preiswert und die Küche hier im Hotel ist sehr gut. | 12.09.2003 | Der Chatroom ist fertig und wir beobachten eifrig, wie sich unser Paket bewegt, langsam aber stetig. Wir haben also noch einige Tage in unserem Hotel zu verbringen. Da so unser Internet Zugang planbar ist, wollen wir einen Versuch starten. Wir laden alle Freunde, Verwandte und Bekannte ein, sich mit uns am Sonntag den 14.09.2003 um 11.00 Uhr UTC in unserem neuen Chatroom zu treffen. Na mal sehen, ob das was wird! | 13.09.2002 | Zu unserem Leidwesen bewegt sich das Paket langsamer als erwartet. Der 17.09. ist als Auslieferungstag angegeben. Manchmal raubt einem das Internet auch jegliche Illusionen. | 14.09.2003 | Was machen unsere Teile jetzt eigentlich in Dubai? Die Wege von FedEx scheinen unergründlich! Unser Treff im Chatroom war eine schöne Abwechslung. Es ist schön mit Freunden und Verwandten mal wieder fast direkten Kontakt zu haben. Wir hatten viel Spaß! | 15.09.2003 | Hurra, gestern Abend ist unser Paket bereits in Delhi angekommen. Ist doch schon mal was. Wir bereiten uns seelisch und moralisch auf unsere Weiterreise vor. | 16.09.2003 | An Stelle unseres Paketes bekommen wir eine unverständliche Nachricht aus Delhi. Wir sollen sinngemäß den Absender auffordern, eine Verzichtserklärung nach Delhi zu schicken, das er für den Fall, dass das Paket zu spät bei uns ankommt, auf alle Ansprüche verzichtet, ansonsten kann das Paket nicht nach Lucknow ausgeliefert werden. Wir verstehen unter "Tür zu Tür - Service" etwas anderes und protestieren trotz aller Verständigungsprobleme heftig. Danach Funkstille, sowohl in Frankfurt als auch in Delhi. | 17.09.2003 | Immer noch keine Antwort auf unsere Mail´s und unsere Faxe. Am Mittag dann Antwort von allen Seiten. Delhi teilt auf Nachfrage mit, das Paket sei zu uns unterwegs. Aus Frankfurt erfahren wir per e-mail es sei ein Zollproblem mit dem FedEx nichts zu tun habe, das Paket sei aber nun zu uns unterwegs. Wir glauben nicht so recht an diese Ausrede, denn der Zoll war schon in Mumbai erledigt worden. Aber was soll´s, wir sind glücklich, als unsere Teile 14.00 Uhr im Hotel eintreffen und ich mache mich sofort an die Arbeit. Es klappt auch alles recht gut, trotz der vielen guten, aber für mich nicht verständlichen (offiziell 15, tatsächlich aber fast 100 verschiedene Sprachen und Dialekte, Englisch sprechen nur 2% der Bevölkerung), Ratschläge aus der unumgänglichen Zuschauermenge. Dann kommt es, wie es kommen muss, wenn einem zig Augenpaare auf die Finger gucken. Es gibt einen Knall, ohne das mein Drehmomentenschlüssel einen Ton von sich gegeben hätte. Die fünfte Schraube des Flansches ist abgebrochen und der Rest steckt natürlich im Gewindeloch. Mit meiner Bohrmaschine einen Versuch zu unternehmen, die Reste auszubohren, unterlasse ich lieber. Die Gefahr mehr Schaden anzurichten ist zu groß. Hier braucht es eine Ständerbohrmaschine, um die nötige Präzession zu erzielen. Nach dem üblichen Palaver wird geklärt, dass morgen ein Monteur kommt, um sich das Problem an zu schauen. Na mal sehen. | 18.09.2003 | Vor 10.00 Uhr bewegt sich auch in Indien nichts. Aber 14.00 Uhr machen die Behörden und Banken dicht und der Rest lässt da nicht lange auf sich warten. Nur die Händler haben ihre Geschäfte lange offen. Der Monteur wird mit einem Taxi geholt und erklärt nach eingehender Beschau, das er mit Werkzeug wiederkommen will und die Radaufhängung ausbaut und zum Ausbohren des Schraubenrestes mitnimmt. Er will auch, auf mein Drängen hin, den Flansch an die Achswelle schweißen lassen, schließlich ist dieses Problem nun schon zum dritten Mal aufgetreten. Wir staunen nicht schlecht, als er nach einer Stunde (das Taxi hatte ihn auch wieder zurück gebracht - für 500,00 Rs !!) mit einem Moped hier auftaucht. Sein Werkzeug beschränkt sich auf den großen 52 er Steckschlüssel zum Lösen der Radaufhängung. Nur gut, dass ich sonst alles dabei habe. Dann das nächste Problem. Er bekommt die Befestigung vom Bremssattel der Scheibenbremse nicht gelöst. Jetzt wird alles notdürftig angeschraubt und wir sollen zu seiner Werkstatt fahren. Während dessen beginnt der übliche heftige Regen. Dann geht hier nichts mehr. Der Monteur setzt sich in den Landy und wartet. Wir auch. Als der Regen nach einer Stunde nachlässt, hat er seine Meinung geändert und will morgen mit einer Bohrmaschine vor Ort das Problem lösen. Um 10.00 Uhr will er kommen. So weit war ich gestern auch schon. Also kümmern wir uns um neue Hilfe. Inzwischen ist es 16.00 Uhr und es regnet wieder heftiger. Es wird ein neuer Monteur angerufen. Der soll mehrere Jahre in Deutschland gewesen sein und sein Fach verstehen. Nach einigem Hin und Her, will von dieser Werkstatt ein Monteur in zwei Stunden kommen. Wir warten. Dann ein Anruf, es regnet zu sehr, der Monteur kommt erst morgen um 11.00 Uhr. Wir beginnen das Telefonverzeichnis zu wälzen. | 19.09.2003 | Noch vor dem Aufstehen weckt uns der erste Monteur von gestern - telefonisch. Heute sei Freitag und er könne deshalb erst 14.00 Uhr kommen. Punkt. Wir gehen noch vor dem Frühstück zum Manager und bitten ihn, von unserer Telefonbuchauswahl eine Werkstatt anzurufen, um unser Problem zu klären. Er hat natürlich auch wieder eine bessere Adresse, wie jeder hier immer einen Verwandten oder Bekannten ins Spiel bringt, ich bin sehr skeptisch. Aber noch bevor wir mit dem Frühstück fertig sind, ist ein Monteur da. Mit Auto, zwei Gehilfen und Werkzeug !! Kaum zu glauben. Allerdings spricht keiner der Drei englisch, so brauchen wir am Anfang noch einen Dolmetscher. Aber technische Probleme können vor Ort auch mit Händen und Füssen erklärt werden. Relativ schnell, wenn auch unkonventionell, haben sie die Radaufhängung abgebaut. Anstelle des 52 er Schlüssels tut es auch Hammer und Meißel und die Bremsen werden wir auch entlüften müssen, denn Einiges von der Bremsflüssigkeit ist im Sand versickert, als sie den Bremssattel am falschen Ende aufgeschraubt haben. So schnell kann man manchmal gar nicht gucken. Nur ans Schweißen will der Mechaniker nicht ran. Er ist der Meinung unser Problem entstehe dadurch, dass die Welle zu viel Spiel nach außen habe und er will dies nun durch eine Schelle begrenzen. Wir sind gespannt. Nach nur 40 Minuten sind die Mechaniker schon wieder von der Werkstatt da, die Reste der Schraube sind entfernt und das Gewinde ist noch o.k., eine entsprechende Schelle vorbereitet. Auf die gleiche, sehr robuste Weise wird die Radaufhängung montiert, Bremsflüssigkeit nachgefüllt und entlüftet. Da die hiesigen Strassen viele Probleme an Achsen und Radaufhängungen produziere, hoffe ich auf seine ausreichende Erfahrung. Die Reparatur kostet uns nur 100,00 Rs mehr als die Taxifahrt des Monteurs von gestern. Im Übrigen, der erste Mechaniker von gestern kam auch 14.00 Uhr nicht und dem Anderen haben wir rechtzeitig abgesagt. Wir packen unseren Kram zusammen und Cordula wäscht noch mal Wäsche. Morgen werden wir in aller Frühe hier unsere Zelte abbrechen und uns wieder in das tägliche Treiben auf Indiens Straßen stürzen. Ziel ist das Naini-Tal, dort soll es kühler sein - kein Monsun der nervt. | 20.09.2003 | Punkt 6.00 Uhr stehen wir auf und packen den Rest zusammen. Das letzte "Continental Breakfast", drei Spiegeleier mit reichlich Schinken und dicken Bohnen, schließlich mussten wir für unser Zimmer als Ausländer wieder einmal 100 % Aufschlag zahlen, da musste das Frühstück reichlich ausfallen und spät eingenommen werden, so wird der Lunch gespart. Da es Inder gab, die für ihr Zimmer nur die Hälfte zahlen müssen, sich aber das zweite Frühstück in Tüten einpacken lassen, haben wir dabei auch kein schlechtes Gewissen. Ein wenig werden wir die Geborgenheit des Hotels vermissen, aber wir hoffen das neben dem Klima auch die Menschen und besonders ihr Umfeld in dem sie leben, in Naini-Tal angenehmer sind. Also machen wir uns gegen 8.00 Uhr auf den Weg. Natürlich sind alle Sinne auf eventuelle Nebengeräusche aus Richtung Hinterachse gerichtet. Cordula lotst mich auf kürzestem Weg aus Lucknow, was aber trotzdem fast eine Stunde dauert. Die Straßen sind auch am Sonntag voller Fahrradrickshaws, Mopeds und LKw´s. Dann sind wir endlich auf dem Highway 24, der leider seinen Namen nicht verdient. Löcher in die teilweise ganze LKW-Ladungen passen, lassen kaum mehr als 30-40 Km/h zu. Aber wir haben ja nur ca. 200 Km eingeplant, so dass wir noch vor Sonnenuntergang am Etappenziel ankommen müssten. Bei einer der, wegen der Enge und dem schlechten Straßenzustand, nervenden Ortsdurchfahrten geht, wegen einem entgegenkommenden LKW der noch eine Rrickshaw überholen muss, unser Spiegel zu Bruch. Damit war hier aber früher oder später zu rechnen, so fahren wir einfach weiter, der LKW hält sowieso nicht an. Kaum haben wir 50 Km geschafft, gibt es einen Knall. Der erste Reifenplatzer den ich in meiner langjährigen Fahrpraxis erlebe, glücklicherweise nur ein Reifen am zweiachsigen Hänger bei ca. 50 Km/h. Mit dem Reifen ist nichts mehr anzufangen, also muss das Reserverad jetzt herhalten. Natürlich nicht ohne den entsprechenden Menschenauflauf mitten auf der Landstrasse. Dadurch können wir uns aber die Sicherung der Pannenstelle sparen. Die Inder, die es sonst so eilig haben und ständig bei Gegenverkehr überholen, halten an und steigen aus, nicht wegen der Reifenpanne, davon gibt es hier mindestens auf jedem Kilometer eine, sondern wegen unserem "exotischen Vehicles". Leider müssen wir feststellen, dass unser Achswellenflansch nicht richtig abgedichtet wurde. Der Landy steht etwas nach links geneigt und deshalb läuft Öl aus dem Flansch. Da muss ich wohl später noch einmal ran. Aber der Radwechsel ist schnell erledigt und wir rollen weiter. Kurz vor Shajhahanpur großer LKW - Stau, welcher sich in Richtung des Ringways, einer Umgehung wie sie die meisten indischen Städte haben, fortsetzt. Es bleibt nur nachzufragen, ob eine Durchfahrt durch die Stadt für uns möglich ist, zumal wir eigentlich ohnehin hier übernachten wollten. Nach einigen vergeblichen Versuchen, findet Cordula einen der 2% englisch sprechenden Inder, der den gleichen Weg hat und uns hinter sich her lotsen will. Er rät uns aber von einer Übernachtung ab, da diese Stadt nicht gut wäre, weil stark moslemisch geprägt. Das stört uns normalerweise nicht, aber eine ausdrückliche Warnung wollen wir auch nicht in den Wind schlagen. Die Strasse in die Stadt ist schmal und auf Grund des Staus auf der Umgehung stark befahren. Ich habe arg zu kämpfen um unserem Lotsen zu folgen, als zu allem Überfluss eine Ziegenherde auf uns zu getrieben wird. Die Viecher sind auch so stur, dass sie kaum weichen, als ich mit dem Landy vorbei fahre. Und dann spüren wir im Landy ein kurzes rumpel-rumpel. Das war unser Hänger der gerade über eine dieser Ziegen rollt, die unbedingt zwischen Landy und Hänger durch wollte. Das sich erhebende Geschrei auf der Strasse ignorierend, fahre ich weiter, da ich mir keiner Schuld bewusst bin. Die Hirtin hätte besser auf ihre Tiere aufpassen müssen. Andererseits werden solche Gelegenheit oft genutzt, um Wucherpreise für minderwertige, sprich wirklich dumme Viecher zu erzielen, das haben wir schon in Afrika gelernt. Das einzig Bedenkliche an der Sache ist, dass hier Anhängerbetrieb fast unbekannt ist, und ich zu tun habe auf die Zweibeiner, Fahrrad- und Mopedfahrer aufzupassen, die, wenn sie überholt werden, gleich nach dem Landy versuchen sich wieder zur Strassenmitte auszurichten. Als uns der Lotse auf die richtige Ausfallstrasse gebracht hat und wir uns verabschiedet haben, versuchen wir noch, da wir gerade durch die Strasse der Reifenhändler fahren, Ersatz für den "Platzer" zu bekommen, aber leider erfolglos. Uns läuft auch die Zeit etwas davon, bis zur nächsten Stadt mit Aussicht auf Übernachtungsmöglichkeit sind es noch ca. 80 Km und es ist schon kurz vor 16.00 Uhr. Ab 18.00 Uhr wird es hier dunkel und Nachtfahrten hatten wir ja schon zur Genüge. Kaum dass wir einige Kilometer geschafft haben, überholt uns ein LKW, kaum schneller als wir, aber natürlich bei Gegenverkehr. Ohne Rücksicht auf Verluste schneidet er mich, wie hier üblich, nur dass es diesmal nicht reicht und er uns kurzerhand einen Teil der Markise abrasiert. Obwohl sein Beifahrer eindeutig sieht was passiert, setzt er seine Fahrt ungeniert fort. Ich muss links raus, da sich natürlich meine Markise ob des nun fehlenden Rollgetriebes beginnt zu entfalten. Cordula sammelt die abgerissenen Teile ein und ich beginne die Markise notdürftig einzurollen und zu befestigen. Für Arbeit ist in den nächsten Tagen auf diese Weise gesorgt. Nach einer halben Stunde sind wir wieder unterwegs. Wie befürchtet ist die Strasse auch weiterhin in schlechtem Zustand und wir müssen auch noch einige einspurige Brücken passieren, was nicht ohne entsprechenden Stau und Wartezeit abgeht. Darüber wird es schnell dunkel. Kurz vor Faridpur finden wir eine Tankstelle, wo wir ungestört übernachten können. Wie oft wird auch hier die Ordnung mittels eines alten Karabiners aufrecht erhalten. | 21.09.2003 | Kurz nach 6.00 Uhr wecken uns die Tauben, welche gleich neben uns ihren Schlag bewohnen, was wir im Dunklen nicht mehr gesehen haben, mit lautem Gurren. Die Erdhörnchen, die es hier in Unmengen gibt, lärmen ebenfalls ausgiebig. Wir haben gut geschlafen, da das Klima bereits etwas angenehmer, sprich nicht mehr so feucht ist. Nach einem kurzem Frühstück setzen wir unsere Reise fort. Die Landschaft wird grüner und der Baumbestand nimmt merklich zu. Auch habe ich das Gefühl, dass der Lebensstandard der Menschen hier etwas steigt und dabei ist nicht nur der Wunsch der Vater des Gedanken. Hin und wieder tauchen recht schöne Anwesen auf und auch die einfachen Hütten sehen etwas besser als im Gebiet zwischen Delhi und Lucknow aus. Cordula bremst meinen Optimismus, muss aber nach einigen weiteren Kilometern zugeben, dass sich der Gesamteindruck doch etwas bessert. Der Strassenzustand verschlechtert sich zwar an der Provinzgrenze noch einmal, das hat aber sicher mit der erst vor wenigen Jahren erstrittenen neuen Provinz Uttaranchal zu tun. Hinter Haldwani beginnt der Aufstieg in den Ausläufer des Himalaja mit dem Namen Kumaon. Die Strasse ist in erstaunlich gutem Zustand, was sicher auch mit den wenigen LKW, die hier unterwegs sind, zu tun hat. Wir klettern gemächlich mit 25 - 30 Km/h, vorsorglich im untersetzten Gang von fast 0 auf über 2000 MN. Die Landschaft nimmt alpinen Charakter an, nur Fauna und Flora wollen nicht recht dazu passen. Im überwiegenden Laubwald, der von Kletterpflanzen, Lianen ähnlich, durch wuchert wird, springen Affen munter umher. Wir genießen die Ruhe auf der Strasse bis wir Naini-Tal erreichen. Hier herrscht wieder reger Verkehr und wir werden von Schleppern umlagert, als wir anhalten, um uns einen Überblick zu verschaffen. Aber die Menschen hier sind freundlicher und ihre Neugier ist nicht so aufdringlich, wie in der Provinz Uttar Pradesh. Später erfahren wir, dass hier viele Menschen aus dem Gebiet des heutigen Pakistan leben. Das geht zurück auf religiöse Differenzen bei der Abspaltung dieser Region von Indien im Zusammenhang mit der Unabhängigkeit von der britischen Krone Ende der vierziger Jahre. Die Schlepper versuchen uns in ihre Hotels zu lotsen und schwindeln dabei das Blaue vom Himmel herunter. Naini-Tal liegt zwar wunderschön an einem See, hat aber mit einem Tal wenig zu tun. Die Stadt klebt regelrecht an den Berghängen rings um den See. Die Strassen und Gassen sind entsprechend schmal, kurvig und steil. Die meisten der Hotels haben keinen Parkplatz, wo wir stehen könnten, aber sie versuchen uns trotzdem dorthin zu lotsen. Nach einigen vergeblichen Versuchen, welche wir glücklicher Weise zu Fuß unternehmen, Wenden wäre unmöglich gewesen, lassen wir uns auf Einen ein, der mit einem Geländewagen vor uns her fahren will, weil wir davon ausgehen, dass er unser Vehicle gesehen hat und als Fahrer weiss, was geht und was nicht. Und wir liegen damit nicht ganz falsch. Nach dem er uns durch die ganze Stadt gelotst hat, immer an der Grenze des für uns Möglichen, lässt er uns den Landy parken und fährt uns in seinem Fahrzeug die restliche Strecke zum Hotel Aroma. Der Weg ist für uns kaum machbar, so schmal und steil, nur im Notfall würde ich einen Versuch wagen. Das Hotel ist sehr schön gelegen, die Parkmöglichkeiten aber sehr begrenzt. Der Besitzer will uns auch unter allen Umständen ein Zimmer vermieten und ist weniger an einem Camper interessiert. Er gibt uns aber noch einige Tips und sein Fahrer fährt uns zurück zu unserem Parkplatz. Von hieraus beginnen wir die Hotels in der Umgebung zu Fuß zu erkunden. Nach einer Stunde bergauf und bergab haben wir Glück und finden was wir gesucht haben. Das Swiss Hotel, 1910 unter den Briten im alpinen Flair errichtet, ist zwar auch nicht leicht zu erreichen, verfügt aber über einen zweiten, wenig genutzten Parkplatz im Grünen, auf welchen wir für umgerechnet 5,00 € und der Zusage im Hotelrestaurant das Dinner einzunehmen, stehen können. Wir sind sehr glücklich, als wir nach einigem Rangieren endlich stehen und uns bei angenehmen 24°C häuslich einrichten. Mittlerweile ist es Abend geworden und wir essen zu Abend im wenig besuchten Restaurant. Das Essen ist typische indische Küche und schmeckt gut. Bei dieser Gelegenheit lernen wir den 78 jährigen Besitzer kennen, der sich zu uns setzt und sich in einem nicht leicht verständlichen Englisch, mit uns unterhält. Im Übrigen stammt er aus Lahore was seit 1947 zum abgespalteten islamischen Pakistan gehört. | 22.09.2003 | Wir nehmen endlich wieder einmal die Bikes vom Hänger und haben mit sauber machen alle Hände voll zu tun. Ich begutachte die Schäden an der Markise und Cordula macht mich auf ein Rad am Hänger aufmerksam, welches wieder Luft verliert. Den Nagel sehe ich auf Anhieb und frage mich, wie viele Stopfen so ein Reifen eigentlich verträgt, dieser hat schon zwei. Für die nächsten Tage besteht also keine Gefahr, dass Langeweile aufkommt. Am Nachmittag erkunden wir auf einem Motorrad die Stadt. Sie ist absolut auf Tourismus ausgerichtet und ähnelt in ihrer Anlage einem europäischen Kurort mehr, als einer indischen Stadt. Die benötigten Ersatzteile wie Reifen etc. werden wir aber hier nicht finden. Wir schauen noch bei der Touristinformation rein und erfahren, dass der Corbett National Park erst im November öffnet. Da aber überall etwas Anderes geschrieben steht und jeder auch etwas Anderes sagt, erkundigen wir uns trotzdem nach dem Weg. Wir werden dort mit den Bikes hinfahren und uns vor Ort ein Bild machen. Der Hotelier erzählt uns beim Abendessen vom Sonnenauf- und untergang, den man vom Kamm des Kumaon mit Blick auf den Himalaja beobachten kann. Wir haben die Möglichkeit mit einer Seilbahn oder auch mit den Motorrädern dort hin zu kommen. Für Morgen haben wir erst ein mal die Runde zum NP geplant. Das sind rund 200 Km und wir werden zeitig losfahren müssen, um vor der Dunkelheit wieder hier zu sein. | 23.09.2003 | Dieses Vorhaben fällt aber regelrecht in Wasser. Mitten in der Nacht bringt ein ordentliches Gewitter anhaltenden Regen, welcher pünktlich zum europäischen Herbstanfang auch den ganzen Tag, von wenigen Unterbrechungen, welche wir zu einem ausgedehnten Spaziergang nutzen, anhält. | 24.09.2003 | Die Wetterlage ist unverändert und zwingt uns zur Ruhe. Wir beginnen, uns um unsere Weiterreise von Indien nach Myanmar (Burma) und Thailand zu kümmern, denn die Beschaffung der Visa und Transitgenehmigungen wird sicher einige Zeit (Monate) in Anspruch nehmen. Einen kleinen Lichtblick können wir schon verbuchen. Entgegen aller anderen Informationen, auch von einschlägigen Touristeninformationen in Deutschland, gibt es laut Auskunft der Botschaft von Myanmar, die Möglichkeit des Transits nach Thailand mit eigenem Fahrzeug. Es bedarf allerdings eines besonderen Antrages, dessen Genehmigung durchaus bis zu zwei Monaten dauern kann. Sollten wir eine solche Genehmigung erhalten, sind wir unserem Ziel, frühestens in Singapur mit der Weiterreise per Schiff zu beginnen, ein erhebliches Stück näher. | 25.09.2003 | Es regnet Tag und Nacht. So hatten wir uns die Klimaverbesserung nicht vorgestellt. Trotz des Regens gehen wir etwas raus und bummeln mit Regenschirm durch die "Einkaufsstrassen" der Stadt. In schmalen Gassen klebt eine Bude an der Anderen. Dabei wechselt der Baustil von Zeltplane über Bretter und Wellblech bis Stein und zurück. Jede Gasse wird von bestimmten Produkten oder Gewerken dominiert. Da ist die Bäckergasse, die Elektrogasse, die Lebensmittelgasse u.s.w., nur die Garküchen und kleinen offenen Imbissbuden sind überall dazwischen. Und natürlich das Kleinhandwerk, wie Schuhmacher und Schirmmacher, welches ohne Dach über dem Kopf auf der Strasse arbeitet. Obwohl es aus mancher Garküche verlockend duftet, hält uns deren Anblick noch von Kostproben ab, aber auch das ist nur eine Frage der Zeit. Kuchen und Kleingebäck haben wir schon probiert und für recht gut befunden, auch wenn der, vor der Bäckerei sitzende, teigrührende Küchenjunge mit dem Kessel zwischen den Beinen keinen hygienisch einwandfreien Eindruck macht. | 26.09.2003 | Beim Munter werden kitzeln uns Sonnenstrahlen. Der Regen hat sich verzogen, obwohl hier und da noch eine dicke Wolke gegen den Berg stößt. Wir atmen auf und beginnen nach den Frühstück mit den ersten Reparaturen. Als ich den defekten Reifen am Hänger genauer untersuche, finde ich nicht nur besagten Nagel sondern auch noch eine Schraube. Der Nagel steckt schräg in der Oberfläche und dürfte nicht das eigentliche Problem sein. Doch nachdem die Schraube durch einen Stopfen ersetzt ist, muss ich bei der Wasserprobe feststellen, dass der Reifen insgesamt so porös ist, dass überall kleine Luftbläschen austreten. Hier wird wohl nur noch ein neuer Reifen helfen. Da wir sowieso noch Ersatz für den "Platzer" brauchen, beschließen wir morgen, sollte das Wetter halten, nach Haldwani zu fahren und nach Ersatz Ausschau zu halten. Da diese Reifen schon viel mitgemacht haben (u.a. Australien) bin ich bereit, sollte sich etwas Geeignetes finden lassen, gleich vier Neue zu kaufen. Am Nachmittag satteln wir die Bikes und machen einen kleinen Ausflug in die Berge. Leider versperren uns immer wieder die Wolken, welche teilweise bis auf die Strasse reichen, die Aussicht. Die erste Strasse, die wir wählen wird von Kilometer zu Kilometer schlechter, bis es nur noch eine Piste mit zwei Fahrspuren ist. Dabei handelt es sich um eine offizielle Verbindungsstrasse. Nach 25 Km auf und ab, steigt der Weg wieder steil an. Rechts der Fels, links der ungesicherte Abgrund und die Wolken, in denen wir uns seit einiger Zeit befinden, werden immer dichter. Da wir nur zum Spaß hier unterwegs sind, wollen wir in der "Waschküche" nichts riskieren und drehen um. Die zweite Strasse, welche wir probieren, führt bergab, ebenfalls durch eine sehr schöne Landschaft, aber auch hier landen wir nach einigen Kilometern wieder im dichten Nebel. Also machen wir uns auf den Heimweg und erreichen gegen 17.00 Uhr wieder unser "Haus". | 27.09.2003 | Das Wetter hat sich gebessert und die Sonne scheint, aber vom Himalaya noch immer keine Spur, so sehr wir uns auch bemühen und von "Viewpoint" zu "Viewpoint" eilen. Die geplante Tour nach Haldwani fällt aus, da dort am Samstag alle Geschäfte geschlossen haben und erst am Sonntag wieder öffnen. Nur für Behörden und Banken gilt das nicht, da sie keinen religiösen Wochentagsreglungen unterliegen. Da es in Indien viele verschiedene Religionen gibt, ist die Orientierung für uns nicht einfach und wir müssen viel fragen, bevor wir etwas unternehmen, um nicht vor verschlossenen Türen und Toren zu stehen. Wir nehmen dann noch einmal die erste Strecke von gestern unter die Räder. Wieder haben wir viel Spaß auf der Piste, aber einen nennenswerten Ort haben wir auch nach 35 Kilometern nicht gefunden. Aber uns begegnet noch anderer Verkehr (Geländewagen vom Typ TATA, wie alles was sich bewegt in Indien von TATA gebaut wird), ob wohl es nur noch ein schlechter Feldweg ist. Als wir wieder einmal einen Gipfel erreichen der im Nebel steht, kehren wir auch diesmal um. In Naini Tal scheint die dagegen die Sonne und wir genießen sie noch eine Weile bei Kaffee und Keksen. | 28.09.2003 | Wie geplant fahren wir heute nach Haldwani, um nach neuen Reifen für den Hänger zu schauen. Zu vor fahren wir aber noch einen "Viewpoint" an, um nach dem Himalaya Ausschau zu halten. Und wir haben Glück, keine Wolken versperren uns die Sicht. Der Anblick ist wunderschön und wir können uns kaum losreißen. Die Strecke nach Haldwani ist mit den Motorrädern die reinste Freude. Auf rund 40 Km "verlieren" wir 1700 m Höhe, von Kurve zu Kurve durch eine schöne, sonnige Landschaft, auf guter Strasse. In Haldwani sind heute am Sonntag die Geschäfte offen, weil der Ort überwiegend moslemisch geprägt ist. Wir finden einen Händler, aber keine schlauchlosen Reifen, typisch für diesen Teil Asiens. Dafür hat er ein paar 175 R 14 C, also ein guter, weil hoch belastbarer, Transporterreifen mit Schlauch. Für umgerechnet insgesamt 232,00 € bekommen wir die vier Bridgestone Reifen und gleich noch die Lieferung nach Naini Tal. Wir nutzen die Gelegenheit und kaufen noch einiges an Lebensmitteln ein. Es fällt auf, das sehr viele der "besseren" Geschäfte und Shops, auch Werkstätten, zumindest im Norden Indiens, von Sikhs (gut erkennbar an ihrem Turban) geführt werden. Ähnlich der jüdischen Bevölkerung Anfang des 20. Jahrhunderts in Europa, haben sie offensichtlich die besseren Voraussetzungen und die glücklichere Hand beim Geschäft. Wir "düsen" wieder bergauf, können aber den erhofften Sonnenuntergang über dem Himalaya nicht genießen, da wieder viele Wolken, trotz örtlichem Sonnenschein, die Sicht versperren. | 29.09.2003 | Ein sonniger Tag erwartet uns. Gegen 11.00 Uhr sollen unsere Reifen eintreffen und wir müssen vorher noch zur Bank um Geld zu tauschen. Diese "Transaktion" kostet uns gut eine Stunde, aber Zeit haben wir ja mehr als Geld. Es ist die typische indische Bürokratie und auch hier gibt es "Hauptbücher" für jeden Vorgang. Es werden sogar die Seriennummern unserer Euro Banknoten registriert! Die Reifen verspäten sich, so kann ich in Ruhe die Räder demontieren und an unserer Markise weiter arbeiten. Hier ist die gesamte Befestigung des Wellenantriebes, welche sinnigerweise aus Kunststoff ist, weggerissen. Das bedeutet, ich muss mir aus Aluminiumblech eine neue Befestigung basteln. Das braucht natürlich etwas mehr Zeit. Die Reifen treffen gegen 14.00 Uhr ein und wenig später erscheint auch der Monteur, welcher freundlicherweise vom Hotelmanager bestellt wurde. Da schon alle Räder demontiert sind, werden sie nur zusammen mit den neuen Reifen aufgeladen und in seine Werkstatt gebracht. Allerdings kommt er nach einer knappen Stunde nur mit drei Rädern wieder, ein Schlauch ist schon in der Verpackung beschädigt gewesen. Um die Sache zu beschleunigen, kaufe ich bei ihm noch einen Schlauch und werde mich um die Reklamation in Haldwani morgen kümmern. So kommen wir noch zu einem Ersatzschlauch. Als dann alle Räder, mit Cordulas Hilfe, wieder montiert sind, hoffen wir nun auch auf diesen Strassen einige Zeit vor Reifenpannen verschont zu bleiben. Wobei ich schon davon ausgehe, dass Alter, Tragfähigkeit und Laufleistung bei unseren Pannen eine erhebliche Rolle gespielt haben. Zum Abendessen kocht Cordula mal wieder selbst leckere Nudeln mit Sahnesoße und einen schönen gemischten Salat. Die indische Küche ist nicht schlecht, aber auf Dauer fehlt die Abwechslung und vor allem das viele frische "Grünzeug", an welches wir gewohnt sind. Als wir am Abend die Bilder der letzten Tage sortieren, klingelt das Handy. Ein guter Freund aus der alten Heimat hat sich verwählt und ist nun bei uns in Indien gelandet. Die Freude ist auf beiden Seiten groß und es werden der neueste Klatsch und Tratsch ausgetauscht. Das tut der Seele, gerade so vor dem Einschlafen gut. | 30.09.2003 | Der Tag beginnt mit Sonnenschein. Wir beschließen unseren Bummel durch den Ort, diesmal bei schönen Wetter und mit Kamera zu wiederholen. Die Aufnahmen spiegeln nicht ganz den Eindruck, welchen wir unter dem 22.09.2003 beschrieben haben, wieder. Das liegt zum Einen am Wetter und zum Anderen daran, dass es für uns nicht einfach ist, die Kamera auf Menschen zu richten, welche in unwürdigen Verhältnissen leben und arbeiten. Unser Ausflug führt uns durch Naini Tal, bergauf und bergab zur St. Marys High School. Unser Hotelmanager, mit dem wir fast jeden Abend beim Essen einen kurzen Plausch halten, hat uns von katholischen Schwestern aus Deutschland erzählt, die in dieser Schule unterrichten und sich sicher über einen Besuch von Landsleuten freuen würden. Wir sind natürlich genauso gespannt und freuen uns auf ein Gespräch in unserer Muttersprache. Als wir uns im Office der High School nach der deutschen Ordensschwester erkundigen, wird gleich nach ihr geschickt. Nach wenigen Minuten kommt eine ältere Dame mit leichtem bayrischen Akzent auf uns zu. Nach einer kurzen Vorstellung zeigt sie uns die ganze Schule. Es ist eine sehr große, gepflegte Anlage, in welcher sowohl Tagesschüler, als auch Internatsschüler, ausschließlich Mädchen, unterrichtet werden. Dabei sind von den rund 800 Schülern gerade mal 8 katholischen Glaubens, alle Anderen gehören unterschiedlichen Konfessionen an. Trotzdem gibt keinerlei Probleme, sondern ein friedliches miteinander lernen. Wir erfahren auch, dass Schwester Domenica seit 1936 in Indien ist und dieses Jahr ihren 90. Geburtstag feiern wird, was man der rüstigen alten Dame bei weitem nicht anmerkt. Bis vor wenigen Jahren hat sie selbst noch Englisch unterrichtet. Nun kümmert sie sich ausschließlich um die Bibliothek der Schule, die zwölftausend Bücher umfasst und von ihr selbst aufgebaut wurde, also ihrem "liebsten" Kind. Nach dem Rundgang treffen wir bei Kaffee und Kuchen drei weitere Schwestern aus Deutschland, die hier ebenfalls seit mehr als sechzig Jahren arbeiten. Sie sind genauso neugierig auf unsere Reiseerlebnisse wie wir auf ihre Lebenserfahrungen in Indien. So wird es eine kurzweilige Begegnung und die Zeit vergeht wie im Flug. Wir erfahren auch, dass es in Kathmandu, einem unsrer nächsten Reiseziele, eine St. Marys School gibt, an der auch eine deutsche Schwester unterrichten soll. Als wir uns von den freundlichen Ordensschwestern verabschieden, versprechen wir, bevor wir Naini Tal verlassen, noch einmal kurz "Goodby" zu sagen. Auf dem Rückweg, entlang des nur für Fußgänger zu erreichenden Uferweges, besuchen wir noch einen hinduistischen Tempel. Die figürlichen Darstellungen und Rituale sind für uns noch ein Rätsel und wir hoffen darüber noch mehr zu erfahren, um besser verstehen zu können. Am 05.10. findet hier ein großes hinduistisches Fest statt und die Vorbereitungen dazu laufen auf Hochtouren. | 01.10.2003 | Wir machen uns auf, um wieder einmal online zu gehen. Nach dem fünften "Cyber Café" und drei verlorenen Stunden geben wir auf. Nirgends ein kompatibles Netzwerk. Wir verzichten auf den geplanten Seilbahn Ausflug und beginnen per Satellit mit dem Update unserer Seiten. Am Abend bereiten wir unseren Ausflug in den Corbett NP vor. Wir wollen zeitig aufbrechen. | 02.10.2003 | Nach einer schönen Talfahrt auf den Motorrädern und einem kleinen unfreiwilligen Umweg erreichen wir den Corbett NP gegen 12.00 Uhr. Hier, auf ca. 400 MN ist es wieder sehr warm, aber die Luftfeuchte ist zurück gegangen, so ist die Temperatur erträglich. Leider dürfen wir nicht mit den Mopeds in den NP. Wir machen also erst einmal Quartier, was auf Grund des verlängerten Wochenendes (Nationalfeiertag, M. Gandhi Geburtstag) und der Nähe zu Delhi, nicht einfach ist. Im Corbett River Hotel haben wir Glück und bekommen ein Zimmer für eine Nacht in einem Bungalow mit Gemeinschaftsraum und zwei Zimmern. Wie immer in Indien müssen wir Touristenpreise bezahlen. Ob Zimmer, Eintritt oder Safari, Touristenaufschlag gehört dazu. Kein Wunder, dass die indischen Händler und Gewerbetreibende, sobald sie merken, dass sie einen Ausländer vor sich haben, auch versuchen Touristenpreise zu erzielen. Am Nachmittag lassen wir uns dann vier Stunden im offenen Geländewagen durch einen kleinen Teil, des ca. 520 Quadratkilometer großen Corbett NP fahren. Attraktion des NP sind die Tiger und Leoparden, von denen wir aber nicht einmal eine Schwanzspitze zu sehen bekommen. Es ist nicht die beste Jahres- und nicht die rechte Tageszeit. Wir müssten im Dezember und dann früh um 5.00 Uhr hier auf Safari gehen, um eine reale Chance zu haben. Schließlich hat jeder Tiger, davon soll es angeblich ca. 100 hier geben, ein Revier von 5 Quadratkilometer für sich allein. Es ist zur Zeit auch nur ein kleiner Teil des Parks geöffnet, die Saison beginnt erst im November. Trotzdem ist es ein erholsamer Nachmittag auf den schmalen Pfaden des Parks durch eine sehr schöne und abwechslungsreiche Landschaft. Am Abend im Hotel erholt sich Cordula bei einer Ganzkörpermassage und ich vertreibe mir die Zeit mit ein paar Flaschen Bier. Beim anschließenden Abendessen sind wir uns einig, das wir die nächsten NP´s nur mit unserem "Haus" anfahren, um so genügend Zeit zu haben, um die besten Bedingungen nutzen zu können. | 03.10.2003 | Da in unserem Bungalow bereits um 6.00 Uhr früh das andere Zimmer neu belegt wird, was nicht ohne den entsprechenden Lärm abgeht, sind wir zeitig wieder auf dem Rückweg nach Naini Tal. Diesmal auf direktem und damit kürzeren Weg. Die Fahrt in die Berge macht bei strahlendem Sonnenschein viel Spaß und wir lassen den Tag ganz ruhig ausklingen. | 04.10.2003 | Heute fahren wir mit der Seilbahn zum "View Point". Die elektrische Anlage dieser Einrichtung guck ich mir, bei meinen bisherigen Erfahrungen in Indien, lieber nicht an. In der Gondel befindet sich, außer dem Fahrer, noch eine zusammengeklappte Alu - Leiter, das ist sehr beruhigend! Schnell sind wir oben und etwas enttäuscht. Die Sicht auf den Himalaya ist von der Strasse nach Kilberi viel besser. Aber dafür gibt es hier Oben sehr leckeren frisch gepressten Orangensaft. Obwohl wir das Ticket mit Rückfahrt erstanden haben, entschließen wir uns, zu Fuß wieder hinunter zu gehen. Das hat nichts mit dem Vertrauen in die Technik zu tun, sondern einfach aus Lust und Laune. Der Weg ist sehr steil und wir haben Gelegenheit darüber zu philosophieren, was beschwerlicher ist, hinauf oder hinab. Auf diesem Weg entdecken wir dann eine weitere Konfession in diesem Ort. Ein tibetanischer Tempel mit angeschlossener Schule. Die vielen bunten Wimpel waren uns schon bei einem Blick über die Stadt aufgefallen, dass es sich dabei aber um Gebetstücher handelte, konnten wir erst jetzt aus der Nähe sehen. Naini Tal ist jetzt voller Menschen und die Vorbereitungen für das morgige Fest laufen auf vollen Touren. Wir sind sehr gespannt und freuen uns auf den Abend, mit Musik, Tanz, Feuerwerk und tausende Kerzen. | 05.10.2003 | Nach dem Frühstück beginne ich mit der abschließenden Reparatur der Markise. Aus Alu habe ich mir eine Befestigung für die Kurbelmechanik gebaut und am Markisenrahmen angenietet. Die alte Verkleidung wurde geklebt und "geschweißt" (Kunststoff) und wird wohl ihren Zweck noch erfüllen. Nur den automatischen Verschluss muss ich durch angenietete Gurtenden ersetzen. Da bis zum Abend noch Zeit bleibt, baue ich noch die Fanfare (Drucklufthupe), welche ich vor unsrer Abfahrt von einem guten Freund geschenkt bekommen habe, ein. Hier in Indien braucht man so etwas, um sich auf der Strasse behaupten zu können. Das Fest bleibt unter unseren Erwartungen zurück. Dies liegt sicher an den blumigen Ankündigungen unserer verschiedenen Gesprächspartner. Es gibt zwar ein wirklich großartiges Feuerwerk, aber von den tausenden Kerzen ist nicht viel zu sehen. Den größten Eindruck hinterlassen die Menschenmassen auf uns, die sich erst zum Zentrum des Geschehens und dann genauso geballt, zurück bewegen. Wir müssen noch viel lernen, um Indien auch nur ein wenig zu verstehen. | 06.10.2003 | Heute steht die Abdichtung des Achswellenflansches auf dem Programm. Dabei werde ich auch sehen, ob es neue Verschleißerscheinungen gibt. Die sind nach der Demontage zwar nicht zu erkennen, aber ein leichtes "Spiel" ist vorhanden, was auf Dauer nicht gut sein kann. Ich habe noch Kaltschweißmittel in meiner Ersatzteilkiste und rühre mir etwas davon an. Bei der Montage streiche ich die Verzahnung damit ein und hoffe auf ein festeres ineinander greifen beider Teile nach dem Aushärten. Den Flansch dichte ich mit Silikon ab und ziehe die fünf Schrauben mit gemischten Gefühlen wieder an, schließlich soll es halten, aber auch keine abbrechen, wie beim Letzten mal. Doch diesmal geht alles gut. |
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07.10.2003 | Leider haben wir sehr schlechte Nachricht aus der Heimat bekommen. Ein Familienmitglied liegt sehr schwer erkrankt im Krankenhaus. Über eine solche Situation haben wir vor Beginn unserer Reise oft diskutiert, ohne eine befriedigende Lösung zu finden, was letztlich nur zu einem Verdrängen des Problems geführt hat. Nun hat es uns viel zu früh eingeholt und wir sind sehr betroffen und traurig. Cordula nimmt sich die Innenreinigung unsrer Wohnkabine vor. Matratzen und Betten kommen zum Lüften in die Sonne. Zum Schluss vervollständigen wir unsere bisherige Reiseroute auf unserer Karte am Hänger. Rund 12.000 Km durch 12 Länder geben schon eine ordentliche Strecke. | 08.10.2003 | Die Stimmung ist gedrückt. Zu großen Ausflügen fehlt uns jetzt einfach die Lust. Wir gehen einkaufen und besuchen den "Best Kwality Chicken and Mutton" (Originaltext) Fleischer, der uns schon aufgefallen war, weil sein Geschäft noch den besten Eindruck aller Fleischereien in der Stadt macht. Da es völlig im Schatten eines Hinterhofes liegt, macht die Ware auch einen frischeren Eindruck als anderswo. Nach dem wir mit dem Besitzer, auf seine Nachfrage, ausführlich die Unterschiede zu einer deutschen Fleischerei diskutiert haben, kaufen wir eine ganze Hammelkeule für umgerechnet 3,00 €. Damit sind gut und gerne drei Mahlzeiten gesichert. Auf dem Gemüsemarkt holen wir noch Bohnen, Kartoffeln, Möhren, Tomaten und Paprika. So ist der deutsche Bohneneintopf mit Hammelfleisch für heute und das marokkanische Taschin morgen, fast schon zubereitet . | 09.10.2003 | Wir bereiten uns langsam auf die Weiterreise Richtung Nepal vor. Am Nachmittag testen wir einen örtlichen Goldschmied in seiner Strassenbude. Es ist erstaunlich, mit welch einfachen Mitteln er arbeitet. Aber nur das Ergebnis zählt und damit sind wir sehr zufrieden. Für umgerechnet 0,50 € repariert er ein Armband und einen Ohrstecker, natürlich sofort und ohne Wartezeit vor unseren Augen. | 10.10.2003 | Nach dem späten Frühstück beginnen wir wieder zusammen zu packen. Bis alles wieder an seinem Platz ist, die Bikes wieder ordentlich fest stehen, braucht es seine Zeit und so vergeht der Tag fast zu schnell. | 11.10.2003 | Nachdem das, was gestern nicht fertig wurde, verstaut und aufgeräumt ist, machen wir unseren Abschiedsbesuch in der St. Marys High School bei den deutschen Ordensschwestern. Wir bringen, wie versprochen, eine Dose deutsches Schwarzbrot aus unseren Vorräten mit, worüber sich die alten Damen sehr freuen. Für Schwester Domenica haben wir noch ein kleines Geburtstagsgeschenk dabei, sie wird ja am 25.10. Neunzig Jahre alt. Wir versprechen, sollten wir nach Kathmandu kommen, ihre Mitschwester in der dortigen St. Marys herzlich zu grüßen und verabschieden uns, nicht ohne die besten Wünsche mit auf die Reise zu bekommen. | 12.10.2003 | Zeitiges Aufstehen ist angesetzt und wir kommen mit Verabschiedung vom Personal und der obligatorischen Geschenke Übergabe endlich 8.30 Uhr in die "Gänge". Mit jedem Kilometer abwärts nimmt die Außentemperatur zu und in Haldwani sind es beim Großeinkauf schon wieder 32° C. Da wir nicht wissen, wie die Versorgung und die Preise in Nepal sind, bunkern wir reichlich "safty" Wasser und Lebensmittel. Die Strecke zum Grenzübergang Banbasa ist mit keiner Silbe ausgeschildert, also ist ständiges Fragen von Nöten. Da die Inder nette Menschen sind, kommen so schnell einige Kilometer Umweg zustande. Aber gegen 17.00 Uhr haben wir es fast geschafft und stehen vor zwei verschlossenen, einspurigen Brücken. Schnell ist geklärt, dass diese wechselseitig, im Stundentakt geöffnet werden und wir 18.00 Uhr weiterfahren können. Nach einer Stunde, die wir bei Kaffe und Keksen verbringen, können wir weiter. Die Passage ist ca. 1 Km lang, aber so schmal, dass wir gerade so mit unserem breiten Hänger durchkommen. Natürlich gibt es wieder unverbesserliche Inder, die meinen noch mit ihrem Moped an uns vorbei zu kommen, müssen dann aber doch umkehren. Leider dürfen wir weder die Brücke noch die anschließende Grenzstation fotografieren. Es glaubt uns ja keiner, unter welchen Bedingungen hier eine Grenzabfertigung stattfindet. Der Übergang besteht aus einer schweren Schotterpiste, an der mehrere Buden aus Stein und Holz mit Palmendach stehen. Vor der ersten Bude steht ein Tisch mit drei Stühlen davor. Das ist das "Emigrationsoffice". Auch hier natürlich Hauptbücher statt PC. Dann eine Bude mit Tisch drinnen, das Custumeroffice. Mit unseren Carnets sind die Damen und Herren leicht überfordert. Noch dazu wo wir vier davon haben. Laut rülpsend, das ist in diesem Land, wo selbst gesetzte ältere Damen aus dem fahrenden Auto rotzen, nichts ungewöhnliches, wird sich an die Arbeit gemacht. Die augenscheinliche Kontrolle geben die Herren bald genervt auf, da soviel Hausrat doch sehr verwirrt. Dabei vergessen sie sogar in die Wohnkabine zu schauen. Nach zwei Stunden rollen wir weiter über Schotter Richtung Nepal. Da es dunkel ist, fragen wir lieber, wie weit sich das Niemansland erstreckt. Da es mehrere Kilometer sind und auf nepalesischer Seite in der Nacht nur ein Beamter sitzt, bleiben wir lieber an der indischen Grenzstation und übernachten hier. | 13.10.2003 | Am Morgen erweist sich die Grenzstation als kleines Dorf, auf dessen Platz wir Übernacht gestanden haben. Die kleinen Buden und Verkaufsstände haben gestern kurz nach 19.00 Uhr zu gemacht. Dafür beginnt der Tag bei ihnen schon um 4.00 Uhr mit viel lauter Musik und Geschepper. Um 6.00 Uhr öffnet die Grenze und sofort beginnt wieder ein reger kleiner Grenzverkehr. Nur wenige LKW und vereinzelte Backpackers sind darunter. Klar das wir schon um 6.00 Uhr auf den Beinen sind. Nach dem kurzen Frühstück fahren wir weiter bis zur nepalesischen Grenze. Hier erstehen wir problemlos ein Visa für zwei Monate (á 34,00 US$) und unsere Carnets werden wieder um einen Abschnitt ärmer. Es ist die schnellste Grenzabfertigung, die wir außerhalb Europas erlebt haben. Dann geht es auf, für diesen Teil der Welt und das geringe Verkehrsaufkommen, erstaunlich guter Strasse weiter Richtung Kathmandu. Die Landschaft ist sehr schön, vor allem sehr grün und von vielen Flussläufen durchzogen. Selbst die vielen Brücken sind in sehr gutem Zustand. Wenn man dann liest, das diese erst 1999 mit indischer Hilfe errichtet wurden, fragt man sich doch, warum die Inder ihre eigenen, meist einspurigen, Brücken nicht im Griff haben. Die Menschen hier sind sehr freundlich und etwas zurückhaltender als in Indien. Wir haben ca. 35°C Tagestemperatur und müssen uns nach dem Gebirgsaufenthalt daran erst wieder gewöhnen. Da Kathmandu selbst aber auch wieder ca. 1400 MN liegt, wird es sicher bald wieder frischer. Wir kommen gut voran und finden in Nepalganj auf Anhieb für knapp 4,00 € eine Platz auf dem Hof eines Hotels. Solche Dinge scheinen hier einfacher klärbar zu sein, denn es wird uns kein Zimmer aufgezwungen, sonder noch die Dusche eines Zimmers bereit gestellt. | 14.10.2003 | Gegen 8.00 Uhr ist die Nacht zu Ende und nach einem kurzen Frühstück geht es weiter Richtung Butwal. Die Strasse ist gut, nur als es in die Berge geht, sind die Auswirkungen des Monsun noch reichlich in Form von Erdrutschen, bis auf oder über die Strasse, zu spüren. Dann heißt es Sperre rein und langsam über Berge von Geröll und Erde. Aber wir kommen gut voran und erreichen Butwal gegen 16.30 Uhr. Auch hier finden wir wieder schnell einen Platz auf dem Hof eines Hotels. Leider sind die wenigen, hier wohnenden Touristen nicht sehr gesprächig, aber das liegt sicher daran, dass sie noch nicht so lange wie wir unterwegs sind. Nepal ist im Vergleich zum nördlichen Indien wegen der geringeren Bevölkerungsdichte und dem wenigen Verkehr erholsam ruhig und bietet ständig den Eindruck, man ist in einem Nationalpark. Da es in letzter Zeit terroristische Übergriffe (von maoistischen Terroristen) gegeben hat, sind auf den Strassen viele Sperren durch die Armee errichtet worden. Selbst die Insassen der Busse müssen aussteigen und werden einzeln kontrolliert. Wir dagegen kommen mit dem Hinweis "We are tourists" ungeschoren durch. Selbst in den Städten wie Butwal, sind auf Kreuzungen Maschinengewehrnester errichtet. Wir fühlen uns dementsprechend sicher. | 15.10.2003 | Der Hof des Hotels hatte sich über Nacht so gefüllt, dass kaum noch ein Spielzeugauto Platz gefunden hätte. Dadurch konnten wir ausschlafen und in Ruhe frühstücken, bis soviel Platz frei wurde, dass wir vom Hof fahren konnten. Laut Auskunft aller Befragten, soll die Strecke über Pokhara, die noch Beste nach dem Monsun von vor drei Monaten sein. Bei uns kam die berechtigte Frage auf, wie wohl die andere Strasse aussieht, wenn wir auf dieser mit nur maximal 25 Km/h voran kommen. Viele Erdrutsche und Geröllberge versperren uns den Weg. Wenn man nicht höllisch auf die Strasse acht geben müsste, könnte man sich an der herrlichen Landschaft viel mehr erfreuen. Am späten Nachmittag erreichen wir Pokhara und finden einen kostenlosen Campingplatz, zwar ohne Wasser und Strom, dafür aber sehr ruhig. Der Ort ist sehr touristisch und bietet alles, was man zum Leben braucht. Wir werden sicher einige Tage hier bleiben. | 16.10.2003 | Der Tag auf unserer kostenlosen Wiese begann mit mehrmaligen Rangieren, erst, weil wir mehr Sonne für unser Solar wollten, dann, weil wir einer Busladung zeltender Australier im Weg waren. Nach dem Frühstück konnten wir uns ausgiebig mit einem Pärchen aus Norddeutschland austauschen, die über die GUS, China und Tibet nach Nepal mit einem LKW-Wohnmobil gekommen sind und Indien noch vor sich haben. Zwischendurch hat Cordula unsere Schuh- und Geschenkekoffer um einiges erleichtert, in dem sie mit tibetanischen Strassenhändlerinnen stundenlang Tauschgeschäfte abgehalten hat. | 17.10.2003 | Nach dem wir unsere Seiten in einem Internet-Café auf den neuesten Stand gebracht haben, widmet sich Cordula der Wäsche und ich schaue nach allen zugänglichen Schraubverbindungen an unserem "Zug". Dabei komme ich mir vor wie ein Lokführer vergangener Tage der mit seinem Schraubenschlüssel alles abklopft und nach losen Teilen sucht. Da und Dort bin ich auch fündig geworden, aber nach fast 13.000 Km nicht verwunderlich. Am Nachmittag gehen wir einkaufen und ich leiste mir eine "Ganzkopfrasur". Der tüchtige Barbier, welcher gleichzeitig den Massagesalon betreibt, beginnt nach der Rasur mit einer Kopfmassage bei der er meine Verspannungen feststellt und ehe ich mir die Sache anders überlegen kann, verpasst er mir eine Rückenmassage die es in sich hat. Auch vom Preis! Aber er hat tüchtig geschwitzt und so bezahle ich ihn gerne, nicht ohne die Hoffnung morgen keinen Muskelkater zu haben. Cordula, die wirklich Rückenschmerzen hat, ist ganz neidisch, aber ich behaupte die Massage gibt es nur mit der komplett Rasur und so verzichtet sie lieber - jedenfalls für heute, da es schon dunkel wird und wir noch unser Abendbrot auf den Grill legen wollen. Es gibt leckeres Röstbrot aus der "German Backery" mit viel Knoblauch und gehacktes Bällchen aus einer indischen Tiefkühltruhe. | 18.10.2003 | Wir nehmen ein Motorrad runter und machen am Nachmittag eine kurze Besichtigungstour durch Pokhara-City. Neben dem Globetrottern aus Hamburg haben wir jetzt noch Oliver aus Sachsen-Anhalt mit dem Fahrrad hier auf dem Platz. Er war schon mal vor uns hier und die Hamburger, die schon ein paar Tage länger hier stehen, hatten ihn schon kennen gelernt. Oliver ist auch über die GUS, China und Tibet nach Nepal gefahren. Vieles, was er berichtet, ist für uns sehr interessant, da wir ja in ferner Zukunft auch noch nach Sibirien wollen und er diese Ecke schon bereist hat. Er will nächstes Jahr ab Mitte Februar wieder mit dem Fahrrad dorthin und plant dann eine Überfahrt über die Beringstrasse. Wir hoffen noch mehr von ihm zu erfahren und in Kontakt zu bleiben. Es wird also ein langer Abend bei anregenden Getränken und aufregenden Gesprächen. | 19.10.2003 | Am Morgen mache ich das Letzte, der 365 Päckchen einer Girlande, welche mir genau vor einem Jahr, von lieben Freunden geschenkt wurde, auf. Ab heute gehöre ich nun auch zu den "Alten Männern" und kann mich über diese nicht mehr so recht lustig machen. Cordula hat einen schönen Frühstückstisch (mit Tischdecke und Blumen !) gezaubert, an den wir uns gemeinsam mit den Hamburgern setzen. Oliver ist leider schon sehr früh nach Kathmandu aufgebrochen, da er seinen Rückflug umbuchen muss. Da tauchen ganz unverhofft die Tibetanerinnen mit ihrem Kleinhandel wieder bei uns auf. Da sie sich nicht abweisen lassen und immer freundlich lächeln, beginnt nach dem Frühstück wieder ein reger Tauschhandel. Unsere Frauen geben so ziemlich ihr letztes Hemd und nach zwei Stunden sitzen sie da, mit ihren Ketten und Ohrringen und die Tibetanerinnen gehen mit prallen Beuteln und Taschen vom Platz. Der Tag vergeht verständlicherweise sonst sehr ruhig und am Abend gehe ich mit Cordula Essen. Zur Feier des Tages gönne ich mir eine Flasche Rotwein und 650 Gramm Steak. Köstlich !! | 20.10.2003 | Wir gehen kurz ins Netz und sind ansonsten sehr faul. | 21.10.2003 | Nach dem Frühstück fahren wir nach Pokhara-City und suchen neuen Bezugsstoff für unsere Campingstühle. Die Plaste ist von der Sonne nach nunmehr sechs Jahren so gealtert, dass ich mit Flicken nicht mehr nachkomme. Nach einiger Suche haben wir Glück und finden Stoff für Tarnanzüge, der sehr robust erscheint und von der Farbe nicht zu empfindlich ist. Ein Schneider ist auch bald ausfindig gemacht, der uns die Bezüge nähen soll. Da es keine Vorlage gibt, muss viel erklärt werden, aber ich hoffe er hat alles verstanden. | 22.10.2003 | Im Ort wird viel privater Wäsche-Service, auch mit Waschmaschine (also nicht nur im Fluss) angeboten. Die Hamburger, Karin und Wolfgang, haben diesen Service mit Erfolg getestet. So werden wir heute großen Wäschewechsel machen und reichlich Wäsche abgeben. Wir sind gespannt, wie wir sie Morgen zurück bekommen. | 23.10.2003 | Mit der Wäsche ist Cordula ganz zufrieden und nach kurzem Nachtrocknen in der Sonne, ist auch die Wäsche erledigt. Wir fahren mit dem Motorrad durch Pokhara und suchen den Weg zur Pagode. Das ist ein Friedensmal welches, da auf einem Berg errichtet, einen herrlichen Ausblick auf das Himalayagebirge bietet. Als wir den Weg finden, ärgere ich mich, dass wir nur mit einem Moped und nicht richtig angezogen hier sind. Es ist eine sehr anspruchsvolle Geröllpiste mit einigen schönen Steigungen. Cordula ist aber ganz froh darüber und wir steigen zu Fuß zur Pagode hoch. Die Aussicht ist wirklich wunderschön. Am Abend trudeln noch Petra und Mustafa aus München auf dem Platz ein. Auch die Beiden sind seit 6 Monaten unterwegs und ebenso froh nach dieser Zeit ein paar Gleichgesinnte zu finden. Es gibt ein großes Hallo und die halbe Nacht vergeht mit interessanten Erzählungen wie im Flug. | 24.10.2003 | Wir holen unsere Bezüge für die Campingstühle ab. Zwar waren leichte Änderungen noch nötig, aber wir sind zufrieden. Für umgerechnet 10,00 € haben wir drei neue Bezüge, inkl. Stoff bekommen. Einen Stuhl habe ich schon neu bezogen. Ansonsten wird viel mit den Münchnern und den Hamburgern geratscht. | 25.10.2003 | Dieser Tag vergeht mit Einpacken und Abschied nehmen. Am Abend gehen wir alle zusammen Essen. Bei einem Schlummertrunk versprechen wir uns gegenseitig, per e-mail auf dem Laufenden zu halten. Karin und Wolfgang wollen Montag weiter in das Annapurna Gebiet und eventuell dort etwas wandern. Petra und Mustafa bleiben noch ein paar Tage in Pokhara und kommen dann auch nach Kathmandu. | 26.10.2003 | Kurz nach 9.00 Uhr rollen wir vom Platz, der nun doch noch etwas gekostet hat. Nachdem nun gleich mehrere Camper gleichzeitig da sind, wurde ganz schnell etwas Licht installiert und aufgeräumt, die "Saison" also eröffnet. Ab 20.10. war dann eine Kette am Tor und jeder der raus oder rein wollte, musste sich aufschließen lassen. Ab diesem Tag kostet die Übernachtung dann auch wieder 60 Rupees, wie in älteren Reiseberichten schon erwähnt. Trotzdem ist es schön, wenn dieser Platz auch weiterhin ein Treffpunkt für Overland - Fahrer bleibt. Ca. 20 Km hinter Pokhara wird die Strasse, abgesehen von einigen Erdrutschen und Felsen auf der Strasse, wieder gut befahrbar. Wir fahren immer entlang eines romantischen Flussbettes, auf dem auch einige Raftingboote unterwegs sind. Da wieder einmal ein hinduistisches Fest gefeiert wird, können wir beobachten, dass in den Dörfern heute überall viel geschlachtet wird und entsprechende Portionen unter den Verwandten aufgeteilt werden. Wir kommen gut voran und erreichen Kathmandu gegen 17.00 Uhr. Wolfgangs Beschreibung ist gut und so finden wir den Stellplatz auf Anhieb. Wir müssen rückwärts auf die kleine Wiese fahren, aber nach kurzem Rangieren stehen wir sehr ruhig und sicher hinter einem großen Tor. Wir haben wieder Strom, Dusche und WC, was uns die nächsten Tage hier angenehmer machen wird. | 27.10.2003 | Wir richten uns häuslich ein, schließlich werden wir einige Zeit hier bleiben. Der Landy soll neue Reifen bekommen, nach der Achse soll auch noch einmal geschaut werden und Kathmandu, als Hauptstadt Nepals, ist auch Sitz der ausländischen Botschaften. Wir haben also einiges vor und natürlich wollen wir uns noch viel mit den Motorrädern anschauen, denn so nah an den Mount Everest kommen wir sicher nicht so schnell wieder. | 28.10.2003 | Noch vor dem Aufstehen Lärm auf dem Hof. Ein Hymer-Mobil quält sich durch Tor. Als ich das Nummernschild sehe glaube ich es kaum, der Hymer kommt Overland aus UK. Gordon und Grece haben fast die gleiche Route genommen wie wir und abgesehen davon, dass sie über die schlechten Strassen schimpfen wie die Rohrspatzen, sind sie mit einigen Abendteuern auch hier angekommen. Nach dem Frühstück beginnen wir den Tag mit der Erkundung der näheren Umgebung. Wir stehen direkt gegenüber des "Monky-Tempel", der natürlich nur wegen der vielen hier lebenden Affen so genannt wird und richtig Swayambhu -Tempel heißt. Für den Nachmittag haben wir uns mit Arjen verabredet. Zur Erinnerung, Arjen haben wir in Quetta getroffen, als er mit der BMW R 80 GS nach Schweden unterwegs war. Er war insgesamt neun Wochen unterwegs und hat 14.052 Km an 20 Fahrtagen zurückgelegt. Seit einer Woche ist er nun wieder in Kathmandu und hat sicher viel zu berichten. | 29.10.2003 | Wir besuchen den Händler für Rover-Teile und die Werkstatt, welche uns Arjen vermittelt hat. Der Händler ist erstaunlich gut ausgestattet und die Werkstatt macht auch einen guten Eindruck. Durch das gestrige Treffen mit Arjen können wir uns schon etwas orientieren und fahren selbst, mit einem unserer Motorräder durch Kathmandu. Was wir bisher von der Stadt gesehen haben, ist im Gegensatz zu indischen Großstädten sauber - was aber nicht heißt, das es hier keine vor Dreck starrende Gassen gibt - und gefällt uns recht gut. Von der guten Versorgung machen wir gleich Gebrauch und kaufen reichlich Obst und Gemüse ein, was sonst in Nepal nicht so frisch und reichlich angeboten wird. Der Reifenkauf wird sich noch etwas hinziehen, zwar gibt es hier meine Michelinreifen, aber der Preis scheint der für Touristen zu sein. Da müssen wir noch dran arbeiten. Gestern haben wir gelernt, dass man hier nicht den Fahrpreis für’s Taxi aushandeln darf, wie in den vorangegangenen Ländern, sondern hier muss man auf das Einschalten des Taxometers bestehen, den alle zugelassenen Taxis haben müssen. Der Fahrpreis reduziert sich dann noch einmal um ein Drittel des hart verhandelten Preises. Additionen auf Rechnungen in Gaststätten oder beim Einkauf sollten ebenfalls immer nachgerechnet werden. Hier verrechnet man sich offensichtlich sehr regelmäßig zu seinen Gunsten. Liegt vielleicht an der Höhenluft ?? | 30.10.2003 | Auf dem Weg zur Botschaft von Myanmar müssen wir durch das Zentrum von Patna, einer ehemalig selbständigen Stadt, jetzt ein etwas weniger von Touristen frequentierter Stadtteil von Kathmandu. Die vielen Tempelbauten und Holzschnitzereien an den Gebäuden sind beeindruckend. Leider sind die Gassen oft so eng, dass nicht genügend Licht für gute Aufnahmen da ist. In der Botschaft kann oder will man uns nicht weiterhelfen. Der Officer hat nicht die "nötige Autorität", um in der Botschaft in Delhi nachzufragen, ob unser Antrag bearbeitet wird. Andererseits wird uns erklärt, dass es besser sei, über Bangladesch nach Myanmar zu reisen. In Bangladesch bekäme man ein Visa für Myanmar ohne Probleme auch für Overland-Fahrten. Wir müssen also noch einmal nach Delhi schreiben, um zu sehen, was aus unserem Antrag wird. | 31.10.2003 | Um die Wartezeit auf den Mechaniker, der sich unsere Achse ansehen will, zu überbrücken mache ich den üblichen Check, Öl, Diesel- und Luftfilter und nach gelockerten Schrauben suchen. Cordula macht wieder "Großputz" inklusive Wäsche waschen. Der Monteur lässt am späten Nachmittag mitteilen, er komme nun doch erst am Montag. Na ja, wir haben ja Zeit. |
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